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Turtmänner Imker in Angst um Tiere

Die Turtmänner Imker befürchten, dass die geplante Berieselung für ihre Tiere zur Todesfalle werden könnte. Darum wollen sie in die Planung der Berieselung miteinbezogen  werden.
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Die Turtmänner Imker befürchten, dass die geplante Berieselung für ihre Tiere zur Todesfalle werden könnte. Darum wollen sie in die Planung der Berieselung miteinbezogen werden.
Foto: RZ

Quelle: RZ 2

Die Gemeinde will eine neue Berieselungsanlage bauen. «Eine tödliche Gefahr für unsere Bienenvölker», sagen die Imker des Dorfs.

«Nicht genug, dass unsere Bienenvölker durch Krankheiten und Parasiten bedroht sind», ereifert sich Martin Jäger. «Nun droht unseren Tieren noch zusätzliche Gefahr durch die geplante Berieselungsanlage.» Martin Jäger ist Imker in der zweiten Generation. Die Tiere bedeuten ihm sehr viel. «Was die Gemeinde da plant, könnte für viele unserer Völker den Tod bedeuten.

Aus dem Dorf vertrieben

Die Bienenstände der sechs Imkereien mit zehn Imkerinnen und Imkern von Turtmann befinden sich fast alle nördlich des Dorfs. Im Dorf gibt es keine Stände mehr. «Der Widerstand der Anwohner gegen unsere Tiere war zu heftig», sagt Jäger resigniert. «Folglich sind wir mit unseren Tieren aus dem Dorf wegegangen, wurden teilweises richtiggehend vertrieben.» Nun befinden sich die Bienenstände im offenen Feld. «Das ist sehr ungünstig, denn die Bienen finden hier kaum Nahrung, sondern müssen weit fliegen, bis sie Blüten finden», sagt der Imker. «Die Wiesen um unsere Stände sind als Nahrungsgründe für die Bienen nicht geeignet. Sie werden zu oft gemäht.» In der Tat handelt es sich bei den Wiesen nördlich von Turtmann um Eiweisswiesen. Diese Wiesen werden so oft im Jahr gemäht, dass es kaum zur Blütenbildung kommt. «Unsere Bienen müssen darum Richtung Dorf fliegen, damit sie Blüten finden», erklärt Jäger das Dilemma der Turtmänner Imker. «Dieser Flug könnte mit der geplanten Berieselung aber zur Todesfalle werden.»

Tödliche Berieselung für Bienen

Die Gemeinde plant nämlich ein grossangelegtes Berieselungsprojekt. Auch die Felder um den Flugplatz herum sollen so besser und mit mehr Wasser versorgt werden. «Werden diese Felder, die auf den Flugrouten unserer Bienen liegen, berieselt, so ist das praktisch ein Todesstreifen für die Tiere», sagt der Imker. «Die Tiere werden von den Wassertropfen schlicht erschlagen.» Das Problem dabei ist, dass Bienen blütentreu sind. Am Morgen bestimmen die Kundschafter des Volks, welcher Baum oder welche Wiese für diesen Tag als Nahrungsquelle geeignet ist. Das Volk fliegt dann konsequent diese Nahrungsquelle an. «Die Bienen können nicht realisieren, dass die Berieselung eine Gefahr darstellt und darum ihre Flugroute ändern oder eine neue Nahrungsquelle suchen», sagt Martin Jäger betrübt. «Sie würden einfach in den Tod fliegen.» Droht den Tieren aber dann nicht auch bei Regen Gefahr. «Nein», sagt der Imker. «Bienen fliegen nur bei schönem Wetter. Berieselt wird aber natürlich genau dann.»

Urversammlung entscheidet

Die Bevölkerung von Turtmann wird sich an einer ausserordentlichen Urversammlung am kommenden Dienstag zur geplanten neuen Berieselung äussern können. Gemeindepräsident Christian Jäger sagt: «Turtmann ist eine der letzten Gemeinden im Oberwallis, die noch keine Berieselung hat. Darum haben wir uns schon vor Jahren entschieden, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen.» An einer ausserordentlichen Urversammlung am kommenden Dienstag wird der Bevölkerung nun das Vorprojekt für die Berieselungsanlage präsentiert. Kostenpunkt: drei Millionen Franken, von denen rund 600 000 auf die Gemeinde fallen. Den Rest übernehmen Kanton und Burgergemeinde. «Mit der Berieselungsanlage könnten wir viel Trinkwasser sparen», sagt Gemeindepräsident Christian Jäger. «Zudem hätten wir im Falle eines Grossbrandes mehr Wasseranschlüsse zur Verfügung und natürlich profitieren auch die Landwirte, da sie so besser wässern und mehr Erträge erzielen können.»

«Imker miteinbeziehen»

Die Turtmänner Imker sehen der Anlage derweil mit grosser Sorge entgegen. Martin Jäger betont jedoch: «Wir wollen die Berieselung nicht verhindern. Wir wünschen uns nur, dass man uns mit in die Planung einbezieht.» Ihre Anliegen wollen die Imker an der Urversammlung vorbringen. «Eine Lösung wäre zum Beispiel, wenn man einen verbindlichen Berieselungsplan erstellen würde», sagt Martin Jäger. «Wenn nur am frühen Morgen oder am späten Abend das Wasser fliesst, so stört das die Bienen nicht, denn diese fliegen nur tagsüber.» Zudem wisse man, dass wenn am Morgen und Abend berieselt würde, auch das Pflanzenwachstum besser sei. «Wir hoffen, dass wir gemeinsam eine Lösung im Sinne der Gemeinde und der Bienen finden können, schliesslich sind die Bienen das drittwichtigste Nutztier überhaupt.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Peter - 121

    Ohne Bienen ist fasst kein Leben moeglich auf der Erde

  • Visper - 237

    Die Bienen sind für das Leben auf der Erde von enormer Bedeutung. Kaum zu glauben, dass man diese Tiere so vernachlässigt. Aber eben - klein gleich unbedeutend. Gross gleich wichtig - Kurzsichtigkeit lässt grüssen.

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