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«Strahlen ist wie Goldschürfen»

Ewald Gorsatt: «Viele Mineralien offenbaren erst unter dem Mikroskop ihre Schönheit.»
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Ewald Gorsatt: «Viele Mineralien offenbaren erst unter dem Mikroskop ihre Schönheit.»
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Ewald Gorsatt in seiner Werkstatt vor den von ihm modifizierten Schleifmaschinen.
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Ewald Gorsatt in seiner Werkstatt vor den von ihm modifizierten Schleifmaschinen.
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Ewald Gorsatt hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Strahler führt Mineralienfreunde durchs Binntal und zeigt in seinen Steinschleifkursen, wie aus gefundenen Steinen Schmuckstücke werden.

Schon mit fünf Jahren begleitete Ewald Gorsatt seinen Vater auf der Suche nach Mineralien. Diese Leidenschaft hat ihn nicht mehr losgelassen. Unzählige Exkursionen folgten. Bewaffnet mit Hammer, Meissel, Strahlstock und Kluft­haken macht sich der Strahler auf, die in Klüften verborgenen Schätze zu finden. In den verschiedenen Gesteinen des Binntals wie Bündnerschiefer, Dolomit, Gneis und Serpentinit entstand eine einzigartige Vielfalt von über 200 Mineralienarten. Immer noch werden neue entdeckt. Zehn Kilometer tief im Erdinnern von der Natur geformt, brauchen sie Millionen von Jahre, bis sie an die Oberfläche kommen. Jeder Kristall ist ein Unikum.

Auf Schatzsuche in der Natur

«In den ersten Jahren war der Fund das Wichtigste, jetzt ist er eher nebensächlich, was zählt ist das Erlebnis», sagt Gorsatt. Dieses Erlebnis und sein Wissen über Steine vermittelt der 47-Jährige jetzt in Exkursionen. Schon als er noch als Maschinenbauingenieur arbeitete, half Gorsatt einem befreundeten Strahler bei der Durchführung von Exkursionen. Nach einigen Jahren sah Gorsatt die Zeit gekommen, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seit zehn Jahren führt er jetzt während der Saison von Anfang Juli bis Mitte Oktober wöchentlich fünf Mineralien­exkursionen durch, erklärt die Strahlerei und erzählt allerlei Wissenswertes. «Besonders Jugendliche sind fasziniert von Steinen und wollen selber auf Schatzsuche gehen», weiss Gorsatt. Deshalb besuchen im Mai und Juni oft Schulklassen seine Exkursionen. «Menschen sind genauso spannend wie Mineralien», sagt Ewald Gorsatt und freut sich auf die täglich neuen Begegnungen. Rund 1000 Personen zeigt er jährlich in seinen Ausflügen das Binntal und seine Klüfte. Jede Tour ist individuell: «Ich schau mir die Gruppe an und entscheide dann, während wir schon unterwegs sind, je nach Fähigkeit und Interesse der Teilnehmer, was für eine Route ich genau wähle», sagt Gorsatt.

Steinschleifkurs für jedermann

Wer fündig geworden ist, hat die Möglichkeit, den eigenen Stein gleich selber weiterzubearbeiten, indem er den Schleifkurs bei Gorsatt besucht. Seine Werkstatt in Binn ist sehr gut eingerichtet. Der Maschinenbauingenieur hat die Schleifmaschinen entsprechend modifiziert, sodass sie ohne Vorkenntnisse auch von Kindern gefahrlos bedient werden können. In mehreren Arbeitsgängen entsteht so aus einem Stein ein kleines Schmuckstück oder auch verschiedene Dekorationsgegenstände wie Teelichthalter, Vasen oder Stifthalter. Der eigenen Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

Goldschürfen in Neuseeland

Vor zwei Jahren erfüllte sich Gorsatt einen besonderen Traum. Ein Bekannter aus Bern arbeitet in Neuseeland als professioneller Goldsucher. Gorsatt besuchte ihn und machte sich während dreier Monate nicht auf die Suche nach Bergkristallen, sondern nach Gold. Dies ist in Neuseeland übrigens nur im Fluss erlaubt. «Strahlen ist wie Goldschürfen», so Gorsatt, «man muss die Natur genau beobachten und analysieren, um fündig zu werden.» Von der Bildung einer primären Goldlagerstätte bis zum Auffinden eines Nuggets im Geschiebe eines goldführenden Baches liegt im Normalfall eine Zeitspanne von mehreren Millionen Jahren. Kein Wunder schwärmt Gorsatt heute noch vom unglaublichen Erlebnis, als er wirklich einige von der Natur so geformte Nuggets fand. Ob beim Goldsuchen oder beim Strahlen, wichtig ist Gorsatt der Respekt vor der Natur. Bedenken, dass nach Jahrzehnten des Strahlens die Klüfte im Binntal mittlerweile ausgeräumt sind, hat Gorsatt nicht: «Die Natur ist unerschöpflich, man muss jetzt einfach etwas tiefer graben, um die wirklich guten Stücke zu finden.»

Frank O. Salzgeber

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