Oberwallis | Gemeindepräsidenten ziehen Bilanz
So war unser erstes Jahr
Fünf neugewählte Oberwalliser Gemeindepräsidenten lassen ihr erstes Jahr Revue passieren.
Franz Ruppen, Gemeinde Naters
Franz Ruppen, wie sieht Ihre Zwischenbilanz als Gemeindepräsident von Naters aus?
Es gibt mehr zu tun, als ich gedacht habe. Das Tagesgeschäft ist fordernd. Die Arbeit ist aber sehr spannend. Der neu zusammengesetzte Gemeinderat musste sich auch neu einarbeiten. Aber ich glaube, wird sind gut unterwegs. Die Stimmung im Team ist gut. Dazu werden wir von einer professionellen Verwaltung unterstützt.
Was sind die grossen Herausforderungen in Zukunft?
Klar, es ist immer ein Spagat zwischen Schulden abbauen einerseits und andererseits den dringenden neuen Investitionen, die getätigt werden müssen. Ich denke da an das Glasfasernetz, das ab 2018 in Naters realisiert wird. Dann steht die Sanierung der Belalpstrasse an, mit der Ende 2018 angefangen wird. Beim Bau des Zentrums rund ums Alter hat die Gemeinde zwar nicht den Lead, sie beteiligt sich aber mit sechs Millionen Franken. Nicht zu vergessen: Weil unser Dorf stetig wächst, muss ein neues Schulhaus gebaut werden, welches auf das Schuljahr 2021/22 hin fertig sein sollte. Dieses Projekt kommt sicher noch vor die Urversammlung.
Während Ihrer Amtszeit finden ja auch die Feierlichkeiten 1000 Jahre Naters statt.
Die Feierlichkeiten erstrecken sich über ein ganzes Jahr. Sie starteten an St. Merez 2017 und enden im September mit dem Höhepunkt, dem dreitägigen Dorffest an St. Merez 2018. In diesem Jahr ist unter anderem ein Mittelaltermarkt geplant und Z' Hansrüedi hat anlässlich des Jubiläums eine neue CD mit Natischer Liedern aufgenommen. Die CD-Taufe findet im Mai 2018 statt.
Neben Ihrem Amt als Gemeindepräsident sitzen Sie weiterhin im Nationalrat. Wird diese Doppelbelastung nicht zu gross?
Das geht tipptopp, Neat sei Dank. Auch wenn wir Session im Nationalrat haben, bin ich normalerweise im Laufe des Nachmittags immer zurück im Büro auf der Gemeinde.
Gerhard Kiechler, Gemeinde Goms
Gerhard Kiechler, mit der Fusion der Gemeinden im Goms haben Sie das Amt des Präsidenten der neuen Gemeinde angetreten. Würden Sie sich rückblickend nochmals zur Verfügung stellen?
Auf jeden Fall, ja. Es war ein sehr spannendes Jahr. Gleichzeitig war die Arbeit auch sehr intensiv, fast noch intensiver, als ich gedacht habe. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man viel bewegen kann.
In welchen Bereichen konnten Sie denn etwas bewegen?
Ein grosses Thema war natürlich die Zusammenführung der Verwaltung, auch auf personeller Ebene. Das hat sehr gut funktioniert.
Was hätten Sie gerne erreicht, haben es aber nicht geschafft?
Die Zusammenführung der verschiedenen Reglemente, vor allem der Gebührenreglemente, hätte ich gerne schon im letzten Jahr umgesetzt. Das erwies sich jedoch als nicht machbar, da es sich dabei um doch recht komplexe Vorgänge handelt.
Worauf legen Sie in diesem Jahr den Fokus?
Sicher werden wir an der Vereinheitlichung der Reglemente weiterarbeiten. Dann steht natürlich auch der Kampf um den Erhalt des OS-Standortes in unserer Gemeinde im Vordergrund und es laufen noch einige weitere Projekte, die wir vorantreiben möchten.
Worauf freuen Sie sich dieses Jahr besonders?
Sicher zunächst einmal auf die Nordische Junioren und U23-WM hier bei uns. Der Anlass ist eine grosse Chance für die Gemeinde Goms, sich einer grösseren Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Sommer feiern wir dann «100 Jahre César Ritz». Dazu sind verschiedene Events geplant. Dann hoffe ich aber auch, dass unsere Bevölkerung bei der Olympia-Abstimmung Ja sagt, um ein Zeichen zu setzen, dass man in unserer Gemeinde vorwärtsmachen will.
Martin Lötscher, Gemeinde Leuk
Martin Lötscher, seit Mai 2017 sind sie Gemeindepräsident von Leuk. Wie haben Sie sich seither in das Amt eingearbeitet?
Da ich ja bereits vorher schon im Gemeinderat war, brachte ich schon eine gewisse Erfahrung mit. Aber als Präsident nimmt die Verantwortung natürlich zu. Dank der ausgezeichneten Mitarbeit meiner Ratskollegen und der Verwaltung, welche über eine langjährige Erfahrung verfügen, habe ich den Tritt rasch gefunden. Trotzdem lerne ich aber noch heute jeden Tag etwas Neues dazu.
Welches waren die Schwierigkeiten bisher?
Ich musste vor allem lernen, dass im Vergleich zur Privatwirtschaft die verschiedenen politischen Prozesse doch etwas länger dauern. Daran musste ich mich zuerst gewöhnen. Da wir im Rat untereinander ein sehr gutes und konstruktives Verhältnis pflegen, kam es bisher eigentlich zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten.
Auf was freuen Sie sich in diesem Jahr ganz besonders?
Wir werden die zweite Etappe der Sanierung des Rathausplatzes in Angriff nehmen. Damit wird das Ortsbild in Leuk-Stadt klar aufgewertet. Dann werden wir im Verlaufe des Jahres die Büros der Gemeindeverwaltung vom jetzigen Standort in die Räumlichkeiten der Raiffeisenbank im «Dilei» zügeln. Damit wird die Gemeindeverwaltung in Zukunft über zeitgemässe Büroräumlichkeiten verfügen.
Was für Projekte stehen sonst noch auf der Agenda?
In den nächsten Jahren wird die Sanierung und der Neubau des Schulhauses in Susten viel Zeit und Mittel in Anspruch nehmen. Daneben arbeiten wir bereits seit längerer Zeit an einem neuen Leitbild. Zudem stehen verschiedene Vorhaben im Bereich Sicherheit wie beim Illgraben an. Nicht zu vergessen sind auch laufende Investitionen in die allgemeine Gemeindeinfrastruktur wie Strassen oder aber Wasserversorgung.
Beat Jost, Gemeinde Albinen
Beat Jost, Sie sind vor einigen Jahren vom Journalismus in die Politik eingestiegen. Was unterscheidet die politische Arbeit vom Journalismus?
Ich bin seit 40 Jahren politisch aktiv, mal als Journalist, mal als Gewerkschafter. Politik und Gewerkschaften sollten gestalten und bewegen, Medien und Journalisten kritisch ausleuchten und aufklären. Beides ist demokratisch wichtig.
Welche Rolle gefällt Ihnen besser?
Mir gefällt jede Aufgabe, die nah bei den Menschen ist. Die 15 Jahre als Gewerkschaftssekretär der Lonza-Arbeiter und die jetzige Arbeit als Albiner Gemeindepräsident gehören für mich mithin zum Schönsten, was man machen kann.
Wegen der Wohnbauförderung war Albinen in den internationalen Schlagzeilen. Hat sich der «Hype» ein bisschen gelegt?
Es ist ruhiger geworden, doch das Interesse ist weiterhin gross. Wo Bewegung ist, ist Aufregung.
Sind Sie zuversichtlich, dass die aktive Wohnbauförderung greift und neue Familien anzieht?
Es geht jetzt darum, mit infrage kommenden Interessenten das Gespräch zu suchen und Private zum Hausbau zu motivieren. Wenn wir bis zum Jahr 2024 fünf bis zehn junge Familien in Albinen halten oder nach Albinen holen können, wäre das ein Riesengewinn.
Welche Projekte in Albinen stehen in nächster Zeit an?
Die Inventarisierung von 200 ortsbildprägenden Gebäuden im alten Dorf kommt demnächst in die Bewilligungsphase, was uns neue Chancen in der Umnutzung eröffnen wird. Zudem unterstützen wir den Aufbau eines Kultur- und Kräuter-Rundweges oder sind am Aufgleisen eines NRP-Projekts «Dorfhotel Albinen». Wir suchen nach bezahlbaren und schneller realisierbaren Alternativen zum Danet-Glasfasernetz und wir werden die Neugestaltung des Dorfplatzes in Angriff nehmen.
Romy Biner-Hauser, Zermatt
Romy Biner-Hauser, wie fällt Ihre Zwischenbilanz als Gemeindepräsidentin von Zermatt aus?
Ich frage mich in einer ersten persönlichen Bilanz, wo die Zeit geblieben ist. Das Jahr verging derart schnell und ich habe viele Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke gewonnen. Hinzu kommen die zahlreichen tollen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen.
Was bleibt Ihnen speziell in guter Erinnerung?
Das sind bestimmt die zahlreichen zwischenmenschlichen Begegnungen. Doch es gibt auch Kritik, die ich in Erinnerung behalte. Diese werte ich rückblickend als gewonnene Erfahrung.
Was haben Sie als Gemeindepräsidentin in Ihrem ersten Präsidialjahr unterschätzt?
Was mich überrascht hat, war, wie schnell nach meiner Wahl zur Gemeindepräsidentin alles gegangen ist. Ich hatte keine Einarbeitungszeit und war urplötzlich einfach im Amt drin als Gemeindepräsidentin. Das ging für mich gar schnell. Natürlich hatte ich den Vorteil, dass ich bereits seit acht Jahren als Gemeinderätin tätig war, doch der Unterschied von einem Gemeinderat zum Präsidenten ist doch ziemlich gross.
Kann man das in Stunden ausdrücken? Wie viele Stunden Mehraufwand bedeutete das Präsidentenamt für Sie?
Natürlich habe ich mich vorgängig mit meinem Vorgänger Christoph Bürgin über das Präsidentenamt unterhalten. Es war immer von einem 50-Prozent-Pensum die Rede. Doch heute muss ich eingestehen, dass das Pensum doch wesentlich höher ist als 50 Prozent. Ich denke, 80 Prozent ist realistisch.
Würden Sie heute nochmals als Gemeindepräsidentin kandidieren?
Ich bin sehr dankbar, dass mir die Bevölkerung bei der Präsidentenwahl das Vertrauen geschenkt hat und bereue keine Sekunde.
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