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Vom Baumfäller zum Kirchendiener

«Sein» Reich: Martin Squaratti beim Eingang der Kirche in Glis.
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«Sein» Reich: Martin Squaratti beim Eingang der Kirche in Glis.
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Sein Arbeitsplatz ist die Kirche, sein Beruf Sakristan. Und nur Sakristan. Martin Squaratti stellt sich hundertprozentig in den Dienst der Kirche. Wie er sagt, hat er dort seinen Platz gefunden.

Die Kirche reinigen, Messen vorbereiten, etwas flicken, Gartenarbeiten, oder im Kirchenturm immer wieder nach dem Rechten sehen. Das und vieles mehr gehört zu den täglichen Arbeiten des 38-Jährigen aus Gondo, welcher in einer festen Beziehung lebt und Vater eines Kindes ist. Als Sakristan amtet er aber erst seit gut einem Jahr. Zuvor war alles anders. Rückblick: Nach der Schule in Gondo und Brig macht Squaratti in Naters die Schreinerlehre. Nach der Lehre hängt er noch ein Jahr an. Im Anschluss daran absolviert er in Simplon Dorf eine Zusatzlehre zum Forstwart. Danach verschlägt es ihn wieder in seine Heimat nach Gondo, wo er eine Stelle beim Wasserkraftwerk annimmt. «Die dortige Schichtarbeit hat mir gut gefallen. Wir haben jeweils drei Wochen am Stück gearbeitet und dann folgte eine ganze freie Woche», erklärt er. Das macht er insgesamt zwölf Jahre lang.

Aufenthalt im Kloster

«Bereits von Kindheit an spielte der Glaube eine wichtige Rolle», erklärt er. Er habe das von zu Hause aus mitbekommen. «Nach ein paar Schicksalsschlägen in meinem privaten Umfeld habe ich mich dann erst recht mit Religionsfragen auseinandergesetzt. So habe ich nach dem Sinn des Lebens gesucht und wollte mehr über Religion in Erfahrung bringen.» Er besinnt sich auf seine Wurzeln und sucht das Gebet. Damit nicht genug. Er verbringt eine Woche in einem Kloster in Rapperswil/SG. Danach absolviert er den zweijährigen Glaubenskurs. Wie er erklärt, werden dabei unter anderem die beiden Testamente vertieft oder aber ethische und moralische Fragen thematisiert. «Den Kurs konnte ich gut mit meiner Arbeit in Gondo kombinieren, da es sich jeweils um einzelne Blockkurse handelte und ich ja jeweils eine Woche freihatte. Es hat mir richtig gut gefallen. Aber als er fertig war, habe ich irgendwie gespürt, dass es für mich noch mehr gibt.»

Bewerbung in Glis

Das «Mehr» findet er in einer weiteren Ausbildung, dem eineinhalbjährigen Liturgiekurs. Nebst der Lehre der Sakramente lernt er in diesem auch den Aufbau einer Messe kennen und erfährt mehr über das Papsttum. Es kommt, wie es kommen muss. Eines Tages wird Squaratti auf ein Stelleninserat der Pfarrei Glis aufmerksam, in welchem ein Sakristan gesucht wird. Er bewirbt sich und erhält die Zusage. «Anscheinend entsprach ich als Handwerker und mit meiner Einstellung zum Glauben dem Anforderungsprofil», mutmasst Squaratti. Das war im letzten Jahr. Seither ist er Sakristan im Vollamt und ist somit Profi. «Ja», meint er, darauf angesprochen. Es gebe aber entsprechend zu tun. Nebst der Kirche und den damit verbundenen Arbeiten kümmert er sich um die Aufbahrungskapelle und das Pfarreiheim. Ihm zur Seite steht eine weitere Mitarbeiterin, welche Teilzeit arbeitet.

Diplomarbeit kurz vor Abschluss

Um die Tätigkeit als Sakristan gewissenhaft auszuüben, macht er mit der Sakristanenschule in Einsiedeln eine weitere Ausbildung. In dem dreiwöchigen Kurs wird alles gelernt, was mit der Arbeit als Sakristan zu tun hat. Zurzeit arbeitet Squaratti an der dazugehörenden Abschlussarbeit. «In der Schule lernte ich unter anderem auch, dass eine Kirchenkerze zu mindestens 55 Prozent aus Bienenwachs bestehen muss. Ansonsten gilt diese nicht als liturgische Kerze», erklärt er. Gelernt werde auch der richtige und respektvolle Umgang bei der Reinigung der Kelche oder aber wie mit den «Resten» von geweihten Hostien umzugehen sei. Zudem erfahre man auch, wie ein Priester richtig anzuziehen sei. Verspürte er aufgrund seiner Nähe zum Glauben nie den Wunsch, Priester zu werden? «Nein», antwortet er. «So wie es jetzt ist, habe ich meinen Platz in der Kirche gefunden.»

Peter Abgottspon

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