Region | Aletsch
Seilbahner mit Leib und Seele
Technik ist sein Reich, Sicherheit sein oberstes Gebot. Anton Franzen ist bei den Aletsch Riederalp Bahnen AG für den reibungslosen Betrieb verantwortlich. Er sagt: «Ich bin Vollblutseilbahner.»
«Der Apfel fällt halt doch nicht weit vom Stamm. Bereits mein Vater war als Betriebsleiter der Bettmeralp Bahnen tätig. So bin ich halt vorbelastet», sagt Anton Franzen. Der 50-Jährige ist mit Unterbrüchen seit 1985 bei den Bergbahnen tätig und hat sich seither vom Pistenfahrzeugfahrer bis zum technischen Leiter hochgearbeitet. «Eine vielseitige, verantwortungsvolle aber auch hochspannende Arbeit», sagt er.
Vom Bäckereimechaniker zu ABB
Nach seiner Schulzeit in Betten und Mörel absolviert Franzen in Visp die Lehre zum Elektromechaniker. Danach macht er die RS, wo er für den Auf- und Abbau sowie den Betrieb von mobilen Feldbäckereien verantwortlich ist. «Bei den Truppen als Bäckereimechaniker kam mein Technikverständnis voll zur Geltung.» Im Anschluss bewirbt er sich für eine Stelle als Pistenfahrzeugfahrer auf der Bettmeralp. Er wird eingestellt und arbeitet einen Winter. Im darauffolgenden Sommer geht er nach Lausanne, ist dort für ABB tätig, wo er im Bereich von Seilbahnsteuerungen Erfahrungen sammelt. Nach einem Sommer zieht es ihn aber wieder zurück in seine Heimat auf die Bettmeralp, wo er wiederum als Pistenfahrzeugfahrer eingesetzt wird. Diesmal aber bleibt es nicht bei einer Saison. Als Jahresangestellter wird er im Sommer jeweils in der Werkstatt zum Unterhalt der Pistenfahrzeuge eingesetzt. «Spätestens dann hat mich das Seilbahnfieber defintiv gepackt», erklärt der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er will mehr über Bergbahntechnik lernen.
Verschiedene Weiterbildungen
Dazu absolviert er eine berufsbegleitende Ausbildung zum Seilbahnfachmann sowie im Anschluss zum Elektroniker. Damit nicht genug. Es folgen weitere Weiterbildungen im Bereich Informatik sowie Netzwerke. Sein Engagement und Wille machen sich schliesslich bezahlt. Er steigt vom Pistenfahrzeugfahrer zum technischen Leiter der Gondelbahn Bettmerhorn auf. Dort holt er sich zusätzliche und wertvolle Erfahrungen. Damit aber nicht genug. Ab 2007 wird er technischer Leiter der gesamten Bettmeralp Bahnen. Nach dem Zusammenschluss der Bergbahnen Riederalp und Bettmeralp amtet er nun seit 2012 als technischer Leiter der Aletsch Riederalp Bahnen AG.
Grosse Verantwortung
Das Aufgabengebiet des technischen Leiters ist vielfältig. So ist Franzen unter anderem für die Sicherheit aller 26 Liftanlagen des Unternehmens verantwortlich. Zudem gehört zu seiner Domäne auch die Gewährleistung der Arbeitssicherheit oder aber der sichere Transport von Gefahrengut. «Vor allem beim Transport von Heizöl mit der Bahn vom Tal aus gelten strenge Sicherheitsvorschriften», erklärt Franzen. Dabei sei er für die Einhaltung derselben verantwortlich. Komme es hierbei zu einem allfälligen Unfall, gehe es um rechtliche Fragen und die Verantwortung. Darum besteht ein grosser Teil seiner Tätigkeit aus Überwachen der Mitarbeiter und deren Arbeit. «Das hat aber nichts mit schikanieren zu tun.» Im Gegenteil: Man arbeite als Team zusammen und es
gehe lediglich darum, dass alles korrekt ablaufe.
Moosfluhbahn als Herausforderung
Wie er weiter erzählt, wurde die Branche in den letzten Jahren immer mehr reglementiert. Was er aber nicht negativ wertet: «Das bedeutet halt mehr Vorschriften und Papiere.» Höhere Sicherheit müsse der Gesellschaft aber etwas wert sein. Ganz besonders stolz ist Franzen auf die neue Moosfluhbahn. Dazu war er vor allem bei der Planung im Vorfeld stark gefordert. Aber auch während der Bauzeit waren Arbeitstage von zwölf und mehr Stunden keine Seltenheit. «Jetzt, wo die Bahn eröffnet ist und die Kinderkrankheiten mehr oder weniger behoben sind, bin ich richtig stolz», sagt er. Nun freue er sich auf die Wintersaison. Hat er noch Zeit für Hobbys? «Jein», ist seine Antwort. Mit seiner Frau vermietet er auf der Bettmeralp Ferienwohnungen. «Wenn wir diese putzen, oder wenn ich im Sommer den Rasen mähe, kann ich abschalten.» Dann komme er auf andere Gedanken. Aber für richtige Hobbys reiche die Zeit nicht aus. Zumal ein Pikettdienst aufrechterhalten werden müsse. So sei ein aktives Vereinsleben schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. «Aber eben», sagt er, «ist man einmal Seilbahner, so bleibt man immer Seilbahner und das mit Leib und Seele.»
Peter Abgottspon
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