Grächen | Missstimmung wegen Kurtaxenerhöhung
Vorwurf von Schildbürgertum in Grächen
Der Vorschlag betreffend die neuen Kurtaxenansätze passt nicht allen. Vor allem die Art und Weise der Erhöhung stellt die IG Zweitwohnungsbesitzer infrage. Die Gemeinde wehrt sich.
Zurzeit überarbeiten zahlreiche Tourismusorte ihre Kurtaxenreglemente. So auch Grächen. Dort wurde das Unterfangen letztes Jahr aber vorerst auf Eis gelegt, weil gegen das homologierte Kurtaxenreglement von Leukerbad beim Bundesgericht eine Beschwerde hängig war. Diesen Entscheid wollten die Grächner für ihr weiteres Vorgehen deshalb abwarten. In der Zwischenzeit ist das Verdikt der Lausanner Richter gefallen. Demnach muss bekanntlich der durchschnittliche Belegungsgrad für die Pauschalberechnung der Ferienwohnungen nach unten angepasst werden.
Zwei gespaltene Lager
Diese Senkung wurde nun auch beim neuen Entwurf des Grächner Reglements übernommen. Konkret: Der letztjährige Vorschlag ging von einem Belegungsgrad von 60 Nächten zu 3 Franken Kurtaxe aus. Der neue und angepasste Entwurf sieht demnach zwar weniger, sprich 46 Nächte vor, die Kurtaxe wurde aber kurzerhand auf 3.80 Franken erhöht. Dieses Vorgehen stösst der «IG Zweitwohnungsbesitzer Grächen» (IG ZWB) sauer auf. Sie stellt genau diese «plötzliche» Erhöhung infrage. «Das hat schon fast Züge von Schildbürgertum», heisst es aus ihren Kreisen. Pikant: Die Grächner Zweitwohnungsbesitzer sind in zwei Lager gespalten und liegen sich schon seit Längerem in den Haaren. Zum einen besteht ein offizieller «Verein der Zweitwohnungseigentümer» (VZWEG) mit knapp 100 Mitgliedschaften, welcher diesen Frühling gegründet wurde. Zum anderen gibt es die erwähnte IG, welche nach eigenen Angaben rund 60 Mitglieder zählt.
Gemeinde rechtfertigt sich
Entsprechend gehen nun auch in Sachen Kurtaxen deren Meinungen auseinander. Für den VZWEG-Präsidenten Peter Aegerter ist die Erhöhung nämlich «o.k.», wie er sagt. Ein offizieller Vorstandsbeschluss sei aber noch nicht gefasst worden. Zur IG habe der Verein «auf einer vernünftigen Basis wieder Kontakt», sagt Aegerter. Für den Grächner Gemeindepräsidenten Christof Biner ist die Erhöhung gerechtfertigt, da der Tourismus seit zwanzig Jahren mit demselben Budget operiere. «Wir haben auf Kosten von Gemeindeprojekten immer wieder quersubventioniert», sagt er. Deshalb brauche der Tourismus nun mehr Mittel, um konkurrenzfähig zu bleiben. «Wenn nicht, hat das in Zukunft einen massiven Wertzerfall zur Folge», so Biner. Wer das nicht unterstütze, schade sich selbst und der Entwicklung von Grächen. Zum Schluss der Vergleich mit Leukerbad: Nach dem Bundesgerichtsentscheid wurde dort der Belegungsgrad verständlicherweise gesenkt, der Kurtaxenansatz jedoch beibehalten. Die damit verbundenen Mindereinnahmen hätten nun eine Neubeurteilung der touristischen Leistungen zur Folge, heisst es auf Anfrage.
Peter Abgottspon
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