Telefonie | Migration ins Internet

SAC kämpft für sichere Erreichbarkeit seiner Hütten

Die Erreichbarkeit der Hütten (im Bild die Weisshornhütte) im Hochgebirge bereitet dem SAC Sorgen.
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Die Erreichbarkeit der Hütten (im Bild die Weisshornhütte) im Hochgebirge bereitet dem SAC Sorgen.
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Der SAC macht sich Sorgen, dass seine Hütten in Zukunft nicht mehr über ein zweites Kommunika­tionssystem für Notfälle verfügen und verlangt von der Swisscom, nach Lösungen zu suchen.

Sämtliche Telefongespräche sollen schon bald ausschliesslich über das Internet laufen. Die Swisscom schaltet die analoge Telefonie nach und nach ab. Für die meisten Menschen bedeutet diese Umstellung lediglich, dass sie ihr Telefon nicht mehr in die Telefonbuchse in der Wand, sondern in ihren Internetrouter einstecken.

Problem für Hütten

Diese sogenannte Migration der Telefonie ins Internet bedeutet in der Konsequenz also, dass wenn das Internet ausfällt, auch kein Telefonieren mehr möglich ist. In den Siedlungsgebieten kann in einem solchen Fall auf das mobile Netz ausgewichen werden. So will die Swisscom auch die Kommunikation in Notsituationen gewährleisten. Das funktioniert dann so: Das Internet zu Hause fällt aus. Muss jemand aber trotzdem einen Notruf mit seinem Hausanschluss tätigen, zum Beispiel weil er gar kein Handy besitzt, so leitet die Anlage zu Hause den «Festnetzanruf» ausnahmsweise über das Mobilfunknetz weiter. Allerdings funktioniert dieses Notfallsystem nur dann, wenn ein Mobilfunknetz verfügbar ist. Genau das ist aber auf vielen Hütten im Hochgebirge nicht der Fall.

SAC in Sorge

Dieser Umstand macht dem Schweizerischen Alpenclub (SAC) grosse Sorgen. «Die Migration der Telefonie ins Internet bedeutet für rund einen Viertel bis einen Drittel der SAC-Hütten erhebliche Unsicherheiten in der Kommunikationsverbindung», sagt Heinz Frei, Mitglied des SAC-Zentralvorstandes und zuständig für das Ressort Hütten und Infrastruktur. «Wenn die Internetverbindung zu diesen Hütten gestört oder unterbrochen ist, fallen Telefonie und Internetzugang vollständig aus.» Nur Hütten, die im Mobilfunknetz liegen würden, verfügten dann noch über eine Kommunikationsverbindung gegen aussen, so Frei weiter. «Für alle anderen gibt es nach Abschluss der Migration kein redundantes Kommunikationssystem», sagt der SAC-Infrastrukturexperte und zeigt gleich die Konsequenzen auf. «Das ist insbesondere in Notfällen, aber auch für den Hüttenbetrieb, zum Beispiel für Reservationen und Annullationen, ein grosses Problem, für welches zurzeit noch keine befriedigenden Lösungen bestehen.» Bis anhin gebe es zwar für einige Hütten und entlegene Haushalte noch Sonderlösungen, beispielsweise in Form von Richtfunkantennen. Doch solche Sonderlösungen seien keine Option für die Zukunft, da auch diese in Folge der Migration aufgehoben würden.

Auf der Suche nach Lösungen

Der SAC will nun zusammen mit anderen betroffenen Parteien wie der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) und natürlich auch der Swisscom nach Lösungen suchen. Diese, so Heinz Frei, sollen bis spätestens Ende 2019 vorliegen. Diesem Plan will der SAC wenn nötig auch politisch Nachdruck verleihen. «Sollte die Swisscom nicht in der Lage oder bereit sein, die Bedürfnisse der SAC-Hütten zufriedenstellend zu lösen, behalten sich die betroffenen Organisationen auch politische Interventionen vor», erklärt Frei.

Swisscom bietet Schulungen

Derweil bemüht sich die Swisscom, Lösungen für die Erreichbarkeit der Hütten in Notfällen zu finden, die Gespräche mit den beiden Verbänden bezeichnet das Unternehmen als «sehr konstruktiv». Mediensprecher Armin Schädeli erklärt, dass Systeme existieren würden, die eine Erreichbarkeit der Hütten im Notfall garantieren würden. «Es gibt Notfalltelefone wie das Satellitentelefon, der Satellitenmessenger ohne Sprachfunktion oder der Rega-Notfunk, mit dem die Hütten im Notfall kommunizieren können», erklärt Schädeli. «Dazu sind im Herbst mehrere Workshops mit dem SAC geplant, an welchen die Hüttenwarte zu den Themen Telefonieanlage, Stromversorgung und Notfallkommunikationslösungen geschult werden.»

Knackpunkt Stromversorgung

Die Unsicherheit bei der neuen Technologie entsteht vor allem dadurch, dass die Telefonie über das Internet eine Stromversorgung voraussetzt. Sowohl die Telefonie über das Mobilfunknetz, aber auch über eine Internet-Satellitenverbindung funktionieren, entgegen der analogen Telefonie, nur dann, wenn die Stromversorgung gewährleistet ist. Während die SAC-Hütten meistens bereits über eine solche Stromversorgung verfügen, sieht dies bei vielen nur im Sommer bewirtschafteten Alphütten anders aus. Das wiederum bereitet der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete Sorgen. SAB-Direktor Thomas Egger erklärt dazu: «Vielen dieser Alphütten, auf denen eine Kommunikation mittels Mobiltelefone schwierig ist, fehlt eine sichere Stromversorgung. Darum fordert die SAB von der Swisscom, dass das Unternehmen für die betroffenen Alphütten eine Stromversorgung garantiert.» Entsprechende Gespräche zwischen der SAB und der Swisscom haben dazu in den letzten Wochen stattgefunden. Zum Ergebnis dieser Gespräche sagt Thomas Egger: «Wir sind auf gutem Wege, eine Lösung zu finden.» Wie diese Lösung aussieht, will man Ende August kommunizieren.

Martin Meul

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