Region | WWF Oberwallis Präsidentin zur aktuellen Klimadebatte
«Wir sind die absoluten Jetsetter»
Die Politikwissenschaftlerin und Präsidentin des WWF Oberwallis, Laura Schmid, interessiert sich von Kindesbeinen an für Umweltthemen. In einer Kolumne gibt sie den Lesern Klimaschutz-Tipps. Im Interview nimmt sie Stellung dazu.
Laura Schmid, in Ihrer Kolumne schreiben Sie, dass Plastiksäckchen einsparen eine gute Sache sei, aber überhaupt nicht ins Gewicht falle. Wie ist das zu verstehen?
Das Plastiksäckchen ist etwas, was man sieht. Wenn beim Wandern diese herumliegen, dann erhitzt das die Gemüter. Es ist daher besser, Wegwerfartikel wie das Plastiksäckchen zu vermeiden. Doch im Verhältnis zu anderen Umweltbelastungen, wie dem CO2-Ausstoss, dem Einsatz von Pestiziden oder dem Beheizen von Treibhäusern, fällt die Verwendung von Plastiksäckchen beim Einkauf nicht so sehr ins Gewicht.
Wären bezüglich der Faustregel «saisonal und regional» nicht die Grossisten in der Verantwortung, die Regale damit zu füllen?
Die Grossverteiler wären definitiv in der Pflicht. Ich finde, diese sollten viel mehr regionale Produkte im Sortiment haben und diese auch viel prominenter platzieren. Auch würde es mich nicht stören, wenn sie ihr Angebot einschränken und nur saisonale Produkte verkaufen würden.
Das Fleisch ist in den Läden verfügbar. Wie wollen Sie da vom Fleischliebhaber erwarten, weniger Fleisch zu konsumieren?
Es ist nicht notwendig, kein Fleisch zu essen. Aber es wird schlichtweg zu viel konsumiert. Daher wäre ein reduzierter Konsum ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz.
Auch im Wohnbereich wollen Sie das Klima schützen. Was muss sich ändern, damit man Ihrer Forderung nachkommt, die Ölheizung zu ersetzen?
Persönlich finde ich, dass es ein Ölheizungsverbot geben müsste. Aber ein Verbot ist schwierig, sodass es eine härtere Gesetzgebung braucht. Es sollte eine Regelung geben, die vorsieht, dass beim Ersatz der Ölheizung zuerst die Gebäudeisolation überprüft wird. Denn bei vielen älteren Häusern fehlt diese, sodass die Wärme nach aussen verpufft. Der Eigentümer erhält die Wahl, das Haus besser zu isolieren oder eine ökologischere Heizung einzubauen.
Ein weiterer Bereich ist der Flugverkehr. Ist nicht das Reiseverhalten der weltweiten Bevölkerung das eigentliche Problem?
Die Schweizer gehören in Sachen Vielfliegerei zur absoluten Weltspitze. Weltweit macht der CO2-Ausstoss aus dem Flugverkehr zwei Prozent aus. In der Schweiz sind dies 18 Prozent. Zudem nehmen die Schweizer in acht von zehn Fällen das Flugzeug. Von daher sind wir die absoluten Jetsetter.
Auch der Autoverkehr ist Ihnen ein Dorn im Auge. Ist es eine Willensfrage, um vom Auto auf andere Verkehrsmittel umzusteigen?
Das Autofahren ist für viele eine Gewohnheit. Das Auto ist in der Garage und sofort verfügbar. Da fällt es schwer, einen Effort zu leisten und die Reise anders in Angriff zu nehmen.
Zu guter Letzt nehmen Sie die Politik ins Visier. Was kann der Einzelne da überhaupt beeinflussen?
In Sachen Ölheizungen, bei den saisonalen Angeboten im Laden und der Preisgestaltung im Verkehr hat der Einzelne nur beschränkten Einfluss. Mit den eidgenössischen Wahlen hat jeder die Chance, die Parteien zu wählen, die in diesen Punkten auch wirklich etwas für die Umwelt bewegen.
Thomas Allet
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