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Solarenergie: Genug Rendite vom Dach?
Die Solarenergie boomt schweizweit, auch im Wallis. Doch lassen sich Solaranlagen profitabel betreiben, auch wenn die Unterstützungsgelder des Bundes einmal versiegen? Die Meinungen sind geteilt.
Alle zwölf Minuten wird in der Schweiz eine neue Solaranlage in Betrieb genommen. Über 50 000 Fotovoltaikanlagen (PV) sind in der Schweiz mittlerweile installiert. Auch das letzten Dezember eröffnete Reka-Feriendorf in Blatten bei Naters setzt ganz auf erneuerbare Energien. Die Solartechnik hat den Durchbruch zum Massenmarkt geschafft. Das hängt auch mit den gesunkenen Preisen zusammen.
Einmalvergütung als Alternative
Fotovoltaikmodule sind heute 80 Prozent günstiger als noch vor fünf Jahren. In seiner Energiestrategie 2050 will der Bund, dass bis 2050 die Solarenergie 20 Prozent des Strombedarfs abdeckt und rund 20 Prozent des Wärmebedarfs. Dafür fördert er die erneuerbaren Energien über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV, siehe Kasten). Die Warteliste für den Bezug dieser KEV-Fördergelder ist allerdings lang: Mehr als 35 000 Projekte sind im Moment in der Warteschleife und hoffen auf Unterstützung. Für kleinere PV-Anlagen bietet die im letzten Jahr eingeführte Einmalvergütung eine Alternative. Dabei werden rund 30 Prozent der Investitionskosten einer Referenzanlage entschädigt. Dies hat den Vorteil, dass der Betrag innerhalb weniger Monate nach Inbetriebnahme der Anlage ausbezahlt wird.
Strom darf selber bezogen werden
Eine entscheidende finanzielle Verbesserung für den Betrieb von PV-Anlagen brachte aber vor allem die Revision der Energieverordnung im April 2004. Früher mussten PV-Produzenten den selber produzierten Strom billig ins öffentliche Netz einspeisen, vergütet werden etwa 7 Rappen pro kWh, und für den Eigenbedarf beim lokalen Energieversorger zum Preis von rund 20 Rappen pro kWh wieder teuer kaufen. Nun darf der auf dem eigenen Dach produzierte Strom auch direkt selber genutzt werden. Trotz den Wachstumschancen kämpft die Branche mit politischen Unsicherheiten. Die Betreiber von Solaranlagen erhalten künftig weniger Fördergelder. 2015 hat der Bundesrat die Vergütungssätze in zwei Schritten gesenkt. Wie lange die KEV weiter fliessen werden, bleibt unklar.
Amortisiert in 15 Jahren
Von den Zukunftschancen der Solarenergie überzeugt ist Johann Eberhardt, von der Winsun AG in Steg, die in den letzten vier Jahren rund 150 PV-Anlagen installiert hat: «Praktisch im ganzen Wallis sind PV-Anlagen mit einem Speichersystem auch ohne KEV-Unterstützungsgelder wirtschaftlich tragbar», sagt der Elektroingenieur und rechnet vor: «Die Investitionskosten einer PV-Anlage mit Speichersystem für ein Einfamilienhaus sind in circa 17 Jahren amortisiert – auch ohne Unterstützung durch den Bund. Alles, was danach produziert wird, ist Reingewinn für den Anlagebetreiber.» Die Lebensdauer einer PV-Anlage beziffert Eberhardt auf etwa 35 Jahre. Der Hersteller gewährt 25 Jahre Garantie.
Bessere Energiespeicher
Für die Zukunft der Solarenergie von grosser Bedeutung ist die Entwicklung der Energiespeichersysteme. Hier seien in den letzten Monaten enorme Fortschritte erzielt worden, so Eberhardt. Die Koppelung eines Speichersystems an eine PV-Anlage ermöglicht es heute den privaten Anlagebetreibern, rund 80 Prozent ihres benötigten Strombedarfs selber zu erzeugen. Somit erspart sich der Haushalt den Kauf von teurem externem Strom. Etwas kritischer sieht es Hans-Peter Burgener, Direktor des Elektrizitätsunternehmens EnBAG: «Ohne KEV-Subventionen können die Anlagen heute nicht wirtschaftlich betrieben werden.» Die EnBAG betreibt derzeit zusammen mit Partnern vier Fotovoltaikanlagen. Dieses Jahr werden weitere Anlagen auf der Turnhalle des OS-Schulhauses in Brig-Glis sowie auf dem EnBAG-Werkhof erstellt. Zwar hat die Solarenergie im Wallis einen natürlichen Standortvorteil, weil hier die Sonne 20 Prozent mehr scheint als im Mittelland. Um ein Projekt wirtschaftlich umzusetzen, würden aber grosse Flächen benötigt, die im Oberwallis eher Mangelware seien. Für den Betrieb kleiner Solaranlagen brauche es deshalb eine gehörige Portion Idealismus, so Burgener.
Keine Energiewende zum Nulltarif
Die EnBAG konzentriert sich vor allem auf die Wasserkraft. Weniger als ein Prozent der Eigenproduktion elektrischer Energie stammt aus Fotovoltaikanlagen. Trotzdem will Burgener die verschiedenen Energiegewinnungsmethoden nicht gegeneinander ausspielen: «Um die Energiewende umzusetzen, braucht es einen guten Mix von allem. Es gibt hier kein Gegeneinander sondern nur ein Miteinander.» Die Zukunft der erneuerbaren Energien hänge stark von deren Kostenentwicklung sowie dem politischen und individuellen Willen ab. Eine Energiewende zum Nulltarif gebe es nicht.
Frank O. Salzgeber
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Kommentare
christian - ↑7↓3
es gibt keinen weg an den alternativen energien vorbei. und wenn man die verschiedenen möglichkeiten sinnvoll kombiniert ist es sicher auch wirtschaftlich (z.b. Photovoltaik und Wärmepumpen). fossile energieträger in neubauten und sanierungen sollten sowiso verboten werden . und das in manchen touristendörfern noch heute chalets gebaut werden die mit strom geheizt werden ist jenseits von gut und böse... da müsssten halt auch unsere behörden, wie stockkonservativ sie auch zum teil sind, eier zeigen und solchen humbug unterbinden und die realität erkennen... wenn man schon "gratis" exergie hat muss die nur richtig eingesetzt werden...
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