Region | Kritik an Valais/Wallis Promotion
«Valais/Wallis Promotion vernachlässigt die Kultur»
Die Marketingorganisation Valais/Wallis Promotion (VWP) versäume es, die Kultur für touristische Zwecke zu nutzen, meint CVPO-Grossrat Francesco Walter. Der Staatsrat soll nun Druck auf VWP machen.
Für den Grossrat und designierten Präsidenten des Kulturrates des Kantons Wallis ist klar: Bei der Werbung um Gäste verschenkt das Wallis einen grossen Trumpf, und zwar die Kultur. «Ein Blick nach Zürich, Deutschland oder Südtirol zeigt – viele Städte und Regionen werben gezielt mit ihrem kulturellen Angebot», sagt Walter. «Das Wallis hingegen scheint dies jedoch nicht für nötig zu befinden.»
Eigentlich gute Voraussetzungen
Dabei wären die Voraussetzungen ideal, ist der Kulturprofi überzeugt. «Die kulturelle Landschaft im Wallis ist gross und sehr vielfältig», sagt Walter. «Von Festivals für klassische Musik über moderne Musikfestivals bis hin zu einem reichhaltigen Theaterangebot ist alles vorhanden.» Durch seine langjährige Erfahrung im kulturellen, aber auch touristischen Bereich wisse er, dass spezifische Kulturreisen ein Wachstumsmarkt im Tourismus seien. «Viele Menschen verbinden ihre Ferien bewusst mit kulturellen Anlässen, die in den Feriendestinationen stattfinden», sagt der Intendant vom Festival Musikdorf Ernen. «Kultur ist gefragt. Das zeigt sich auch daran, dass zum Beispiel das Festival Musikdorf Ernen oder das Sion Festival konstant steigende Besucherzahlen verzeichnen.»
«VWP vernachlässigt die Kultur»
Doch bei den Vermarktern des Wallis habe man von diesem Trend offensichtlich nichts mitbekommen, ist Francesco Walter überzeugt. «VWP bewirbt das Wallis lieber mit den immer gleichen Klischees, wie Landschaft, Wein, Käse und Aprikosen», sagt der CVPO-Grossrat. «Die Kultur hingegen wird vollkommen links liegen gelassen.» Auf der anderen Seite zeigten die Zahlen, dass die bisher gefahrene Strategie wohl nicht allzu zielführend sei. «Es ist hinlänglich bekannt, dass vor allem das Sommergeschäft immer mehr unter Druck gerät», sagt Walter. «Die Prognosen für das nächste Jahr sehen nicht gut aus. Dennoch scheint VWP nicht gewillt, seine Strategie zu ändern, findet aber immer wieder Ausreden, warum es nicht läuft.» Bis jetzt seien die Kulturschaffenden bei Valais/Wallis Promotion mit ihrem Wunsch, das kulturelle Angebot im Kanton in die Vermarktungsstrategie aufzunehmen, immer abgeblitzt. Ein riesen Fehler, findet Francesco Walter. «Würde VWP auch auf Kulturtourismus setzen, würden sicher mehr Gäste ins Wallis kommen. Stattdessen aber fährt man lieber die alte Schiene.» Einen Grund für die Nichtexistenz der Kultur in den Vermarktungsstrategien sieht Walter auch in der Struktur der Organisation. «Im Vorstand von VWP sitzt niemand aus dem kulturellen Bereich», sagt er. «Kein Wunder, dass die Kultur zu kurz kommt. Auch wenn man sich anschaut, dass noch nie ein Vertreter von VWP das Festival Musikdorf Ernen besucht hat.»
Staatsrat soll es richten
Da von VWP in dieser Angelegenheit, nach Walters Meinung, kein Umdenken zu erwarten ist, soll nun der Staatsrat einschreiten. Mit einem Vorstoss, den das Parlament in der kommenden Session behandelt, soll die Regierung dazu aufgefordert werden, VWP zu verpflichten, das kulturelle Angebot im Wallis in ihre Vermarktungsstrategie aufzunehmen. «Die Leistungsvereinbarung mit VWP soll so abgeändert werden, dass ab dem kommenden Jahr gezielt finanzielle Mittel zur Promotion von kulturellen Anlässen mit nationaler und internationaler Ausstrahlung eingesetzt werden», sagt Grossrat Walter. Dabei geht es dem designierten Präsidenten des Walliser Kulturrates nicht um die Promotion von Anlässen wie dem Open Air Gampel oder dem Verbier Festival. «Diese sind gross genug, um ihre Festivals mit eigenen Mitteln bewerben zu können», sagt Walter. «Die Mittel sollen für kleinere, aber dennoch für Gäste attraktive Musik-, Literatur- oder Bühnenfestivals, wie das Literaturfestival Leukerbad, eingesetzt werden.»
VWP sieht Forderung kritisch
Für den Direktor von Valais/Wallis Promotion, Damian Constantin, geht die Forderung von Francesco Walter zu weit. «Wenn man damit beginnt, uns fixe Beträge für gewisse Sparten zuzuteilen, wird das Arbeiten sehr schwer, denn dann melden sich plötzlich auch andere Akteure und fordern fixe Beträge für ihre Vermarktung», erklärt er. «VWP hat den Auftrag, die Landwirtschaft, den Tourismus sowie das Gewerbe und die Industrie zu vermarkten. Das tun wir in Form einer branchenübergreifenden Promotion.» Eine feste Budgetaufteilung wäre dabei kontraproduktiv. Es gehe VWP darum, das Wallis als Erlebnis zu vermarkten. «Ein Gast, der bei uns ein Velo-Erlebnis sucht, hat sicher auch das Bedürfnis nach einer kulinarischen Komponente oder eben einer kulturellen», erklärt Constantin. «So gesehen, vermarktet VWP bereits die Kultur im Wallis, da sie Teil eines Erlebnisses ist, dass wir dem Gast näherbringen.» Das gelte auch für grosse kulturelle Anlässe wie beispielsweise das Verbier Festival. Den Vorwurf, dass man kleinere Anlässe links liegen lasse, will Constantin nicht gelten lassen. «VWP hat zum Beispiel den Skulpturen-Wettbewerb in Unterbäch kommunikativ begleitet», sagt der Direktor von VWP. «Es ist also nicht so, dass kleinere kulturelle Anlässe von uns nicht berücksichtigt werden.» Zudem verweist Damian Constantin darauf, dass Kultur Wallis über eine eigene Vermarktungsplattform verfüge und es seit rund einem Jahr eine strategische Zusammenarbeit von Valais/Wallis Promotion und Kultur Wallis gebe.
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Kommentare
Regular Bellwald - ↑3↓3
So wird es Herrn Constantin vielleicht doch noch gelingen "die Bekanntheit des Wallis" zu steigern, als der Kanton mit der wirkungslosesten Vermarktungsorganisation.
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Bärbel R. - ↑8↓4
WVP hat nun lange genug bewiesen, dass sie ihren Aufgaben NICHT gewachsen sind!
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Norbert Paulhampel - ↑7↓4
Bei aller Liebe: wenn man jetzt erst mit dem Mittel der Weisung WVP dazu nötigen muss, seine Aufgabe zu erfüllen, und das so, dass es endlich auch zum Erfolg führt, dann sollte man die Strukturen korrigieren. Immer der selbe Kram mit Raclette und Aprikosen ist nun wirklich dümmlich!
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Walliser - ↑11↓4
Valais Promotion vernachlässigt nicht nur die kulturellen Veranstaltungen. Statt grosse Werbekampagnen ohne konkreten Inhalt zu verbreiten, wäre es angebracht, dass in die vielen Events vor Ort investiert würde. Hier hat man aber bei VWP kein Gehör.
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