Region | Gäste genossen Winterstimmung

So erlebten die Gäste den grossen Schnee

Während den geschlossenen Verkehrsverbindungen war Zermatt für kurze Zeit nur über den Luftweg erreichbar (Bild: Warteschlange auf dem Heliport Zermatt).
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Während den geschlossenen Verkehrsverbindungen war Zermatt für kurze Zeit nur über den Luftweg erreichbar (Bild: Warteschlange auf dem Heliport Zermatt).
Foto: Feuerwehr Zermatt/facebook.com

Quelle: RZ 0

Wegen der in jüngster Vergangenheit gesperrten Verkehrswege waren zahlreiche Gäste gezwungen, ihre Ferien unfreiwillig zu verlängern. Wie Gästerückmeldungen im Nachgang zeigen, waren aber viele gar nicht unglücklich darüber.

Schnee in Hülle und Fülle, Lawinengefahr hüben und drüben und gesperrte Verkehrswege weit und breit. So präsentierte sich letzte Woche die Situation in vielen Teilen des Oberwallis, insbesondere in den Vispertälern, im Simplongebiet, aber auch in Leukerbad oder im Lötschental fiel innert kürzester Zeit überdurchschnittlich viel Schnee. In der Folge waren zahlreiche Verkehrswege aus Sicherheitsgründen teils für längere Zeit gesperrt. Mit der Konsequenz, dass während dieser Zeit sowohl Einheimische als auch Gäste in ihren jeweiligen Orten eingeschlossen waren. So war beispielsweise die Strasse ins Saastal während fast dreier Tage gesperrt. Davon betroffen waren nebst den Bewohnern auch die rund 2000 Gäste, welche während diesem Zeitraum dort ihre Ferien verbrachten.

Nähere Bindung zum Gast

«Im Bewusstsein, dass Sicherheit vorgeht, zeigten unsere Gäste grösstenteils sehr viel Verständnis für die Situation», sagt Claudine Perrothon von Saastal Tourismus. Die Stimmung sei sehr gut gewesen und jeder habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Zudem sei die Strasse am Mittwochabend für kurze Zeit geöffnet worden. «Dieses kurze Zeitfenster nutzten vor allem diejenigen Gäste, welche ihre Abreise nicht verschieben konnten», sagt Perrothon. Auch der Präsident des Hoteliervereins Saas-Fee/Saastal, Klaus Habegger, zieht eine positive Bilanz. «Es gab Gäste, welche das Ganze sogar sehr interessant fanden», sagt er. Das Informationsbedürfnis sei während der Zeit sowohl bei den Gästen als auch den Beherbergern höher als gewöhnlich gewesen. So sei zwangsläufig auch eine intensivere und engere Bindung untereinander entstanden. «Ein junges Paar hat sich aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände sogar spontan verlobt», sagt Habegger. Für die Urlauber, welche durch die Situation ihren Aufenthalt hätten verlängern müssen, habe man versucht, individuelle Lösungen zu finden. «Die Gäste zeigten viel Verständnis und wir konnten jeweils für beide Seiten zufriedenstellende Lösungen finden.» Auch «von Fall zu Fall» gelöst wurde das Problem in Zermatt, sagt der Hotelier und Präsident des Zermatter Hoteliervereins, Sebastian Metry. «Für die unfreiwillige Verlängerung sind wir kulant mit Rabatten entgegengekommen», sagt er. Wer jedoch im Besitz einer Reiseversicherung sei, dem wurde seine Verlängerung in der Regel von der Versicherung übernommen. Wie Metry jedoch erklärt, sei es aber auch zu freiwilligen Verlängerungen des Urlaubs gekommen.

Veränderte Reisegewohnheiten

Von der Möglichkeit, Zermatt während der Sperrung von Bahn und Strasse per Helikopter zu
verlassen, hätten nämlich längst nicht alle Gebrauch machen wollen und deshalb spontan verlängert. «Sie zogen es vor, den vielen Schnee und die gute Stimmung zu geniessen», sagt er. So hätten einige den Ort auch einmal nicht nur mit Skiern, sondern zu Fuss entdeckt. Metry gibt aber auch zu bedenken, dass gerade Gäste, welche durch die Sperrungen internationale Flüge verpasst hätten, die Situation doch eher als ärgerlich empfunden hätten. Davon gab es in Zermatt mutmasslich einige. Denn im Matterhorndorf befanden sich zum Zeitpunkt des grossen Schnees rund 13 000 Gäste. «Viel Schnee und gesperrte Verkehrswege gab es immer schon», sagt Metry. Nur heutzutage habe das aufgrund der immer kürzer werdenden Aufenthaltsdauer und der täglichen An- und Abreisen einen grösseren Einfluss. «Früher wurde hingegen fast ausnahmslos eine Woche gebucht und der Gästewechsel beschränkte sich deshalb in der Regel auf einen einzigen Tag, den Samstag», so Metry. Seitens Zermatt Tourismus heisst es, dass sich die Gäste beeindruckt gezeigt hätten ob der guten Organisation und Zusammenarbeit aller Beteiligten vor Ort. «Die Gäste haben es enorm geschätzt, dass wir sie beim Warten auf die Abreise per Helikopter mit Getränken und kleinen Aufmerksamkeiten versorgt haben», sagt die Marketingleiterin von Zermatt Tourismus, Janine Imesch.

Erstmalige Erfahrung

Dies würden zahlreiche Gästerückmeldungen im Nachgang zeigen. «Das Wichtigste in einer solchen Situation ist einfach, dass der Gast spürt, dass er sich in Sicherheit fühlt», sagt Imesch. Und diese sei zu jeder Zeit gewährleistet gewesen. Die gleiche Erfahrung hat man auch in Leukerbad gemacht. «Die Gäste fühlten sich während der rund eineinhalb Tage dauernden Strassensperrung immer sicher und zeigten grosses Verständnis für die Situation», sagt die Tourismusdirektorin Mäggy Stark. Weil der Skibetrieb während eines Tages eingestellt gewesen sei, hätten die Gäste ein interessantes Alternativprogramm mit Thermalbaden in den Thermen sowie das breite Sportangebot in der Sportarena nutzen können. «Das war für viele eine gute Gelegenheit, im Ort einmal etwas anderes als gewohnt zu unternehmen und so Leukerbad mit seinem abwechslungsreichen Angebot einmal von einer anderen Seite kennenzulernen», sagt Stark. Entsprechend seien die Rückmeldungen grossmehrheitlich positiv ausgefallen. Auch an den Schaltern des Tourismusbüros hätten sich die Gäste verständnisvoll gezeigt. «Die meisten Menschen waren zum ersten Mal in ihrem Leben eingeschlossen und fanden es eine spannende Erfahrung.» In einer solchen Situation sei einfach wichtig, gut und transparent zu informieren. «Dann bleiben alle ruhig und fühlen sich auch sicherer», sagt Stark.

Peter Abgottspon

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