Region | Schwierige Suche nach Dorfärzten
So verzweifelt suchen die Gemeinden Dorfärzte
In vielen Regionen gehen demnächst die Dorfärzte in Pension. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich als Knacknuss: Pläne zum Aufbau der Infrastruktur sind zwar reichlich vorhanden, Ärzte lassen sich hingegen praktisch keine finden.
So manch eine Oberwalliser Region sieht sich mittelfristig mit einem Problem konfrontiert: Weil zahlreiche Dorfärzte in Pension gehen und oft keine Nachfolgeregelung in Sicht ist, fehlt fortan die medizinische Grundversorgung. Ein Umstand, mit dem sich betroffene Gemeinden schon seit Längerem beschäftigen. Doch nicht überall verfolgt man die gleiche Strategie und nicht überall ist eine solche erfolgreich. Der Reihe nach: Wie RZ-Leser wissen, geht die Dorfärztin von St. Niklaus Ende Jahr in Pension. Über Dritte und durch Beziehungen konnte ein polnischer Arzt gefunden werden, der die bestehende Praxis übernehmen wird.
Stalden wirbt mit Matterhorn
Doch die Gemeinde hilft tatkräftig mit und kümmert sich derzeit um die nötigen administrativen Belange, damit es mit der Übergabe sicher klappt. Doch die Zaniglaser Suche dauerte mittlerweile mehrere Jahre. Ursprünglich wurde die Idee eines Gesundheitszentrums verfolgt. Man stand dabei im Gespräch mit der Schweizerischen Ärztekasse (SAEKK), die an mehreren Standorten in der Schweiz derartige Zentren betreibt. In St. Niklaus hätte sie die dortige Praxis eingerichtet und geführt. Die Pläne wurden schliesslich nicht weiterverfolgt. Eine ungleich andere Strategie verfolgt man in Stalden, wo der Dorfarzt ebenfalls bald in Pension geht. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht, dafür ist als Gemeinschaftsprojekt mit den umliegenden Gemeinden am Standort Stalden ein Gesundheitszentrum in Planung. Gleichzeitig läuft die fieberhafte Suche nach einem Arzt und man setzt dabei die Hoffnungen auf ein Werbevideo, das auf der Internetseite der Gemeinde Stalden aufgeschaltet ist. Darin wird offenkundig mit dem Matterhorn (!) geworben, womit potenziellen Kandidaten ein Engagement schmackhaft gemacht werden soll. Bei der Ärztekasse hingegen hat man indes nicht angeklopft, wie der Jurist bei der SAEKK Michel Meier auf Anfrage sagt: «Gegenwärtig bestehen keine konkreten Pläne oder Absprachen.» Unbeirrt davon wird die Realisierung des Zentrums vorangetrieben.
Gommer mit gleicher Strategie
Auch im Goms wird auf die Strategie «Infrastruktur vor Personalie» gesetzt. Derzeit praktizieren in Münster zwei Ärzte – ein Ende ist aber mittelfristig absehbar. Deshalb ist ein künftiges Gesundheitszentrum Goms/Obergoms angedacht, obwohl auch dort der Arzt fehlt, wie der Gommer Gemeindepräsident Gerhard Kiechler sagt. «Wir verfolgen den Grundsatz, dass zuerst die Infrastruktur zur Verfügung stehen muss.» Die Suche nach einem Arzt ist indes noch nicht angelaufen. Auch in Leukerbad sind derzeit Gespräche über den Aufbau eines Gesundheitszentrums im Gang. Doch auch hierfür muss mutmasslich wohl noch ein Arzt gefunden werden.
Peter Abgottspon
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