Baltschieder
Vom Edel-Anschieber zum Bobpiloten
Baltschieder Seit drei Jahren ist Michael Kuonen als Anschieber im Eiskanal unterwegs. Kommende Saison sitzt er selber hinter den Steuerseilen – damit ist er der erste Bobpilot aus dem Oberwallis.
Eine wahre Rücktrittswelle hat jüngst den Schweizer Bobsport erfasst. Mit Rico Peter, Beat Hefti und Clemens Bracher beendeten die drei bekanntesten Schweizer Bobpiloten allesamt ihre Karriere. Jetzt sollen es eine Reihe junger Piloten richten, die bisher Anschieber waren. Einer davon ist Michael Kuonen aus Baltschieder.
Erster Oberwalliser Bobpilot
Der «Blick» bezeichnete den 27-Jährigen jüngst als «Edel-Anschieber». Kuonen gilt nämlich als einer der besten der Schweiz. Deshalb wurde er an den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang vom Bobverband als Anschieber dem stärksten Schweizer Viererbob-Team um Steuermann Rico Peter zugeteilt. Für eine Medaille hat es trotzdem nicht gereicht. Wegen eines misslungenen Startlaufs mussten sich die Schweizer mit dem undankbaren vierten Rang begnügen. Mit seinem Stammpiloten Clemens Bracher konnte Kuonen in der vergangenen Saison seinen ersten Weltcupsieg feiern und wurde 2018 Schweizer Meister im Zweier und im Vierer. Dass er sich jetzt, als erster Oberwalliser überhaupt, selber hinter die Steuerseile setzt und mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h den Eiskanal hinunterdonnert, ist keine spontane Entscheidung: «In den vergangenen Jahren bin ich nach der Wettkampfsaison jeweils regelmässig selber Bob gefahren. Im Laufe der Saison 2016/2017 ist der Entschluss dann gereift, es nach der Olympiasaison als Pilot zu versuchen. Der Verband hat mich darin ermuntert», erklärt Kuonen. Seine Sporen muss er sich vorerst im Europacup abverdienen. Stimmen die Resultate, darf er dann auch im Weltcup starten. Zurzeit ist Kuonen damit beschäftigt, sein Team für die kommende Saison zu formieren und Sponsoren zu suchen. Parallel dazu läuft das Sommertraining. So kann es vorkommen, dass er neben einem 8-Stunden-Arbeitstag bei Lonza noch zwei Stunden trainiert und vier Stunden mit administrativer Planungsarbeit rund um sein Bobteam beschäftigt ist. Im Gegensatz zu den stärksten Bobnationen, wo mittlerweile die besten Leute allesamt Profis sind, ist das Bobfahren in der Schweiz ein Amateursport geblieben. «Deshalb hat die einstige Bobhochburg Schweiz nun Mühe, mit der Weltspitze mitzuhalten», sagt Kuonen.
Bobcontest an Beach Nights
Im Rahmen der Vespia Beach Nights vom 11. und 12. August veranstaltet Kuonen einen Bob-Anschiebcontest. Dafür hat er eine 60 Meter lange Schienenstrecke aufgebaut, inklusive Zeitmessung. Damit wird der im Bobsport so wichtige Start simuliert. Jeder kann testen, wie schnell er den Bob anschieben kann. «In erster Linie will ich mit dieser Aktion den Bobsport im Oberwallis populärer machen», sagt Kuonen, «und falls sich im Bobcontest ein schneller Anschieber findet – in meinem Bobteam hat es noch Platz.»
Frank O. Salzgeber
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