Plastikverbrauch | Experiment zu weniger Verbrauch durchgeführt

So lebt es sich eine Woche, ohne Plastik zu kaufen

Grosse Hilfe: In Unverpackt-Läden finden sich viele Lebensmittel, die man sonst nur in Plastikverpackungen erhält.
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Grosse Hilfe: In Unverpackt-Läden finden sich viele Lebensmittel, die man sonst nur in Plastikverpackungen erhält.
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Grosse Hilfe: In Unverpackt-Läden finden sich viele Lebensmittel, die man sonst nur in Plastikverpackungen erhält.
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Grosse Hilfe: In Unverpackt-Läden finden sich viele Lebensmittel, die man sonst nur in Plastikverpackungen erhält.
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«Eine Woche plastikfrei»: Nicole Tschiemer-Fryand wagte das Experiment.
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«Eine Woche plastikfrei»: Nicole Tschiemer-Fryand wagte das Experiment.
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Nicole Tschiemer-Fryand hat sich an ein Experiment gewagt. Eine Woche hat die Coach und Mutter versucht, kein Plastik zu kaufen. Ein Bericht über ihre Erfahrungen.

«Vor Kurzem habe ich zusammen mit meiner Familie auf dem deutschen TV-Sender RTL das ‹Jenke-Experiment› zum Thema Plastik gesehen», erzählt Nicole Tschiemer-Fryand, 40-jährige Coach und Mutter von zwei Kindern aus Brig-Glis, ein paar Tage bevor sie sich anschickt, zusammen mit mehr als 180 anderen Leuten ein Experiment der ganz besonderen Art in Angriff zu nehmen. «In der TV-Dokumentation geht es darum, was Plastik mit unserer Gesundheit und mit unserer Umwelt macht und gleichzeitig, wie sorglos wir eigentlich mit diesem Kunststoff umgehen.» Fassungslos sei sie gewesen, so die Coach weiter.

Eine Woche ohne Plastik

Daraufhin fasst Nicole Tschiemer-Fryand den Entschluss, dem eigenen Plastikverbrauch den Kampf anzusagen. «Bis dato hatte ich immer das Gefühl, dass mein Plastikverbrauch eigentlich unproblematisch ist, weil ich ja alles separat sammle und zum Recyceln bringe», sagt sie. «Die Doku hat mir jedoch aufgezeigt, dass Sammeln leider nicht genügt, denn viel von dem gesammelten Plastik landet dennoch in der Verbrennungsanlage oder wird, noch schlimmer, in andere Länder exportiert, wo es dann einfach auf Deponien geworfen wird.» Daher reift in Tschiemer-Fryand die Idee, dass es viel besser wäre, den Verbrauch von Plastik so stark wie möglich zu reduzieren. Die Idee für eine plastikfreie Woche war geboren. «Allerdings wollte ich die Sache nicht nur für mich alleine angehen, sondern das Ganze in einer Gruppe versuchen», so die Coach. In den sozialen Medien sucht sie deshalb nach Mitstreitern. Bis zum Schluss schliessen sich über 100 Menschen, vornehmlich aus dem Oberwallis, dem Experiment an. «Zusammen kann man viel mehr bewirken und sich gegenseitig unterstützen», so Tschiemer-Fryand, «denn es ist mir klar, dass ein Verzicht auf Plastik eine grosse Herausforderung darstellt. Ohne gegenseitige Tipps und Tricks ist ein solches Experiment nicht zu schaffen. Denn Plastik ist in unserer Welt einfach allgegenwärtig.»

Grosser Aufwand

Ein paar Tage später, das Plastikfrei-Experiment ist in vollem Gange, ist Nicole Tschiemer-Fryand damit beschäftigt, für die Familie einzukaufen. Dafür ist sie nach Visp in den Unverpackt-Laden «Chez Mamie» gefahren. «Nach ein paar Tagen im Experiment kann man sagen, dass es mit grossem Aufwand verbunden ist, plastikfrei einzukaufen», zieht die 40-Jährige eine erste Zwischenbilanz. «Wie die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer habe ich die Erfahrung gemacht, dass es einerseits viele Produkte gibt, die gar nicht ohne Plastikverpackung gekauft werden können, weil dies dem Lebensmittelgesetz widersprechen würde, oder dass man viel mehr verschiedene Geschäfte betreten muss, um alles Nötige auftreiben zu können. Ein plastikfreies Einkaufen erfordert viel Planung.» Unverpackt-Läden, wie jener in Visp, seien daher eine gewaltige Hilfe. Allerdings müsse man auch vieles selber herstellen, führt Tschiemer-Fryand aus. «Selber eine Bratensauce oder Ketchup zu machen ist aber gar nicht so einfach», sagt sie denn auch. «Umso mehr zeigt sich, wie wichtig es ist, dass eine grosse Gruppe von Leuten am Experiment teilnimmt, ansonsten wäre man wohl ziemlich schnell entmutigt.» Auf der anderen Seite lerne man unglaublich viel dazu und entdecke auch wieder alte Produkte und Praktiken. «Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man seine Haare mit Roggenmehl waschen kann», sagt die Coach und lacht. «Wahrheitsgemäss muss ich aber zugeben, dass ein hundertprozentiger Verzicht auf Plastik kaum möglich ist.» Doch das spielt für Nicole Tschiemer-Fryand nur eine Nebenrolle. «Wenn ich nur schon sehe, dass sich meine Kinder mit dem Thema auseinandersetzen und eigene Ideen zum Verzicht auf Verpackungen und Ähnliches einbringen, so habe ich schon sehr viel erreicht», sagt sie.

Teurer, aber auch günstiger

Einen Tag nach dem Ende des Experiments ist Nicole Tschiemer-Fryand sehr zufrieden mit dem Resultat ihrer «plastikfreien Woche». «Es gab unzählige tolle Ideen in unserer Chatgruppe, wie man den Konsum von Plastik reduzieren kann», sagt sie. «Das Ziel, die Leute zum Reflektieren anzuregen, haben wir sicher erreicht. Entsprechend hatte ich viele gute Feedbacks und die, die mitgemacht haben, haben sicher in der letzten Woche viel weniger Plastik verbraucht als gewöhnlich.» Tschiemer-Fryand selbst nimmt für sich vor allem die Erkenntnis mit, dass viele Dinge, die sonst fertig gekauft werden, auch leicht selber zu machen sind. «Es gibt eigentlich keinen Grund, beispielsweise Pizza-Teig in einer Plastikverpackung zu kaufen», sagt sie. «Kommt hinzu, dass man so nicht nur Plastik spart, sondern auch viel weniger Konservierungsstoffe zu sich nimmt.» Gewisse Sachen wird die Coach künftig aber wieder verpackt kaufen. «Manche Sachen sind unverpackt einfach ziemlich teuer», sagt Nicole Tschiemer-Fryand. «Da muss man schon schauen, dass es mit dem Familienbudget aufgeht.» Allerdings sei unverpackt zu kaufen weniger teuer, als viele denken würden. «Eine Erkenntnis aus dem Experiment ist sicher auch, dass man mengenmässig und auch von den Produkten her nur das kauft, was man wirklich braucht», sagt die 40-Jährige. «So schmeisst man auch viel weniger weg und spart Geld. Neben dem Einsparen des Plastiks sicher ein toller Nebeneffekt.»

Martin Meul

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