Wahlen 2019 | Im Netz wird sich nichts geschenkt
Ständeratswahlen: Die Ausgangslage bringt einen «richtigen» Wahlkampf
Diffamierungen, Beleidigungen und politischer Schlagabtausch. Weil der zweite Ständeratssitz der CVP wackelt, ist der Kampf ums «Stöckli» im Wallis so intensiv wie lange nicht mehr. Die Politiker und ihre Anhänger schenken sich nichts.
Mit welcher Intensität, ja teilweise auch Gehässigkeit der Kampf um die beiden Walliser Sitze im Ständerat geführt wird, zeigt sich am ungeschminktesten in den sozialen Medien. Auf Facebook und Twitter wird seit dem ersten Wahlgang von beiden Lagern intensiv für die eigenen Leute geworben und gleichzeitig versucht, die Vertreter der anderen schlechtzumachen.
Spitznamen und Lügen
Dies zeigt sich beispielsweise bei den für die Politikerinnen und Politiker kursierenden Spitznamen. Beat Rieder beispielsweise, als Spitzenkandidat der CVP in bester Position für eine Wiederwahl, werden im Netz vielerorts fehlende Emotionen vorgeworfen. Als «Eisberg» wird er deshalb von den Unterstützern des links-grünen Lagers tituliert, allen voran SPO-Präsident Gilbert Truffer. Der ehemalige SPO-Sekretär Sebastian Werlen bezichtigt die CVP gar der Lüge. «So kennt man sie, die Walliser CVP, lügen, bis sich die Balken biegen», schreibt Werlen auf Facebook. «Sieht so aus, als müssten die Pfarrherren nächsten Sonntag Überstunden machen, wenn die CVP-Granden zur Beichte kommen.» Werlen spielt damit auf ein Wahlinserat der CVP-Kandidaten Beat Rieder und Marianne Maret an, in welchem auch das Logo der Radikalen aus dem Unterwallis zu sehen ist. Die CVP habe dieses Logo einfach verwendet, obwohl die FDP Stimmfreigabe beschlossen habe, so der SPO-Sekretär. Der Albiner Gemeindepräsident Beat Jost greift indes Marianne Maret an. «Marianne Maret mag vieles sein, aber garantiert keine Politikerin, die Frauenanliegen vertritt. Im Gegensatz zu Mathias Reynard findet sich in ihrem ‹Palmarès› diesbezüglich nichts Vorzeigbares», schreibt Jost auf Facebook.
Spalter der Nation?
Doch auch die Kandidaten des links-grünen Lagers, Nationalrat Mathias Reynard und Grünen-Politikerin Brigitte Wolf, müssen sich in den sozialen Medien einiges gefallen lassen. Grundtenor der Anhängerschaft des Mitte-Lagers: Eine Wahl von Reynard oder Wolf in den Ständerat setze die Zukunft des Wallis aufs Spiel. Astrid Hutter, vor Kurzem noch Nationalratskandidatin für die CVPO, postete beispielsweise Visualisierungen zur politischen Ausrichtung von Reynard und Wolf und versah diese mit dem Kommentar: «Womit klar sein sollte, dass Rot-Grün nicht zugunsten vom Wallis politisiert!» Auch Staatsrat Roberto Schmidt sah sich genötigt, die Öffentlichkeit auf Facebook wissen zu lassen, dass der Ständerat die Kammer der Kantone sei. «Jeder Kanton hat gleich viel Gewicht – nämlich zwei Stimmen. Umso wichtiger ist es, dass die Walliser Vertretung gleich stimmt. Darum ist es für das Wallis am besten, wenn wir Marianne und Beat in den Ständerat wählen», schrieb der CSP-Staatsrat. So weit normal für einen engen Wahlkampf. Allerdings geht es auch unter die Gürtellinie. So kursiert in den sozialen Netzwerken auch das Bild eines Wolfs mit dem Gesicht von Kandidatin Brigitte Wolf. Darunter ist zu lesen: «Wolf zum Abschuss freigegeben?»
Martin Meul
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