Region | Bei Fussgängerstreifen gibt es immer mehr Kanten
Verwirrung um Bordsteine
Wird ein Fussgängerstreifen saniert, werden seit einigen Jahren mehr oder weniger hohe Bordsteinkanten beim Übergang von der Strasse aufs Trottoir gebaut. Das sorgt für Irritationen bei Rollstuhlfahrern.
Schlagersängerin Vanessa Grand machte vor Kurzem auf Facebook auf das Problem aufmerksam: Auf ihrem üblichen Heimweg war an einer Stelle, an der sie normalerweise mit ihrem elektrischen Rollstuhl von der Strasse auf das Trottoir wechselte, plötzlich ein Bordstein verlegt worden (vgl. Bilder). «Selbst solche kleinen Kanten können für Rollstuhlfahrer ein erhebliches Hindernis darstellen», sagt die Sängerin, die selbst schon zweimal beim Überwinden solcher Hindernisse gestürzt ist und sich dabei schwer verletzt hat. «Die Rollstuhlfahrer-Gemeinschaft fragt sich daher, warum solche Kanten gebaut werden, beziehungsweise warum man nicht ebenerdig auf das Trottoir wechseln kann.» Ihr selbst sei das Risiko an besagter Stelle in Leuk nun zu gross geworden, weshalb sie jetzt mit ihrem strassentauglichen Rollstuhl ein längeres Stück auf der Strasse fahre, «Behinderung des Verkehrs inklusive», wie Vanessa Grand weiter erklärt.
Kollidierende Normen
Allerdings haben Gemeinden und Kanton gar keine andere Möglichkeit, als solche Bordsteinkanten bei den Fussgängersteifen zu bauen. «Die entsprechende Norm über den hindernisfreien Verkehrsraum schreibt eine Kante mit einer Höhe von drei Zentimetern vor», erklärt Alain Roten, Leiter Bauberatung bei der Behindertenorganisation Procap Oberwallis. «Diese Kanten sind nötig, damit sehbehinderte Menschen die Grenzen zwischen Trottoir und Fahrbahn deutlich wahrnehmen können.» Dass Rollstuhlfahrer in solchen Absätzen ein Hindernis sehen würden, sei verständlich, so Roten weiter, die Norm für eine optimale Kantenhöhe für Rollstuhlfahrer sehe darum auch nur einen Absatz von 2,5 Zentimetern vor. «Das Überfahren mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen bei einer Kantenhöhe von drei Zentimetern kann kritisch werden. Allerdings ist es nicht zulässig, die Bedürfnisse einer Gruppe gegen jene einer anderen auszuspielen, weshalb auf diese ‹Trennelemente› nicht verzichtet werden kann», erklärt Roten weiter. Dafür hat auch Vanessa Grand vollstes Verständnis. «Natürlich soll behindertengerechtes Bauen allen Ansprüchen genügen und keine Gruppe bevorzugen», sagt sie. «Schade ist aber dennoch, dass es keine für alle wirklich passende Lösung gibt.»
Martin Meul
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