Region | Oberwallis
Spaltet der Wolf die SPO?
Bei der SPO herrscht grosse Uneinigkeit, wie die Schweiz mit Wölfen umgehen soll. Die Spitzenkandidaten befürworten einen Abschuss, andere sind klar dagegen.
Stellt man sich die Frage, welche Partei wohl am ehesten eine Wolfspopulation in der Schweiz befürwortet, so landet man schnell im links-grünen Lager. Dass die Grünen für den Wolf sind, ist fast schon politische Pflicht. Doch auch in den Reihen der SP vermuten viele die Wolfsbefürworter. Ein Blick auf die Kandidaten zeigt jedoch – dem ist keinesfalls so.
Spitzenkandidaten gegen Wolf
Auf der Internetseite umweltrating.ch werden die Kandidaten für die kommenden Wahlen ausgiebig zu ihren ökologischen Ansichten befragt. Eine Frage betrifft auch die Wölfe in der Schweiz. Betrachtet man die Antworten der Kandidaten der SPO, so fällt auf: Keinesfalls befürworten die Roten unisono eine Wolfspopulation im Land. Ständeratskandidat Thomas Burgener antwortet auf die Frage «Sollen in der Schweiz künftig überlebensfähige Luchs- und Wolfsbestände existieren dürfen?» mit eher nein. Dies bestätigte Burgener auch in mehreren Interviews, unter anderem in der RZ, wo er sagte: «Ich könnte mit einem erleichterten Wolfsabschuss gut leben.» Noch deutlicher lehnen die beiden Spitzenkandidaten der SPO-Nationalratslisten, German Eyer und Christa Furrer-Treyer, Grossraubtiere in der Schweiz ab. Beide antworten auf die entsprechende Frage mit einem klaren Nein, wie auch beispielsweise Kandidat Rolf Eggel. Furrer-Treyer wird auf dem Onlineportal 1815.ch sehr deutlich: «Wenn schon das ‹Zusammenleben› mit den Schafen nicht funktioniert, wie soll dies mit den Menschen möglich sein? Die getroffenen Massnahmen greifen nicht und der Wolf findet sicher geeignetere Plätze in Europa als bei uns», erklärt sie. SPO-Spitzenkandidat German Eyer erklärt derweil: «Als langjähriger ehemaliger Schäfer weiss ich, wie froh man ist, wenn man die Schafe im Sommer alpen kann. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass die Herdenschutzmassnahmen nicht verfangen.» Und der Gewerkschaftsfunktionär doppelt nach: «Der Wolf ist im Wallis fast ausschliesslich von Feinden umzingelt. Deshalb ist ein Zusammenleben nicht möglich.» Allerdings gehören einige Parteikollegen nicht zu diesen Feinden.
Erwartungsgemäss auch Befürworter
Den Wolfsgegnern stehen auf den gleichen Parteilisten die Wolfsbefürworter gegenüber. Klaus Minnig, Präsident des WWF Oberwallis, will die Wölfe in der Schweiz natürlich schützen. Ebenso wie die SP-Kandidaten Marc Kalbermatter, Christine Kuster oder Bernhard Imhof. Auch der amtierende Unterwalliser SP-Nationalrat Mathias Reynard ist klar der Meinung, dass Gossraubtiere in der Schweiz ihren Platz haben sollen. WWF-Oberwallis-Präsident Minnig erklärt auf 1815.ch: «Grossraubtiere werden in Zukunft immer wieder in den Alpenraum eindringen, solange sie europaweit geschützt sind. Daher gilt es, entsprechende Massnahmen zu treffen, wie etwa Herdenschutz, um die Schäden so klein wie möglich zu halten.» Weiter fordert Klaus Minnig: «Der Staat soll die Tierhalter entsprechend in ihren Bestrebungen unterstützen. So ist ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch durchaus möglich.»
Wie tief ist der Graben?
Ist die Partei also in einer Frage, die im Wallis von besonderem Interesse ist, fundamental gespalten? WWF-Oberwallis-Präsident Klaus Minnig wiegelt ab. «Der Umgang mit dem Wolf ist in der SPO kein grosses Thema», erklärt er. «Ich habe mit den Aussagen meiner Parteikollegen keine Probleme, auch wenn sie gegen einen Schutz des Wolfes sind.» In den Sitzungen vor den Wahlen sei der Wolf nie ein Thema gewesen. «Für den Kanton Wallis sind andere Themen viel wichtiger als der Wolf», sagt Minnig. «Etwa Energie, Tourismus, ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt, der starke Franken oder Lohngleichheit.» Der WWF-Oberwallis-Präsident stört sich in der Wolfsdebatte vielmehr an der Meinung, es sei allein Aufgabe der öffentlichen Hand, für den Schutz der Schafe auf den Alpen zu sorgen. «Schafe sind Privateigentum», sagt Minnig, «darum ist es auch primär die Aufgabe des Eigentümers, für den Schutz der Schafe zu sorgen, natürlich mit Hilfe durch den Staat.» Die Erfahrungen des Sommers hätten gezeigt, dass geschützte Herden deutlich weniger anfällig für Wolfsangriffe seien.
Martin Meul
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