Sport | Sitten
Temporäre Verwandlung des Tourbillons
Im Vergleich zu Spielen in der Super League, wird das Tourbillon für die Heimspiele der Europa League äusserlich verändert. Das ist jeweils eine logistische Herausforderung.
Der FC Sitten hat bereits fünf Gruppenspiele in der Europa League absolviert. Ausstehend ist noch das letzte Spiel vor ausverkauften Rängen im heimischen Tourbillon gegen den legendären FC Liverpool. Holt Sitten gegen die bereits für die K.-o.-Phase qualifizierten Engländer mindestens einen Punkt, so überwintern die Walliser in jedem Fall europäisch. Verliert hingegen Sitten und gewinnen die Russen des FC Rubin Kasan gleichzeitig in Bordeaux, so ist das Gastspiel des FC Sitten auf der europäischen Bühne zumindest in der laufenden Saison beendet. Die Mannschaft von Trainer Didier Tholot ist also gefordert. Aber gefordert ist der FC Sitten nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch. Das Tourbillon muss nämlich für die Heimspiele der Europa League jeweils auf die Vorgaben der Uefa komplett umgestaltet werden.
Mehrtägige Vorbereitung
Diese Vorgaben sind in einem 200-seitigen Katalog zusammengefasst, welcher zu Beginn der jeweiligen Spielzeit den teilnehmenden Vereinen zugestellt wird. Drei Tage vor jedem Heimspiel reisen dann zwei Vertreter der Uefa und eine Sekretärin an. Da es sich um dieselben Vertreter handelt, welche im Vorfeld der Saison das Tourbillon auf Herz und Nieren überprüft haben, kennen diese das Stadion bereits. Nach deren Ankunft findet eine Sitzung mit allen involvierten Behörden punkto Sicherheitskonzept statt. «Als Ausrichter eines Heimspiels sind wir unter anderem auch für die Sicherheit der Gastmannschaft während ihrer Anreise nach Sitten verantwortlich», erklärt der Generalsekretär des FC Sitten, Nicolas Pillet. Dem Gastverein werden dabei jeweils im Vorfeld mehrere Adressen für die Unterbringung während des Aufenthalts vorgeschlagen. Wie Pillet erklärt, sei das nicht Pflicht: «Das wird aber aufgrund eines ‹gentlemen agreements› immer gemacht.» Ebenfalls reisen drei Tage vor dem Match 20 Uefa-Mitarbeiter mit mehreren Lastwagen an. Bis dahin muss der Heimclub sämtliche Werbeplakate, welche abnehmbar sind, entfernen. Dazu gehören auch die LED-Werbebanden in unmittelbarer Nähe der Spielfeldlinien. «Dafür benötigen wir zwei ganze Tage», erklärt Pillet. Ist das erledigt, wird das Stadion als sogenanntes «Clean Stadion» bezeichnet. Danach beginnen die Uefa-Mitarbeiter mit ihrer Arbeit. Dazu müssen diese uneingeschränkten Zugang zu sämtlichen Lokalitäten des Stadions erhalten.
Straffer Zeitplan
Dabei werden nach genauen Vorgaben Werbeplakate der Europa League platziert. Zudem werden alle nicht konformen und nicht abnehmbaren Plakate abgedeckt. Auch die Medien- und VIP- Bereiche werden entsprechend umgestaltet. Bis zum Vorabend des Spiels müssen diese Arbeiten abgeschlossen sein. «Um sich an den Rasen zu gewöhnen, hat der Gastclub dann nämlich Anrecht auf ein Training im Stadion», so Pillet. Bis dahin müsse sich das Stadion im einheitlichen Kleid der Europa League präsentieren. Ebenfalls findet am Vortag des Spiels ein offizielles Essen mit Vertretern des Heim- und Gastclubs, Uefa-Offiziellen sowie Vertretern der Stadtverwaltung statt.
Striktes Alkoholverbot
Der ganze Ablauf rund um den Match und dieser selber wird von der Uefa beobachtet. Rund eine Stunde nach dem Schlusspfiff erhalten die Verantwortlichen des Heimclubs einen ersten Rapport. Pillet: «In den bisherigen zwei Heimspielen waren die Rückmeldungen jeweils ausgezeichnet.» Im Gegensatz zu Spielen in der Super League darf vor, während und nach europäischen Spielen in einem bestimmten Umkreis des Stadions kein Alkohol ausgeschenkt werden. Dennoch, erklärt Pillet, gelten Ausnahmen: «Im VIP-Bereich gilt das Verbot nicht.» Nach dem Spiel wird das Stadion wieder in sein ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Nebst der temporären Veränderung durch die Uefa mussten im Stade de Tourbillon im Vorfeld bauliche Anpassungen vorgenommen werden, um überhaupt europäische Spiele durchzuführen zu können. So wurden seitens des FC Sitten, der Stadt Sitten sowie des Kantons Wallis rund 2,5 Millionen Franken investiert. So beispielsweise in den Ausbau der Medienplätze. Oder aber bei den Stehplätzen. Weil für Uefa-Spiele solche verboten sind, wurden dort temporäre Sitzplätze montiert. «Diese werden künftig auch so belassen», sagt Pillet. Es sei eine Frage der Zeit, bis dies auch in der Super League als Voraussetzung für die Durchführung von Spielen gemacht werde.
Peter Abgottspon
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar