Brig-Glis | Vera Summermatter war in Kolumbien und Ecuador

Sehnsucht nach Südamerika

Unterwegs. Für ihren Südamerika-Trip kaufte Vera Summermatter einen Töff.
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Unterwegs. Für ihren Südamerika-Trip kaufte Vera Summermatter einen Töff.
Foto: zvg

Vera Summermatter aus Brig weilte während 15 Monaten in Südamerika.
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Vera Summermatter aus Brig weilte während 15 Monaten in Südamerika.
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Quelle: RZ 0

Vera Summermatter wollte durch Südamerika und die USA reisen. Dann verzauberte sie Kolumbien dermassen, dass sie ihre Pläne änderte. Die Latinos verdrehten ihr den Kopf.

«Nein, ich bin noch nicht angekommen», sagt Vera Summermatter (27) aus Brig. Es fühle sich derzeit so an, als ob sie in der Schweiz im Urlaub sei. Kein Wunder, weilte sie doch während 15 Monaten in Südamerika und fand dort ihr zweites Zuhause.

«Traumhaftes Kolumbien gesehen»

Los ging es Anfang Jahr 2015. Nachdem sie ihren Job gekündigt und ihr Auto verkauft hatte, flog sie nach Ecuador. Alleine. «Das war wichtig für mich, dass ich alleine nach Südamerika fliege, denn ich wollte unbedingt unabhängig reisen.» In Ecuador besuchte sie erstmals einen Spanisch-Kurs. Kaum ein Wort habe sie damals auf Spanisch gesprochen. Heute unterscheide sie sogar zwischen den verschiedensten südamerikanischen Dialekten, sagt sie. Bereits Ecuador gefiel der Brigerin derart gut, dass sie zweieinhalb Monate statt, wie vorgesehen, einen Monat dort blieb. «Land und Leute haben mich sehr beeindruckt», so ihr Fazit, als sie anschlies­send ins benachbarte Kolumbien reist. Dass die darauffolgenden vier Monate zum absoluten Höhepunkt ihrer Südamerika-Reise werden würde, ahnte sie noch nicht. «Ich habe nie zuvor die Bekanntschaft mit einer Bevölkerung gemacht, die derart offen und sympathisch ist», sagt sie und schwelgt in Erinnerung. «In Kolumbien begegnen dir fremde Leute wie bekannte Freunde. Sie sprechen dich an und wollen über deine Reise mehr erfahren, bieten immer ihre Hilfe an.» Während drei Wochen dann besuchten sie ihre Schwester und ihr Bruder, mit welchen sie durchs Land reiste. Dass ihr ausgerechnet die Republik Kolumbien, ein Land im nördlichen Teil von Südamerika, das in Europa oft als kriminell angesehen wird, gefiel, überrascht. Doch Summermatter erlebte die Einheimischen warmherzig: «Die Medien übermitteln ein falsches Bild von Kolumbien, denn die Menschen dort waren sehr freundlich und hilfsbereit.» Als sie während ihres Kolumbien-Aufenthalts Fotos auf sozialen Netzwerken gepostet habe, hätten es einige ihrer Freunde besser gewusst und ihr geraten, das Land zu verlassen. «Natürlich muss man auch in Kolumbien, wie in jedem südamerikanischen Land, vorsichtig sein.» Trotz all der positiven Eindrücke kam sie in jener Zeit in Kolumbien auch in Situationen, in denen sie wie zum Beispiel mit dem gerade gekauften Motorrad an der roten Ampel stand und diese dann einfach überfuhr, als sich mutmassliche Diebe näherten. Mit dem Töff ging ihre Reise anschliessend weiter.

Neun Länder in drei Monaten

Mit einem Kollegen, den sie in Kolumbien kennenlernte, startete sie im August 2015 eine Motorradreise durch 9 Länder. In Bolivien gab es bezüglich der Tankfüllungen Probleme: «Einheimische wollten uns kein Benzin verkaufen, deshalb mussten wir über Drittpersonen immer wieder Vereinbarungen eingehen, damit sie uns Benzin besorgten.» Während Summermatter unter anderem Peru, Chile und Argentinien durchquerte, hat sie ihre Reisepläne längst geändert. «Ursprünglich plante ich einige Monate in Südamerika und wollte anschliessend ein Motorrad kaufen und auf der Route 66 in den USA umherfahren.» Doch nach der Zeit in Kolumbien und Ecuador habe sie Südamerika derart begeistert, dass sie noch mehr vom Kontinent sehen wollte. Die Reise mit dem Töff wurde dann auch ein weiteres unvergessliches Abenteuer für Summermatter, die in Brig für die SBB arbeitet. «Wir fuhren über zahlreiche Pässe, übernachteten bei fünf bis zehn Grad in Zelten und erkundeten viele schier unberührte Flecken, das war einfach grandios.» Über Social-Media-Portale habe sie auch immer wieder neue Leute kennengelernt, die sie und andere Touristen bei sich aufgenommen haben. Dies zu einem fairen Preis. Die 27-Jährige nutzte zahlreiche solcher Angebote und blieb 15 Monate bei den Latinos, ohne ihr Budget von 20 000 Franken zu überziehen. Seit Anfang April ist Summermatter wieder im Wallis. Und vermisst Südamerika: «Ich vermisse den Ozean, die Meeresfrüchte, das alles ist ein Traum.» Für sie steht fest: «Ich werde irgendwann wieder nach Südamerika reisen, eventuell sogar für einen längeren Zeitraum.» Dennoch betont sie, dass sie die Schweiz sehr schätze. Die Lebensweise in Südamerika hat Summermatter jedoch geprägt. «Ich habe angefangen, mit weniger zu leben.» Dabei gehe es ihr gut. Für sie ist heute klar: «Jeder Mensch kann aus dem Rucksack leben, wenn er will.»

Simon Kalbermatten

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