Saas-Fee | Saas-Fee zwei Tage vor Saisonende
So war der Aktionswinter wirklich
Über 80 000 verkaufte Saisonabos. Über 15 Prozent mehr Logiernächte. Saas-Fee blickt auf einen einzigartigen Winter zurück. Ein Blick hinter die Kulissen.
Eines vorweg: In Saas-Fee jammert niemand. Durchaus zufrieden blickt man auf die Wintersaison zurück, die am Samstag mit der Season-End-Party zu Ende geht. Mehr Logiernächte. Mehr Wintersportler auf den Skipisten. Mehr Tagestouristen. Mehr Gäste im Dorf. Mehr Kohle in den Kassen. Die 222-Franken-Bombe schlägt voll ein. Trotzdem: Die Herausforderungen, welche die Leistungsträger dafür meistern müssen, sind sehr gross.
Hausfrauen haben ausgeholfen
Seit Anfang Dezember gibt es für die Bergrestaurants kaum einen freien Tag. «Jeden Tag 15 Stunden arbeiten, das ist die Realität», sagt Wirt Sigi Burgener in der «Hotellerie Gastronomie Zeitung». Mehr Arbeit bedeutet mehr Umsatz. Lukas Imseng, Hotelier und Bäcker in Saas-Fee, sagt: «Wir konnten im Hotel, im Tearoom und in der Bäckerei den Umsatz steigern, die 222-Franken-Aktion ist rundum geglückt.» Selbst trifft Imseng während der Saison viele Tagestouristen an. Ein Stadtberner habe ihm gesagt, dass er mit dem ÖV schneller in Saas-Fee sei als in Adelboden, erinnert er sich. Zudem beobachtet der Bäcker, dass der Samstag einer der meist besuchten Tage auf den Skipisten ist. Zum Vergleich: In manch einer Destination gibt es gerade am Samstag wenig Besucher, weil die Gäste dann ab- und anreisen. Alles Friede, Freude, Eierkuchen im Saastal? Nein. Ein Problem, das die ganze Aktion mit sich bringt, ist es, schnell neue Mitarbeitende zu finden. Erst im Oktober platzt die 222-Franken-Bombe. Deshalb unterstützt die einheimische Tourismusdestination über Weihnachten und Neujahr in Zusammenarbeit mit einem Stellenvermittlungsbüro die Leistungsträger bei der Suche nach Personal. Das Problem: Eine Bewilligung für neue Mitarbeiter zu erhalten, kann bis zu drei Monaten dauern. Die RZ weiss: Anfang Saison müssen deshalb Hausfrauen aushelfen, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Ruhetage gibt es während mehreren Wochen (!) keine. Zu gross ist der Andrang. Und: Aufgrund des attraktiven Saisonabo-Angebots, von dem die Käufer bereits am vierten Tag von der Aktion profitieren, gibt es im ganzen Dorf kaum eine freie Ferienwohnung. Dies stellt die eigene Gastronomie vor Herausforderungen. Denn: Wo sollen die Mitarbeiter denn übernachten?
Mehr Freude am Tourismus
Eine Wirtin erzählt anonym, dass es deshalb heuer besonders schwierig war, eine Bleibe für ihre Mitarbeitenden zu finden, doch zuletzt habe alles geklappt. Laut der «Hotellerie Gastronomie Zeitung» läuft es jedoch nicht überall reibungslos ab. «Mitarbeiter mussten in Bergrestaurants auf 2500 Meter Höhe übernachten», heisst es im Blatt. Pascal Schär, CEO der Saastal Marketing AG, sieht darin ein Luxusproblem. «Die ganze Aktion war sehr zukunftsorientiert und hat der Dorfbevölkerung gezeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strick ziehen.» Für Schär ist klar, dass sich die Spirale im Saastal fortan wieder in die richtige Richtung drehen soll und dass die Leute wieder mehr Freude am Tourismus kriegen müssen.
Vorfreude auf nächste Saison
Saas-Fee weist in jüngster Vergangenheit meist sinkende Zahlen auf. Nun blickt man auf eine Steigerung der Logiernächte um über 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ostergeschäft hat zu diesem Ergebnis massgeblich beigetragen. Gerade am Karfreitag platzt das Dorf aus allen Nähten. Vor allem dank der gelungenen Abo-Aktion. Unter dem Strich haben in Saas-Fee alle von dieser Aktion profitiert. Jugendherbergen-Besitzer. Ferienwohnungsbesitzer. Gastronomen. Und auch die unterschiedlichen Hotels. Ein Direktor eines Fünfsternehotels hat die Erfahrung gemacht, dass Gäste wegen der Preisreduktion auf den Skipass gleich noch ein paar Tage in einem Fünfsternehaus angehängt haben. Da es im Saastal auch die nächste Saison eine Wintercard gibt, stellt sich die Frage: Wann stösst die Destination an ihre logistischen Grenzen? Pascal Schär: «Wir wollen unseren Gästen durchs Band beste Qualität bieten, das haben wir in diesem Winter geschafft und das werden wir auch im nächsten Winter schaffen», sagt er und fügt an: «Unsere Kapazitätsgrenze im Tal ist noch nicht erreicht.»
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