Region | Oberwallis

Winter auf Teufel komm raus

Volles Rohr: Sofern es die Temperaturen erlauben, laufen die Schneekanonen im Oberwallis zurzeit auf Hochtouren. Im Bild: Bellwald.
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Volles Rohr: Sofern es die Temperaturen erlauben, laufen die Schneekanonen im Oberwallis zurzeit auf Hochtouren. Im Bild: Bellwald.
Foto: RZ-Archiv

Quelle: RZ 0

Wegen Schneemangels laufen in den Skigebieten die Schneekanonen zurzeit auf Hochtouren. Für die Gegner ist das sinnlos, für die Tourismusregionen überlebenswichtig.

Blauer Himmel, milde Temperaturen und Schneefall ist weit und breit nicht in Sicht. Nichtsdestotrotz stehen zahlreiche Oberwalliser Skigebiete kurz vor Saisonstart oder aber sind bereits geöffnet. Bei einer Umfrage ist der Tenor einhellig: Nur dank des kräftigen Einsatzes von Schneekanonen kann hierzulande derzeit Ski gefahren werden. Für die Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, Katharina Conradin, ist genau dieser zunehmende Einsatz von Schneekanonen sinnlos. Sie fordert aufgrund des Klimawandels und dem damit prognostizierten Anstieg der Schneefallgrenze ein radikales Umdenken: «Es wird allzu oft Geld anstatt in die Entwicklung von tragfähigen und ganzjährigen Tourismuskonzepten in die künstliche Beschneiung investiert. Damit wird das Problem nur verschoben, nicht gelöst.» Um die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung aufzuzeigen, hat Mountain Wilderness eine neue Studie erarbeitet. Diese zeigt beispielsweise das Ausmass der landschaftlichen Eingriffe beim Bau von Speicherseen auf. Demnach befinden sich volumenmässig rund 60 Prozent aller schweizweiten Speicherseen für die künstliche Beschneiung im Wallis. «Diese befinden sich alle in alpinen Höhenlagen. Der Eingriff in die Natur ist entsprechend gross und lässt sich nicht kaschieren.» Für das Füllen der Seen werde dem Ökosystem zudem unnötig Wasser entzogen, welches dann wieder andersweitig fehle. Conradin: «Alle Schneianlagen in der Schweiz verbrauchen zusammen soviel Wasser wie die ganze Stadt Bern in einem Jahr.»

Weniger Skifahrer

Weiter kritisiert Conradin den hohen Energieverbrauch sowie die hohen Kosten: «Da heute ein Drittel aller Bergbahnunternehmen in der Schweiz defizitär sind, muss sich die Politik fragen, ob es Sinn macht, diese künstlich am Leben zu erhalten.» Zudem habe der Anteil an Skifahrertagen schweizweit seit 1994 um einen Viertel abgenommen. Unter diesen Umständen reiche eine punktuel­le Beschneiung künftig völlig aus. Für den Vizepräsidenten der Walliser Bergbahnen, Berno Stoffel, ist das Argument der Vielzahl an Speicherseen fragwürdig: «Vielfach beziehen wir im Wallis das Wasser von Kraftwerkstauseen. Erstens wurden diese somit nicht für die Beschneiung gebaut und zweitens ist der Anteil des Wassers, das wir davon für die Bescheiung beziehen, sehr tief.» Zudem sei künstliche Beschneiung keine zusätzliche Umweltbelastung. Das Wasser werde aus dem Kreislauf entzogen und beim Abschmelzen im Frühling wieder der Natur zurückgegeben. Stoffel: «Es stimmt hingegen, dass der Energieverbrauch hoch ist.»

Tiefer Anteil an beschneiter Fläche

Weiter erklärt Stoffel, dass zurzeit im Wallis 30 Prozent aller Pistenkilometer künstlich beschneit werden können. «Das ist aufgrund der nach wie vor gros­sen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Skisports nicht viel.» Der Gast wolle heutzutage Schneesicherheit. Das sei das erste Kriterium bei der Wahl von Sportferien. «Kunstschnee ist unerlässlich und darum muss weiter kräftig in Schneianlagen investiert werden», so Stoffel. Der Nachholbedarf diesbezüglich sei gross. Schliesslich gehe es in den Berggebieten auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Auch der Klimwandel ändere daran nichts. «Aufgrund der eher höheren Lage der Walliser Skigebiete kann bei uns auch künftig immer irgendwie Ski gefahren werden.» In tieferen Lagen hingegen stelle sich künftig schon die Sinnfrage.

Peter Abgottspon

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