Eine Anklage wirft einen grossen Schatten über den Oberwalliser Fussball. Mittendrin: Der FC Visp, der FC Oberwallis und der FC Brig-Glis.

«Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, deshalb gebe ich keine Auskunft», sagt Andreas Eder, Präsident des FC Visp. Der Präsident ist angeklagt. Ihm droht ein Eintrag ins Strafregister. Für einen Vorfall, an dem er selber direkt keine Schuld trägt. Was ist passiert? Ein Rückblick.

Amtsmissbrauch von Rinaldo Arnold?

Es geschieht im Jahr 2012: Zlatko ­Tomic spielt für die erste Mannschaft des FC Visp. Sehr erfolgreich. Der gebürtige Kroate hat eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate. Der FC Visp sichert sich ab und schliesst eine Rückreiseversicherung auf den Spieler. Kosten: 520 Franken. Visp hält sich an das Gesetz, das besagt, dass der Spieler während des Auslandsaufenthalts keinen Lohn beziehen darf. Das Problem: Die Aufenthaltsgenehmigung von Tomic läuft schon bald ab und das Derby zwischen Raron und Visp steht an. Die RZ weiss: Vor dem Derby forderte der damalige Trainer des FC Raron, Daniel Hermann, den FC Visp auf, Tomic im Spiel nicht einzusetzen, sonst würde die Polizei auf dem Fussballplatz erscheinen und den Spieler abführen. Hermann arbeitet bei der Dienststelle für Bevölkerung und Migration (DBM) und kennt die Details im Fall Tomic. ­Josef Schwarz, Vizepräsident des FC Visp: «Wir sitzen doch eigentlich ­alle im selben Boot beim Oberwalliser Fussball und wurden vermutlich ganz bewusst hintergangen.» Hermann will sich zum Vorfall nicht bis ins Detail äussern. Er sagt: «Visp versucht von den eigenen Fehlern abzulenken.» Der Fall gelangt anschliessend zum Staatsanwalt. Auch hier wittert der FC Visp Amtsmissbrauch. Denn: Der Staatsanwalt Rinaldo Arnold ist auch Vereinspräsident des FC Brig-Glis, der in derselben Liga spielt. Arnold belässt den Gesetzesverstoss nicht mit einer Geldbusse, sondern klagt Eder, der für den Verein geradesteht, an. Für Schwarz und den FC Visp ist dies nicht nachvollziehbar: «Ich weiss nicht, was der FC Visp in all den Jahren dem FC Brig-Glis angetan hat, dass Arnold zu diesen Methoden greift.» Hatte Tomic ­etwa doch Geld bezogen? Wo macht sich der FC Visp angreifbar, dass Arnold als Staatsanwalt Anklage erheben darf? «Zu einem laufenden Verfahren äussere ich mich nicht», so die knappe Antwort. Andersrum: Hätte man auf Stufe Regionalliga nicht einen Präsidentenkollegen über den Vorfall informieren können? Arnold: «Ich mache nur meine Arbeit, der Fall hat mit dem FC Brig-Glis nichts zu tun.» Wirklich nicht? Im Artikel 116 des Ausländergesetzes steht geschrieben, dass auch eine Geldbusse möglich gewesen wäre, falls ein Spieler seine Aufenthaltsgenehmigung überzieht. Visp hätte diese sofort akzeptiert. Hermann und Arnold berufen sich auf das Gesetz, «das für jeden das selbe sei.»

Die Forderung an den FC Oberwallis

Damit nicht genug. Im Winter 2015 wechselt Daniel Hermann als Trainer des FC Raron zum FC Oberwallis. Sein Posten: Assistenztrainer von Roger Meichtry. Genau bei jenem FC Oberwallis, dem der FC Visp als einer von drei Hauptvereinen jährlich 15 000 Franken bezahlt. Der FC Visp verlangt nun, dass Hermann als Assistenztrainer abgesetzt wird. Die Erklärung ist simpel: Alle sitzen im selben Boot, da unterstützen wir keine Organisation, in der Leute involviertt sind, die uns offensichtlich schaden wollen. Hans Ritz, Präsident des FC Oberwallis, geht nicht darauf ein. «Wir lassen uns von niemandem erpressen und halten an Daniel Hermann mit allen Konsequenzen fest.» Wer im Recht und wer im Unrecht sei, könne er nicht beurteilen. Fortsetzung folgt.