Visp | Showdown vor dem Wahlsonntag

Visper Gemeinderäte liefern sich eine öffent­liche Schlammschlacht

Visper Gemeinderäte attackieren sich in aller Öffentlichkeit. Im Grundsatz werden die Wahlkämpfe aber nicht hitziger.
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Visper Gemeinderäte attackieren sich in aller Öffentlichkeit. Im Grundsatz werden die Wahlkämpfe aber nicht hitziger.
Foto: RZ-FOTOMONTAGE

Quelle: RZ 27

Was ist los im Visper Gemeinderat? Gemeinderäte greifen sich verbal in der Öffentlichkeit an, vom Kollegialitätsprinzip scheint nicht mehr viel übrig.

SVP-Gemeinderat Michael Kreuzer droht Polizeichef Bruno Romano mit einer disziplinarischen Massnahme wegen Amtsgeheimnisverletzung. CVP-Gemeinderat Marc Wyssen wirft seinem Ratkollegen Kreuzer vor, seine Arbeit nicht gemacht zu haben und CSP-Kollege Rolet Gruber hält seinem Ratskollegen vor, keine Ahnung von den Dossiers zu haben. Das alles in aller Öffentlichkeit, auf Facebook und in Leserbriefen.

Ratkollegen greifen einander an
Grundsätzlich ist gegen etwas Wahlkampf bei den Gemeinderatswahlen ja nichts einzuwenden. In vielen anderen Gemeinden ist der Kampf um die Sitze nur eine kleines Nebengeräusch, von inhaltlichen Diskussionen über die künftige Ausrichtung der kommunalen Politik kann man nur träumen. Das betrifft nicht nur die kleinen Gemeinden, auch in Brig-Glis oder Zermatt setzen die Parteien mehr oder weniger auf abgedroschene Slogans auf den obligaten Plakaten und dürftig besuchte Standaktionen. Anders im Lonzastädtchen. Hier entzündet sich der Wahlkampf vor allem am Thema Sicherheit. Im Grunde geht es um einen Streit zwischen CSP und SVP, wer mehr für die Sicherheit in Visp getan hat und in Zukunft noch tun wird. Landesweit wird dieses Thema traditionell von der SVP stark bewirtschaftet. So sah wohl auch SVP-Gemeinderat ­Michael Kreuzer hier die Chance, ein paar Pluspunkte zu sammeln. Auch Facebook postete Kreuzer darum einige Vorschläge, wie die Sicherheit in Visp zu verbessern sei, unter anderem schlug er die Anschaffung eines Drogenspürhundes vor. Naturgemäss löste der Post Reaktionen aus. Bekanntlich äusserte sich der Visper Polizeichef, Bruno Romano, zu Kreuzers Ideen. Dieser wiederum sah darin eine mögliche Amtsgeheimnisverletzung und tat dies auch öffentlich kund (mehrere Oberwalliser Medien berichteten darüber). Doch Kreuzers Post ging auch an einigen seiner Ratskollegen nicht spurlos vorbei. CVP-Gemeinderat Marc Wyssen (er tritt nicht mehr zur Wahl an) schrieb zu Kreuzers Vorschlägen: «Michi, das alles ist dir in den letzten vier Jahren im Gemeinderat nicht in den Sinn gekommen? Ich erinnere mich nicht daran, dass die SVP auch nur einen Antrag in diese Richtung hin eingebracht hat. Und als Vize im Ressort Sicherheit hättest du ja die Möglichkeit gehabt und es wäre auch deine Pflicht gewesen, dies zu tun.» Auch CSP-Gemeinderat Rolet Gruber (er tritt nochmals zur Wahl an) gab Kreuzer Antwort und schrieb: «Schade Michael, dass du nicht weisst, was in deiner Kommission abgeht!» In unzähligen Leserbriefen im «Walliser Boten» wurde das Thema zusätzlich breitgetreten. So mischte sich auch Christoph Föhn, ein weiterer amtierender Visper Gemeinderat, in die Diskussion öffentlich mit ein. Zwar nicht namentlich, jedoch war der entsprechende Leserbrief, in dem das Ressort von Kreuzer als Wohlfühloase bezeichnet wurde, von der FDP Visp/Eyholz unterschrieben, deren Präsident Föhn ist.

Eher die Ausnahme
Als neutraler Beobachter dieses politischen Hickhacks mag man geneigt sein zu denken: «Nun, so ist er halt, der Wahlkampf.» Doch stellen diese öffentlichen und ziemlich persönlichen Angriffe amtierender Gemeinderäte aufeinander einen gewissen Tabubruch dar. Denn grundsätzlich gibt es keinen Trend, dass Wahlkämpfe auf kommunaler Ebene mit grösserer Intensität geführt werden als früher, im Gegenteil. «Wir stellen landesweit eher fest, dass es immer weniger Wahlkämpfe im eigentlichen Sinne gibt», sagt Andreas Ladner, Politologe an der Universität Lausanne. «Allerdings wurden und werden im Wallis politische Debatten immer etwas intensiver geführt, als es vielleicht in anderen Teilen des Landes der Fall ist.» Im Fall des Visper Wahlkampfs sieht der Experte für Kommunalpolitik derweil auch den Versuch der alteingesessenen Parteien, die alten Kräfteverhältnisse wiederherzustellen. «Wenn jemand von einer ‹neuen› Partei in einen Gemeinderat gewählt wird, sorgt dies immer für eine gewisse Irritation bei den etablierten Parteien. Es kann vorkommen, dass daher bei den nächsten Wahlen versucht wird, diesen Umstand zu ‹korrigieren›.» Wichtig sei, so Politologe Ladner, dass man nach den Wahlen einen Schnitt machen könne, damit der Rat sich wieder vollumfänglich seinen Aufgaben mit einem gewissen Kollegialitätsprinzip widmen könne. «Der Wahlkampf muss nach den Wahlen enden, sonst wird die Arbeit schwer», sagt Ladner.

«Wahlkampf ist Wahlkampf»
Und was sagt der amtierende Visper Gemeindepräsident zum öffentlichen Schlagabtausch seiner Ratskollegen? «Wahlkampf ist Wahlkampf, da kann es schon einmal zur Sache gehen», hält Niklaus Furger fest. «Sobald die Wahlen vorbei sind, muss der neu gewählte Rat aber wieder als Einheit agieren und die Sachpolitik in den Vordergrund stellen.» Sollte er als Präsident wiedergewählt werden, werde er sich – wie bisher – dafür einsetzen. «Leider besteht immer die Gefahr, dass bei intensiv geführten Wahlkämpfen Geschirr zerbrochen wird. Der Gemeinderat hat aber schlussendlich vom Volk den klaren Auftrag, die anstehenden Herausforderungen gemeinsam und lösungsorientiert anzugehen sowie die Gemeinde optimal zu verwalten und in die Zukunft zu führen», so Furger.

Martin Meul

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Kommentare

  • ImErnst - 209

    @ Charles-Louis Joris
    Lieber Charles-Louis, soviele Polizeistaffeln und Hunde bräuchte es nicht. Einzig die Verlegung des Asylantenheims weiter weg. Wenn es nämlich um die Abgabe der Drogen an Schüler/Jugendliche geht, dann hört der Spass auf. Und genau in der Nähe des Schulhauses treiben sich eben die Dealer rum. Wenn ein Gelegenheitskiffer die Droge konsumieren will, dann soll er tun, was er so oder so täte. Die Dealer/Kriminellen rigoros auszuschaffen, wäre eine weitere Möglichkeit.

  • Paul - 2827

    Billige Stimmungsmache gegen Kreuzer. Hoffe er wird am Sonntag mit Glanzresultat wiedergewählt und die SVP bekommt den 2. Sitz!

    • Visperli - 1217

      Billig? Wohl eher die Wahrheit...

    • ImErnst - 1514

      SUPER-Idee, bin auch dafür.

  • Brigitte - 2825

    Gut das Kreuzer auf diese primitiven Facebook-Attacken gar nicht erst eingeht. Seine sogenannten «Gemeinderatskollegen» die ihn da attackieren zeigen ihr wahres Gesicht: UNKOLLEGIAL!

  • Charles-Louis Joris - 2821

    Der Titel ist zweideutig. Er schliesst nicht aus, dass es sich um - dringend notwendigen - Heilschlamm handele. Ambesten in Form einer Abwahl. Gegen überschäumend geschlagenen Schaum geht man am besten mit ordentlich Fango vor.

  • Floh - 3140

    Diese Visper haben wirklich ein schweres Kreuz zu tragen mit diesem Kreuzer ,

  • Superwähler - 4342

    Wenn ich sehe wie hier auf Gemeinderatskollegen geschossen wird, frage ich mich ob dies die richtige Bühne dafür ist. Und gewisse Gemeinderäte haben weder Rückgrat noch können sie über Stil verfügen. Gut kann man Charakter und Anstand nicht kaufen. Wünsche der SVP den 2. Sitz!

  • Ben Seeber - 449

    Würden die Herren Gemeinderäte sich nun bitte wieder ihrer Tätigkeit zu der sie gewählt wurden zuwenden? Anstatt wie kleine Kinder rumzutollen und nichts zu machen und dafür noch Steuergelder zu kassieren wäre es sinnvoller die Probleme in Angriff zu nehmen.
    Einer wie der Andere und ja: Die Wählerschaft wird die Quittung abgeben!
    Was Herrn Romano angeht: Geh deinen Weg weiter dann bleibt es weiter heiter!

  • Manfred - 6348

    Michael Kreuzer wird grosse Augen machen am Sonntag, wenn er das einzige Opfer der grossen SVP-Liste ist und als Zweiter die Segel streichen muss. Er wird Visp nicht sehr fehlen.

  • svp wähler - 4240

    Die SVP hätte gut getan, M. Kreuzer aus dem rennen zu nehmen... die Chance auf einen zweiten Sitz wäre grösser gewesen...

  • Fischb - 5640

    Schön ist ja auch, dass Michael Kreuzer alle Kommentare in den sozialen Medien löscht und die Verfasser sperrt und "unfriended". Ich frage mich, ob jmd der mit dem Druck auf Facebook nicht umgehen kann - den Druck im Gemeinderat aushalten kann? Sollten wir da nicht "Oornig" schaffen und den armen Jungen aus der Schusslinie ziehen?

    • Ben Seeber - 4038

      Ohne dem Herrn Kreuzer nahe zu treten:
      Herr Kreuzer, Sie sind offensichtlich mit dem Amt und dessen Bürde total überfordert und verfügen weder über genügend Sozial- noch über Methodenkompetenz.
      Lassen Sie besser Ihr Amt einer Person die über die nötigen Fähigkeiten verfügt und schaden Sie Ihrer Partei nicht noch mehr.
      Wer nicht mal im Social Life mit Kritik zu Recht kommt hat im Visper Gemeinderat absolut nichts verloren. (Gut dass Herr Kreuzer hier nichts löschen kann, sonst wär die Seite leer...)

  • lynx - 3321

    Da hat das Wallis/Oberwallis ("oder gibt sich") nach Aussen hin den "Eindruck" als ein sehr "christliches Volk". Doch von all diesen "christlichen Idealen" ist nichts zu spüren. Schlimmer, das Gegenteil ist der Fall. "Schein und Sein"......
    Ich komme mich hier vor wie in der "grössten Hühner- oder Mastgüggelifarm" der Schweiz....

  • salap - 807

    Wahlkampf hin oder her - aber Facebook ist ja echt ein Armutszeugnis für diese Herren ...

  • Eva Saur - 2915

    Chris von Rohr verlangte einst - Meh Dräck in der Musik
    ich sage jetzt es braucht mehr dreck in der politik so richtigi dirty wahlkämpfe à la amerika.
    ja genau amerikaniserte wahlkämpfe das brauchen wir, wo man den müll des anderen durchsucht und ihm dan vorhält wieviele präser er pro woche benutzt oder eben nicht, dass bei wievielen frauen/männer etc. es ist auch spannend die familien der kandidaten anzugreifen und direkt auf den mann zu spielen auch und das ist ein bewährtes mittel aus früherer zeit, greift man den brotkorb des kandidaten an , mit faktischen berufsverboten und beissender ausgrenzung. dann heisst es halt - politik muss man sich leisten können und bald schon will sich niemand mehr für die milizpolitik zur verfügung stellen

    übrigens blätter wie die rz leben von dem schund und dezididerte kritische berichterstattung wird da einerlei

  • marc - 518

    Was ist das für ein Kindergarten in der Politik. Haben unsere Politiker vergessen von wem und für was sie gewählt wurden??? Falsch gedacht meine Damen und Herren; Vom Volk, für`s Volk. Und nicht für ihre persönlichen Interessen. Vergisst das nicht. Auch nicht um einer anderen Partei ständig ans Bein zu pinkeln. Fangt wieder an fürs Volk zu politisieren und hört endlich auf wie kleine Kinder zu quengeln. Wir können`s nicht mehr hören. Danke an alle Politiker und Politikerinnen die dies umsetzen.

    • Charles-Louis Joris - 1212

      Lieber ImErnst.
      Die SVP fordert einen Polizeihund. Das ist nichts. Um etwas überhaupt zu bewirken und in deren Sinn 24 Stunden, bräuchte es etwa 12 Hunde und eigens dafür geschulte polizeiliche Staffeln. Dabei kämen zu 95% harmlose Gelegenheitskiffer dran. Die Dealer riechen den Braten sofort und weichen aus.
      Zudem - man hat ja den Malier beim Schulhaus erwischt. Die Polizei hat also effektiv gearbeitet.
      Und dann ist ja da auch noch der Grund für die Anwesenheit von Dealern - das sind die Käufer. Und das sind allermeist auch hiesige.
      Was macht man mit denen?

    • ImErnst - 428

      Genau so ist es. Egal welche Politiker helfen, Missstände zu verhindern, gemacht werden muss es. Fakt ist: in den Kleegärten wurde nichts gemacht! Die Polizeipräsenz zwar erhöht, nur, die Herren Dealer haben 24 Stunden Zeit und Natels, um sich zu vergewissern, welcher Teil des Kleegärtenareals für sie sicher ist. Also: jeder Visper Politiker ist gefordert, Partei interessiert nicht!

  • Parteiloser - 5930

    Ich habe das Gefühl, dass in Visp alle Angst vor einem zweiten SVP Sitz haben. Die Attacken auf Kreuzer finde ich unfair.
    Wahltag ist Zahltag. Warte sehr gespannt auf Sonntag...

    • Rudi - 85

      @Duscholux dann sprechen wir nicht von der selben Person...

    • Duscholux - 418

      @Rudi Ein Beat Gasser ist meiner Meinung nach äusserst kompetent.

    • lynx - 918

      am Besten keiner......

    • Rudi - 1815

      @Duscholux hast du mal die SVP Liste angeschaut??? Wer sonst wenn nicht Kreuzer!!

    • ImErnst - 1015

      Ja, genau dieses Gefühl kommt auf.

    • Duscholux - 3337

      Ich, ebenfalls Parteilos, habe mehr Angst vor einem Sitz für Michael Kreuzer, als 2 anders belegte SVP Sitze.

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