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Wenn Hausaufgaben die Familie stressen

Können den Familienfrieden empfindlich stören – die täglichen Hausaufgaben.
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Können den Familienfrieden empfindlich stören – die täglichen Hausaufgaben.
Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Mariette Burgener und Diana Stöpfer helfen bei Problemen mit den Hausaufgaben.
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Mariette Burgener und Diana Stöpfer helfen bei Problemen mit den Hausaufgaben.
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Nicht nur für Kinder und Jugendliche bedeutet das neue Schuljahr viel Arbeit. Auch die Eltern stehen oft unter Stress, vor allem wenn es um die Hausauf­gaben geht.

Hausaufgaben gehören zur Schule dazu. Bei den meisten sind sie nicht allzu beliebt, dennoch wollen sie gewissenhaft erledigt werden. Wenn dies aber nicht klappt, und das Kind mit der verlangten Leistung überfordert ist, so kann schnell der Haussegen schief hängen.

Hausaufgaben führen zu Streit

«Ich hatte schon die Situation, dass ein Familienvater nach der Arbeit nicht mehr gerne nach Hause ging, weil er wusste, dass ihn dort jede Menge Stress wegen den Hausaufgaben erwarten würde», sagt Lerntherapeutin Mariette Burgener. «Eine Situation, die Familien vor grosse Herausforderungen stellen kann, die es schnell zu lösen gilt.» Von Hausfriedensbruch wegen Hausaufgaben spricht die Lernexpertin gar. Doch was ist der Grund, dass Hausaufgaben, die zum Schulalltag dazugehören, wie das Salz zur Suppe, zu solchen Konflikten führen? «Es gibt verschiedene Faktoren, die ein Konfliktpoten­tial bergen», sagt Lerntherapeutin Diana Stöpfer. «Einerseits kann die grosse Menge an Hausaufgaben dazu führen, dass ein Kind überfordert ist.» Dann, so Stöpfer, bittet das Kind seine Eltern um Hilfe. «In diesem Moment fühlen sich die Eltern dann verpflichtet, sich so lange mit dem Kind an die Aufgaben zu setzen, bis diese erledigt sind, auch wenn das sehr lange dauert.» Da sei es kaum verwunderlich, dass der Stresslevel in der Familie ansteige. «Hält ein solcher Zustand an, ist der Hausfrieden ernsthaft in Gefahr», sagt Stöpfer. «Hinzu kommt, dass in den höheren Klassen die Aufgaben die Kompetenzen der Eltern übersteigen können», fügt Lerntherapeutin Mariette Burgener an, «was den Konflikt zusätzlich verschärfen kann.»

Nicht mehr üben als das Kind

Aus diesem Grund raten die Expertinnen, die Kinder schon früh zu Selbstständigkeit beim Erledigen der Hausaufgaben zu erziehen. «Hausaufgaben sind im Grund etwas, das das Kind alleine erledigen sollte», sagt Mariette Burgener. «Darum darf man auch ruhig einmal sagen: ‹Mama geht nicht mehr zur Schule, das musst du alleine machen›.» Sie kenne Fälle, in denen die Mutter plötzlich besser Flöte habe spielen können als das Kind selbst, beschreibt die Lerntherapeutin einen Fall aus der Praxis. «Geht es zum Beispiel um Mathematikaufgaben ist es sicher nicht im Sinne des Lernerfolgs des Kindes, dass die Hausaufgaben von den Eltern gelöst werden.» Selbstverständlich könne und solle man das Kind bei den Aufgaben unterstützend begleiten, «aber mit Mass», so Burgener.

Probleme erkennen und beheben

Stellen Eltern fest, dass die Hausaufgaben zum Problem für Kind und Familie werden, so raten die Expertinnen zum raschen Handeln. «Je früher man reagiert, desto besser», sagt Diana Stöpfer. Der erste Schritt sollte dabei immer die Kontaktaufnahme mit der Lehrerin oder dem Lehrer sein. «Die Lehrperson kennt das Kind und seine Leistungen am besten», sagt Stöpfer. «Mit der Lehrperson zusammen kann die Familie dann nach Lösungen suchen, damit man dem Hausaufgabenproblem richtig begegnen kann. Ist das Thema Hausaufgaben am Familientisch ein ständiges Thema, so sollte man die Angelegenheit einmal kritisch hinterfragen», sagt Mariette Burgener. «Auch wenn Eltern das Gefühl haben, dass der Lernaufwand und die erbrachten Leistungen in keinem guten Verhältnis stehen, sollte die gesamte Situation, vielleicht auch zusammen mit Experten, d.h. mit Fachpersonen vom ZET Zentrum für Entwicklung und Therapie des Kindes), oder dann in einer Lerntherapie analysiert und verbessert werden.» Hausaufgaben seien entscheidend für den Lernerfolg des Kindes, da sie der Vertiefung des gelernten Stoffs dienen würden, sagt die Expertin mit eigener Praxis. «Darum ist es wichtig, dass sie nicht eine Belastung für das Kind und dessen Familie darstellen.»

Das richtige Lernumfeld

Wichtig ist aber dennoch, dass die Hausaufgaben nicht die gesamte Freizeit des Kindes in Anspruch nehmen», sagt Kollegin Diana Stöpfer. Darum ist es sinnvoll, einen Zeitplan für die Hausaufgaben aufzustellen.» Das verhindert einerseits, dass die Arbeiten zeitlich ausufern, andererseits fördert es die Gewohnheit, Hausaufgaben zügig und effizient zu erledigen. «Deshalb raten wir auch davon ab, dass während dem Erledigen der Hausaufgaben der Fernseher läuft», sagt Mariette Burgener. «Auch auf Musik sollte verzichtet werden.» Bezüglich Handys haben die Expertinnen eine klare Meinung. «Die haben bei den Hausaufgaben nichts zu suchen, da sie eine massive Ablenkung darstellen», erklären sie. «Falsch wäre es aber, dem Kind für die Zeit der Hausaufgaben das Handy wegzunehmen. Vielmehr sollte man im Gespräch einen Weg finden, dass das Kind das Handy während den Hausaufgaben ausschaltet und einen richtigen Umgang damit erlernt.

Martin Meul

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