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Tabakpfeifenclub vor Jubiläum

Mario Abgottspon ist Präsident des Tabakpfeifenclubs in Staldenried.
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Mario Abgottspon ist Präsident des Tabakpfeifenclubs in Staldenried.
Foto: RZ

Er ist wohl einer der verrücktesten Vereine im Oberwallis: der Tabakpfeifenclub in Staldenried. Präsident Mario Abgottspon war selber Gründungsmitglied und erklärt die Idee.

«Eine Idee, zwei Verrückte und das Ergebnis ist die Entstehung eines Tabakpfeifenklubs», sagt Mario Abgottspon. Er hat recht. Es tönt nicht nur verrückt, es ist auch verrückt. In Staldenried gibt es einen Tabakpfeifenclub. Dies schon seit mehreren Jahren. Präsident Mario Abgottspon ist seit dem Startschuss mit viel Leidenschaft dabei.

10. Geburtstag im nächsten Jahr

Es begann vor neun Jahren. Zusammen mit seinem Kollegen Julian Furrer aus Staldenried besuchte Abgottspon die Berufsschule in Visp. Der Unterricht war an diesem Tag eher zu Ende, was die beiden auf die Idee brachte, spontan eine Tabakpfeife zu kaufen. «Wir fuhren nach Brig und kauften uns
eine Pfeife, obwohl wir damals nicht geraucht haben», erinnert sich Abgottspon. Dann gings zurück nach Staldenried, wo die beiden Einheimischen in einem Restaurant die erste Pfeife anzündeten. Abgottspon betont, dass man damals im Restaurant noch rauchen durfte. Wie fühlten sich die ersten Züge an? «Das war schon speziell, doch irgendwie gefiel es uns beiden, zusammen eine Pfeife zu rauchen.» Am selben Tag, als sie die Tabakpfeife gekauft hatten und der Abend in Staldenried länger und länger wurde, kam die nächste Idee: «Warum nicht gleich einen Tabakpfeifenclub gründen?» Abgottspon: «Die Ideen fielen meist Furrer ein, doch ganz ehrlich, bei guten
Ideen muss man mich nicht lange überreden», sagt er und schmunzelt. Nur wenige Tage später vergrösserte sich der damals inoffizielle «Tabakpfeifenverein» um zwei weitere Mitglieder. Wegen der angestrebten Klubgründung gab es im Dorf nicht nur Applaus: «Die spinnund», habe manch einer gesagt, erinnert sich Abgottspon und erklärt: «Manch einer im Dorf konnte dies keineswegs nachvollziehen, doch nun stehen wir im nächsten Jahr vor dem 10. Geburtstag, das hätten uns wohl auch nicht viele zugetraut.» Abgottspon ist in Staldenried bestens verwurzelt. Er arbeitet bei der Luftseilbahn Stalden-Staldenried-Gspon. Durch den Verein will er «seinem» Dorf etwas zurück­geben. «Für den mittel- und langfristigen Erhalt eines Dorfes ist das Vereinsleben sehr wichtig», weiss er.

Mit «Tabaki» auf die Alp

Neben einer Generalversammlung bestimmt heute vor allem der «Jassgaudi», der einmal im Jahr durchgeführt wird, die Agenda. Dies sei zugleich auch die wichtigste Einnahmequelle. Früher war das noch anders: Die Mitglieder des Tabakpfeifenclubs schnürten einmal pro Winter zusammen die Schneeschuhe und organisierten ein Zelt-Weekend im Sommer. Und dann ist da noch die Kuh «Tabaki», die einmal pro Jahr von den Vereinsmitgliedern auf die Alp geführt wird. «Dies haben wir bis heute beibehalten», sagt Abgottspon und präzisiert: «Grundgedanke war es, die Verantwortlichen der Alp zu unterstützen, denn ihnen fehlt es oft an unterstützenden Kräften für den Alpaufzug.» Obwohl es jeden Sommer eine andere Kuh ist, welche die Mitglieder beim Alpaufzug begleiten, nennen sie «ihre» Kuh jeweils «Tabagie». Abgottspon: «Während des Sommers müssen wir uns nicht um die Kuh kümmern, die Alpverantwortlichen übernehmen diesen Part.» Priorität des Tabakpfeifenclubs ist es, die Kollegschaft zu pflegen und gesellschaftliche Anlässe zu unterstützen. Wer darf in den Verein eintreten? «Um eine Pfeife rauchen zu dürfen, muss man 16-jährig sein, zudem muss ein neues Mitglied eine Tabakpfeife besitzen.» Wann rauchen die mittlerweile 19 Vereinsmitglieder zusammen eine Pfeife? «Ganz ehrlich nur noch selten, doch sporadisch trifft man sich natürlich auf eine feine Pfeife.» Abgottspon weiss, dass sich der Verein zwischenzeitlich im Dorf gut etabliert hat. Deswegen wird er als Vereinspräsident zwischendurch auch angefragt, anstehende Anlässe im Dorf zu unterstützen. «Bei der Organisation von Festen und anderen Anlässen in Staldenried helfen wir immer wieder gerne mit», sagt er, wohlwissend, dass dies auch eine gute Möglichkeit ist, unter Vereinsmitgliedern wieder einmal eine feine Tabakpfeife zu rauchen.

Fahnenübergabe an Hochzeitsfeier

Waren die beiden Gründungsmitglieder bei der Vereinsgründung 17- und 20-jährig, so sind sie heute mit bald 30 Jahren in einem Alter, wo auch die Hochzeit zum Thema werden kann. Abgottspon: «Wir haben uns überlegt, was wir bei einer Hochzeit eines Vereinsmitglieds tun können; die Frauen im Verein hatten einen grandiosen Einfall.» Wer Mitglied im Tabakpfeifenclub ist und Hochzeit feiert, erhält neben einer Flasche Wein eine selbstgemachte Fahne des Vereins. Mit dieser stehen die Mitglieder nach dem Auszug aus der Kirche stets Spalier. Das Vereinsmitglied darf die Fahne dann so lange behalten, bis der oder die nächste im Verein ihre Hochzeit feiert. Abgottspon: «Am 20. August 2016 kommt es nächstmals zu einer Fahnenübergabe, neu begleitet durch Tambouren und Pfeifer.» Ein verrückter Verein...

Simon Kalbermatten

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