Region | Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken
Walliser Ärzte fordern mehr Lohn
Die Walliser Ärzte wollen für ihre Leistungen besser bezahlt werden. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen verbessert werden, um Kosten zu sparen.
Bekanntlich wird es zunehmend schwierig, Nachfolger für die Walliser Hausarztpraxen zu finden, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Schweizweit sind derweil sämtlichen medizinischen Leistungen eine genaue Zahl Taxpunkte zugeordnet. Wie viel Geld ein Arzt für eine Leistung im ambulanten Bereich erhält, hängt wiederum vom sogenannten Taxpunktwert ab, der von Kanton zu Kanton unterschiedlich ist. Während ein Punkt in der Waadt einen Wert von 96 Rappen hat, sind es im Wallis nur 82 Rappen, der tiefste Wert der Schweiz. Ein Walliser Arzt muss, um den selben Lohn wie ein Waadtländer Arzt zu erhalten, also deutlich mehr arbeiten, da den Behandlungen überall die gleiche Zahl Taxpunkte zugeordnet ist.
Bessere Rahmenbedingungen gefordert
Die Walliser Ärzte wollen diese Benachteiligung nun bekämpfen. Darum haben sie auf Ende Jahr den Taxpunktwert-Vertrag mit den Krankenkassen gekündigt. «Um die ärztliche Versorgung im Wallis in den nächsten Jahrzehnten sicherzustellen, ist es unerlässlich, dass es auch lohntechnisch wieder attraktiver wird, im Wallis als Arzt zu arbeiten», sagt die Walliser Ärztepräsidentin Monique Lehky Hagen. «Aus diesem Grund wollen wir in den kommenden Monaten mit den Krankenkassen einen höheren Taxpunktwert für das Wallis aushandeln.» Steigen soll der Wert um rund 10 Prozent. «Wenn wir dem Ärztemangel im Wallis entgegenwirken wollen, müssen wir die Rahmenbedingungen unbedingt verbessern», führt Lehky Hagen aus. «Einen jungen Mediziner dazu zu bewegen, im Wallis zu praktizieren, ist schwierig, wenn er ein paar Kilometer weiter in einem anderen Kanton mit weniger Arbeitsbelastung deutlich mehr verdienen kann. Darum brauchen wir eine zeitgemässe Entlöhnung für die Walliser Ärzte im ambulanten Bereich.»
Mehr Effizienz gegen Kostenexplosion
«Es ist klar, dass wir nicht einfach mehr Lohn fordern können, ohne unseren Beitrag zur Kostendämpfung zu leisten», sagt die Ärztepräsidentin. «Wir wollen ungerechtfertigte Prämiensteigerungen möglichst verhindern.» Den Spagat zwischen einem höheren Taxpunktwert für die Ärzte und gleichzeitig übermässig steigenden Prämien will die Ärzteschaft durch eine verbesserte Nutzung der Ressourcen und einer besseren Zusammenarbeit mit den Partnern im Gesundheitswesen schaffen. «Am 1. September treffen sich Vertreter der verschiedenen Disziplinen in Siders zu einer grossen Tagung, um über neue und effizientere Wege der Zusammenarbeit zu diskutieren», sagt Lehky Hagen. «Mit dabei werden die Ärzte, die Apotheker aber auch Physiotherapeuten und andere Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen sein.» Durch eine verbesserte Zusammenarbeit sollen vorhandene Ressourcen besser genutzt und die Dienstleistungen für die Patienten verbessert werden. Für die Finanzierung dieser verschiedenen Zusammenarbeitsprojekte, wie z. B. für den Hausarztnotfall HANOW, sei die Höhe des Taxpunktwertes entscheidend, so die Ärztepräsidentin. «Solche Projekte seien wiederum matchentscheidend für die Attraktivität des Arztberufs im Wallis.»
Patientenumfrage lanciert
Um auch die Bevölkerung in die Debatte um die Entlöhnungsproblematik der Walliser Ärzte miteinzubeziehen, hat der Walliser Ärzteverband eine gross angelegte Umfrage lanciert. «Auf unsere Homepage können die Walliserinnen und Walliser seit heute ihre Meinung zu unserem Gesundheitswesen kundtun», sagt Lehky Hagen. «Wir wollen zum Beispiel wissen, wie schwer oder einfach der Zugang zu einem Hausarzt oder Spezialisten ist. Aber auch, ob die Bevölkerung unser Taxpunktprojekt unterstützt und ob die Bereitschaft besteht, mehr Geld für den Erhalt einer qualitativ hochstehenden medizinischen Versorgung im Wallis auszugeben.»
Martin Meul
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Kommentare
Richard Meier - ↑3↓2
Das sind ja nicht Löhne, sondern die Preise, welche die Ärzte für ihre Dienstleistungen in Rechnung stellen können. Die Personal- und Infrastrukturkosten wie Mieten usw. sind in der Genferseeregion durchschnittlich 10% höher, daher der höhere Taxpunktwert. Mit dem Ertrag des Betriebes des Arztes (=Lohn) hat das überhaupt nichts zu tun, da der Aufwand im Wallis auch kleiner ist! Es ist zwar keine Diskussion, dass die Taxpunktwerte der Ärzte zu tief sind und seit den 90er Jahren nie mehr an die Teuerung und an die stark gestiegenen Personal- und Infrastrukturkosten angepasst worden sind, aber einen Nachteil für das Wallis lässt sich aus den regionalen Unterschieden nicht ableiten!
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Kein Arzt - ↑9↓3
Natürlich kann man die Ärzte verstehen, schliesslich hat niemand etwas gegen mehr Lohn, das ist menschlich. Aber eine Lohnerhöhung um 10% bei der derzeitigen Kostenexplosion im Gesundheitswesen stösst doch auf Unverständnis. Kommt hinzu, dass gemäss statistischem Amt die Löhne generell in der Genferseeregion um 15-20% höher sind als im Wallis. Könnte man also sagen, dass die Ärzte mit ihren 82 Rp. gegenüber den 96 Rp. in Lausanne gar nicht so schlecht weg kommen...
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