Tourismus | Hotels in der Krise

«Weitere Hotels in finanziellen Nöten»

Georg Anthamatten stimmt die aktuelle Situation des Walliser Tourismus nachdenklich.
1/1

Georg Anthamatten stimmt die aktuelle Situation des Walliser Tourismus nachdenklich.
Foto: RZ

Quelle: RZ 16

Er ist VR-Präsident von zwei finanziell angeschlagenen touristischen Unternehmen. Im Gespräch erklärt Georg Anthamatten die Gründe der Misere und wie es weitergeht.

Herr Anthamatten, die laufende Nachlassstundung der Torrent-Bahnen in Leukerbad sowie des Ferienart Walliserhof in Saas-Fee laufen im Mai aus. Ist eine Rettung in Sicht?

Bei den Torrent-Bahnen laufen die Verhandlungen mit den Gläubigern weiter. Dort ist vor allem die Walliser Kantonalbank involviert. Der Steuerungsausschuss der Gemeinde Leukerbad hat ein Zukunftsmodell ausgearbeitet, in das die wichtigsten Leistungsträger eingebunden werden. Die Torrent-Bahnen sollen nach erfolgreicher Sanierung dort integriert werden. Sollte dies wider Erwarten nicht gelingen, so werden wir die Verlängerung der Nachlassstundung beantragen. Keine Seite hat Inte­resse an einem Konkurs. Beim Ferienart konnten die laufenden Zahlen erfreulicherweise stabilisiert werden. Hier ist die Suche nach einem Käufer im Gang.

Und wie heisst der Käufer?

(lacht.) Der potenzielle Käufer eines Betriebs dieser Grösse ist in der Regel nur der Investor und führt diesen nicht selbst. Das heisst, dem Käufer muss gleichzeitig auch eine Betriebsgesellschaft präsentiert werden. Die Herausforderung hierbei ist, einen Investor und Betreiber zu finden, zusammenpassen und zusammenarbeiten können. Das ist uns noch nicht gelungen. Falls es auch hier bis im Mai keine Lösung gibt, so werden wir ebenfalls die Verlängerung der Nachlassstundung beantragen.

Was für unmittelbare Auswirkungen hat all dies für den Gast?

Beide Betriebe werden in gewohnter Weise weitergeführt. Der Gast merkt davon nichts.

Werfen wir einen Blick auf die allgemeine Situation des Walliser Tourismus. In Ihrer Funktion als Treuhänder haben Sie Einblick in zahlreiche weitere Betriebe. Wie schätzen Sie die allgemeine Lage ein?

Die Zahlen für diesen Winter stehen noch aus – aber man muss davon ausgehen, dass die Zahlen nochmals rückläufig waren und dies auf einen bereits schwachen Vorwinter. Die finanziellen Schwierigkeiten werden sicher zunehmen.

Liegt es nur am Wechselkurs oder gibt es noch weitere Gründe?

Der Wechselkurs trägt auch dazu bei. Aber nicht nur. Die Probleme liegen weiter zurück. Bis vor einigen Jahren befanden sich die Hotels in einem Nachfragemarkt. Das heisst, die Auslastung kam praktisch von alleine. Heute befinden wir uns im Angebotsmarkt. Das Angebot ist grösser als die Nachfrage. Darunter leidet die notwendige Auslastung. Viele Hotels haben sich dieser über Jahre schleichenden Marktveränderung zu wenig oder gar nicht angepasst. Und haben zudem in der Regel nicht die notwendige Grösse. Heutzutage ist eine scharfe Positionierung auf dem Markt unumgänglich. Und diesbezüglich haben wir im Wallis grosse Defizite. Es gibt aber auch gute Beispiele.

Stichwort Wertschöpfung. Diese hat mit den Zimmerpreisen zu tun. Und diese sind nicht zuletzt auch wegen der Internetbuchungsplattformen stark unter Druck geraten...

Absolut. Das Problem dabei: Die Preise der verschiedenen Anbieter sind für den Gast unmittelbar vergleichbar. Für den Beherberger bedeutet dies aber Preisdruck. Trotz auch positiver Aspekte ist der Beherberberger bei Onlinebuchungen der Verlierer. Nachweislich sind die Preise in den letzten Jahren gesunken und hinzu kommen auch die hohen Buchungskommissionen.

Sie erwähnen Nachfragerückgang und Preisdruck. Somit ergibt sich auch ein Überangebot?

Ja. Senkt in einer Destination ein «Gros­ser» wie beispielsweise Saas-Fee die Preise, so leidet das ganze Tal. Umgekehrt findet das Ganze natürlich auch statt. Wenn der «Top-Ort» floriert, fällt auch etwas für die kleineren Stationen ab. Dieser Effekt kann übrigens nicht nur innerhalb einer Destination oder wie angesprochen in einem einzigen Tal beobachtet werden, sondern auch überregional.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Senkt eine international bekannte Des­tination wie Zermatt die Preise, so leiden alle anderen auch. Umgekehrt findet dieser «Sogeffekt» natürlich auch statt, hätte dann aber eine positive Wirkung.

Müsste dafür aber die Politik nicht gewisse strukturelle Defizite ausgleichen?

Die Politik ist in Sachen Rahmenbedingungen gefordert. Der Tourismus und die Wirtschaft sind beide überreguliert. Aufgrund der Vielzahl von Vorschriften und Auflagen ist es für ein Hotelbetrieb oftmals schwierig, sich weiterzuentwickeln. Und genau dies ist aber unabdingbar, um sich dem ständig ändernden Markt anzupassen. An Boden verlieren dabei nebst den Hotels auch die Bahnen und das gesamte Gewerbe. Die Politik hat jedoch auch gewisse Instrumente geschaffen wie touristische Fördergelder. Um an diese zu kommen, sind die Hürden sehr hoch. Dennoch kommen wir an einer Strukturbereinigung in sämtlichen Bereichen nicht herum. Da muss der Hebel angesetzt werden.

Peter Abgottspon

Artikel

Kommentare

  • Antonio - 47

    Wenn Preise senken, Leute sicher wieder denken.

  • Goms - 214

    Das schlimmste im Wallis ist die Bedienung in Restaurant und Hotel. Man wird nur noch mit " salü - was willst du " angesprochen.

  • Dummer Nixversteher - 2018

    In jeder Touristenregion der Welt reissen Hoteliers vermeintliche "Ausländer raus!"-Plakate sofort runter, weil Ausländer ihre Lebensgrundlage sind.

    Schweizer Hoteliers dagegen hängen solche Plakate sogar noch selbst auf;
    z.B. in dem sie selbst Mitglied in der SVP sind, dieser spenden oder sie ankreuzen;
    wundern sich dann, dass von Saision zu Saison die Gästezahlen rückläufig sind,
    und grübeln dann, woran das denn wohl liegen könnte....

    Das muss eine intelligente Schläue sein, die sich mir verschliesst.

    Dass ihre Gäste die Plakate sehen und die dazugehörigen Abstimmungsergebnisse auch daheim im Internet nachlesen können.... - NEIN! Nein, daran liegt das ganz, ganz sicher nicht!

    Man kläre mich mal auf:
    Was wissen schweizer Hoteliers, was alle anderen auf der Welt noch nicht geschnallt haben?

    • Dummer Nixversteher - 36

      @Brigitte von Bosch

      Danke.
      Noch sind die Chancen nicht vergeben und das Potential noch nicht verspielt.
      NOCH nicht.
      Aber offenbar wird derzeitig alles drangesetzt mit Volldampf in diesen Abgrund zu donnern.

      Der Punkt, den ich provokant zum Nachdenken anregen wollte, ist:
      Man kann nicht als Touristenregion derartig stark hinter der SVP und ihrer Ausländerfeindlichkeit stehen.

      Auch wenn sie es nicht direkt unter die Nase gerieben kriegen (gibt's auch, solche Fälle!), die Gäste spüren das.

      Und gepaart mit der durchaus auch angebrachten Kritik, wie von Max Frankfurt - solche Fälle gibt's nämlich eben auch (immer und überall) - ist das für eine Touristendestination tötlich.
      (@ Max Frankfurt: Ich glaube, Sie haben da mit Pech etwas falsch gebucht; fragen Sie mich. Sie legen dann vielleicht, nicht unbedingt, nochmals 5..10% auf den Urlaub drauf, aber dann passt das Preis-Leistungsverhältnis definitiv! ;-)

      Entweder Tourismus oder "Ausländer raus!"
      Man kann sich ja frei entscheiden, was man will.
      Aber beides gleichzeitig passt eben einfach vorne und hinten nicht zusammen!
      Und das kann doch wohl nicht so schwer sein, das zu kapieren.

      Sicher ist dies nicht der einzige Grund für nicht zufriedenstellende oder gar rückläufige Gästezahlen - aber es ist sicherlich auch kein nicht ganz zu Vernachlässigender.

      Ich verfolge die Debatte "Probleme Tourismus im Oberwallis" seit mehreren Jahren, und stelle immer wieder fest, dass sowohl sämtliche Fachleute im Bereich Tourismus ebenso wie Politiker (jeden Coleurs) und Medien, die zum Thema Stellung nehmen, genau diesen Punkt offenbar scheuen, wie der Teufel das Weihwasser.
      Es wird alles mögliche in Betracht gezogen unthematisiert - nur eben genau dieses nicht.

      Klar, bei über 50...>60% Zustimmung im Oberwallis zu SVP-Initiativen kann ich verstehen, dass sich da niemand unbeliebt machen will.
      Aber wenn man ein Problem wirklich lösen will, dann muss man auch die unbequemen Punkte anpacken.
      Und in diesem Fall lautet er klip und klar:
      Tourismus und offen zur Schau gestellte Ausländerfeindlichkeit passen nicht zusammen.
      Entscheided Euch, was Ihr wollt, und dann handelt konsequent danach!

    • Brigitte von Bosch - 87

      Ich finde Ihren Namen nicht gerechtfertigt. Sie sind absolut nicht dumm, Sie verzweifeln an der Dummheit Ihrer Mitmenschen. Wahrscheinlich steckt eine große Frustration über vergebene Chancen und verspieltes Potential eine große Rolle in der Selbstdarstellung der Schweizer. Wie aus der Ecke wieder herausfinden? Wie Anschluss halten?
      Meine persönliche Empfehlung an Sie: entdecken Sie neues, es lohnt.

  • Menschenkenner - 304

    Das Problem ist nicht der starke Franken. Das Problem liegt eher an über Angebote im Luxus-Bereich, immer Mehr, immer Besser " Resultat alles wird Teurer und den Leuten fehlt schlicht weg das liebe Geld..

    • Max Frankfurt - 182

      Ja, das ist auf der einen Seite bestimmt richtig: der Markt für hochpreisigen Tourismus ist begrenzt.
      Aber was ich hier im Wallis während meines letzten Aufenthalts im Februar gesehen habe, hat mit Luxus nichts zu tun. Zugegeben, in Zermatt war ich nicht, sondern im Goms - Fiesch, Brig, Bellwald, Ernen. Dort gibt es keinen Luxus. Alles ist alt und verschlissen. Die Skigebiete sind teils wie im Osteuropa der 1990 er Jahre. Die Hotels sind unterster Standard. Die Restaurants sind auch eher einfache Küche mit TK-Produkten und Frittiertem. Nur die Preise waren Luxus! Eine wirklich tödliche Kombination für die Branche. Ich habe noch nirgends auf der Welt so wenig Gegenleistung für mein Geld erhalten wie dort.

  • luwa - 922

    Der Staat sollte ihnen wenigstens die unnütz verschleuderten Wolfsgelder geben.

  • Fin Gerinpo - 315

    Super-Sause, weiter so!

  • Carmen Braun - 6425

    @Bregy: die schönen Plakate zum Minarettverbot und die Initiative zum Kopfbedeckungsverbot werden wohl kaum mehr Touristen aus dem arabischen Raum ins Wallis locken.

    • Markus Stichler - 1516

      @Frank
      Die kommen ja auch schon nicht mehr. Auch schon gemerkt?
      Auf die reichen Ölscheichs, ihre Familien und ihr Geld wird man hier ohnehin auf sehr lange Zeit verzichten müssen.
      Die fahren jetzt schon woanders hin.
      Die haben die Bilder der SVP-Plakate sehr deutlich verstanden.

    • G. Bregy - 1225

      Klar doch, Frau Zenruffinen !

    • Frank - 1557

      Auf solche Touristen können wir gerne verzichten. Diese Menschen samt ihrer Steinzeitkultur sollen in der Wüste bleiben.

  • Klara Zenruffinen - 6431

    Teurer Franken dank Abschottung + plakatierter allgegenwärtiger Ausländerhass = weniger Gäste aus dem Ausland + weniger Übernachtungen.

    • G. Bregy - 2769

      Guten Tag Frau Zenruffinen. Diesen Spruch haben wir schon mehrere Hundert mal von Ihnen gehört. Bringen Sie mal sachliche Argumente !

  • Frank Petersen - 9717

    Geht endlich m,it euren horrenden Preisen runter dann kommen auch wieder mehr Touristen was dann wieder zu mehreinnahmen führen wird. Solange aber sich eine 4 Köpfige Familie einen Urlaub in Saas Fee oder Zermatt garnicht mehr leisten kann werden diese sich nach Kostengünstigeren alternativen umschauen.
    1 Beispiel: Ich war mit 2 Freunden in Zermatt und wollte ihnen den Gletscherpalast zeigen. Am Ticketschalter erklärte man mir das wir 99 CHF pro Person zahlen sollten um rauf und runter zu kommen. Meine Freunde und ich haben dann lieber verzichtet.
    Fazit: Sorgt dafür das Normalsterbliche sich den Urlaub leisten können dann kommen auch wieder mehr..... Spielt weiter mit euren Utopyschen Preisen und ich als Laie prophezeie euch eine Pleitewelle!

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31