Kolumne | Heute zum Thema «Dogmatiker»

Schlagabtausch zwischen Peter Bodenmann und Oskar Freysinger

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort jede Woche in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort jede Woche in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 5

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger duellieren sich ab sofort jeden Donnerstag in der RZ Oberwallis. Den Auftakt macht das Thema «Dogmatiker».

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Wir hatten während der Ära Freysinger einen Clown im Staatsrat. Neu wissen wir dank seinem Buch, dass der Clown in seinem Amt litt wie ein Schlosshund. Und nur dank Pillen knapp der Einlieferung in die Psychiatrie entging. Entsprechend wild waren und bleiben seine Fantasien.

Statt sich mit den wesentlichen Fragen des Wallis zu beschäftigen, engagierte der Clown – da er auf dem Papier angeblich für die Sicherheit der Walliserinnen und Walliser zuständig war – den irren Verschwörungstheoretiker Piero San Giorgio.

Zwischenfragen: Warum beharrt Freysinger darauf, alles richtig gemacht zu haben? Warum fragt der – was meine Person betrifft – notorische Verleumder David Biner nicht nach dem Verhältnis unseres Altstaatsrates zu seinem kurzfristig hochgehandelten Mentor?

«Wie geht es Piero San Giorgio?»

Fremdenhasser Piero San Giorgio – so lautete und lautet sein Künstlername – sah Bürgerkriege auf das Wallis zukommen. Und empfahl deshalb die Bewaffnung der Bevölkerung. Dabei gibt es in jeder Walliser Grossfamilie mehr Karabiner, Sturm- und Jagdgewehre, als die RAF jemals besass. In Sachen Bewaffnung haben wir alles, nur keinen Nachholbedarf.

Oskar Freysinger musste sich unter öffentlichem Druck von Piero San Giorgio trennen. Dieser beklagt sich ebenfalls öffentlich, seine Arbeit sei vom Staat Wallis nicht wie versprochen korrekt bezahlt worden.

Und dass der ihm kurzfristig nahestehende Staatsrat nach erzwungenem Abbruch der Übung nie mit ihm gesprochen habe. Soso.

Dogmatiker helfen dem Wallis nicht weiter. Ein Beispiel unter zu vielen: Der Kantonsanteil macht den Grossteil der Wasserzinsen aus. Kurt Marti berichtete als Erster auf infosperber, dass sich Alpiq weigert, den Kantonsanteil an den Wasserzinsen zu bezahlen. Und stattdessen den Rechtsweg beschritten habe. Stimmt das? Roberto Schmidt musste dies auf eine Anfrage von SP-Grossrat Gilbert Truffer zugeben. Und dieser Streik gegen das Wallis dauert an, wie die renommierte «Handelszeitung» letzte Woche zu berichten wusste. Obwohl die Strompreise explodieren.

Oskar Freysinger war vier Jahre lang Staatsrat. Der Staatsrat setzte in seiner Zeit durch, dass das Wallis den Heimfall nicht allein und gemeinsam mit seinen Gemeinden geltend macht. Stattdessen setzten Cina, Freysinger und Co. mit ihren Parteien auf «strategische Partner». Das heisst vorab und vor allem auf die Alpiq, die ihre Wasserzinsen nicht zahlen will. Im Gegensatz dazu fordert die SP, dass wir alle Werke heimfallen lassen müssen, weil wir nur so nicht mehr erpressbar sind. Clowns und Dogmatiker nehmen die Realität nicht wahr. Leider.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

«Ein Dogma ist das ausdrückliche Verbot, selber zu denken»

(Ludwig Feuerbach)

Wann hat der Verrat an Christus begonnen? Genau in dem Moment, als nicht mehr der Mensch das Kreuz trug, sondern das Kreuz den Menschen. Denn von dem Moment an, an dem der Mensch das Symbol nicht mehr durch sein Wesen vermenschlicht, beginnt das Symbol, sich frei zu machen, es wird selbsttragend und entmenschlicht sich.

Dann holen die Besen – wie in Goethes «Zauberlehrling» – von selbst Wasser, scheinen die Fahnen – wie im Film «Triumph des Willens» von Leni Riefenstahl – unabhängig von ihren Trägern zu marschieren, führt nicht mehr die Hand den Hammer oder die Sichel, sondern das Werkzeug führt die menschliche Hand und wird zerstörerisch.

Die Mystiker aller Religionen stehen gegen die Dogmatiker immer auf verlorenem Posten, denn für sie steht der Geist (das «innere Gesetz») über der Schrift. Dogmatiker hingegen blenden das dritte, nach innen gerichtete Auge aus, weil sie die Schrift absolut setzen, weil es ihnen darum geht, die Macht über die Menschen im Diesseits, im Reich des Materiellen auszuüben. In ihren Händen erstarrt die Schrift und wird zum Todesprinzip – wie auch der Inhalt des zu propagierenden Dogmas lauten möge.

Paradoxerweise lässt sich nichts so leicht dogmatisieren wie das «Gute».Es gab auf dieser Welt kaum Dogmatiker, die im Namen des «Bösen» handelten. Hexen und sogenannte Ketzer wurden für ihr Seelenheil verbrannt, im Namen des Guten wurden im November 2017 mehr als dreihundert Sufis in der Bir-al-Abed-Moschee auf dem Sinai von Islamisten brutal umgebracht. Immer steht es dabei Schrift gegen Geist, Symbol gegen Menschlichkeit.

Dogmatiker leiden an der Unvollkommenheit der Welt. Sie argumentieren nicht, sie predigen, weil sie sowohl die Wahrheit als auch das Gute gepachtet haben. Sie betrachten die Wirklichkeit und die Fakten als faschistoid, weil sie sich ihrer Ideologie widersetzen. Sie heben gewisse Opfer hervor, die ihnen dienlich sind, und verschweigen die anderen.

Die politisch korrekten Dogmen der modernen Welt wirken nicht anders. Sie sind völlig losgelöst von jeglicher geistigen Dimension, losgelöst vom Leben, sie sind reine Kopfgeburten, die nicht vor Gewalt zurückschrecken, um sich durchzusetzen. So kommt es, dass die «Antifa» sich im Namen von Multikulti, Globalisierung und Toleranz verhalten wie «SA-Schläger» und dies damit rechtfertigen, dass sie für das Gute kämpfen und die Hasser, Dogmatiker und Faschisten im gegnerischen Lager sind.

Es hat sich seit den Hexenverbrennungen des 16. Jahrhunderts kaum etwas verändert: Der Böse ist immer der andere.

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Kommentare

  • Walter Hildbrand, Gampel - 112

    was sollen die abgehalfterten Politker dem Wallis bringen, ausser Selbstbewäucherung
    Aktion total daneben

  • Alex Bumann, Kalpetran - 239

    Einer hat nach Halbzeit als Staatsrat die Flucht ergriffen. Dem andern hat das Walliser-Volk den Weg gewiesen. Einer ist leicht intelligenter als der andere. Der Medienauftritt ist voll daneben!

  • Remo Ritz, Lalden - 267

    Loslassen ist ein Talent, dass nicht alle erlangen können.

  • Othmar Borter, Leuk Stadt - 5724

    Das interessiert doch absolut niemand- warum abgewählten oder "zurückgetretenen" staatsräten eine solche medienpräsenz ermöglichen- absolut daneben

  • Leon Joseph Arnold, Brig-Glis - 4655

    Tja, Herr Freysinger - Da kann ich nur gratulieren - mit einer hervorragende Akribie haben Sie sich selbst Portätiert.

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