Susten | Rodungen gefährden Jungvögel
Rodungen im Leukerfeld sorgen für Ärger
Bei Rodungen im Leukerfeld wurden offenbar viele Jungvögel und andere Tiere getötet. Der Fall beschäftigt nun die Dienststellen.
Eingangs Susten, auf der rechten Seite der Kantonsstrasse, herrschen derzeit rege Bauaktivitäten. Auf einer grossen Parzelle bei der Garage Gemmi laden Lastwagen in diesen Tagen Kubikmeter um Kubikmeter Material ab. «Dabei handelt es sich um Aufschüttungsarbeiten», erklärt der Burgermeister der Burgerschaft Leuk, Stefan Eggo. «Das Ziel ist es, die Parzelle auch in Zukunft für Gewerbe und/oder Wohnungen nutzbar zu halten.» Denn, im Zuge der dritten Rhonekorrektion muss die Parzelle aufgeschüttet werden, um weiterhin als Wohn- und Gewerbezone nutzbar zu bleiben. «Würden wir nicht aufschütten, wäre die Parzelle künftig Überflutungszone», so der Burgermeister. «Das wollen wir verhindern.» Darum fahren derzeit täglich Dutzende Lastwagen die Parzelle an und laden Aushubmaterial ab. «Insgesamt wird der Bereich mit 60 000 Kubikmetern Material aufgeschüttet», so Stefan Eggo. «Wir hoffen, dass die Arbeiten bis Ende September oder Anfang Oktober abgeschlossen sind.» Danach soll die Fläche wieder begrünt und landwirtschaftlich genutzt werden, denn, so der Burgermeister, «konkrete Nutzungpläne gibt es noch nicht».
Tote Tiere wegen Rodungen
Begleitet werden diese Arbeiten allerdings von ein paar Misstönen. Die RZ weiss, sowohl das Forstrevier Leuk wie auch die Dienststelle für Wald und Landschaft haben sich nämlich mit den Arbeiten beschäftigt. Denn, um die Aufschüttungen vornehmen zu können, mussten einige Bäume und Gehölze auf der Parzelle gefällt werden. Just zu der Zeit, in der Vögel in diesen Bäumen und Gehölzen ihre Jungen aufzogen. «Wir haben die Meldung erhalten, dass bei den Rodungen auf der Parzelle viele Jungvögel und andere Tiere unter die Maschinen geraten sind», sagt der Leuker Revierförster Rinaldo Hugo. «Entsprechend sind wir der Sache nachgegangen.» Forst Leuk informierte die Dienststelle für Wald und Landschaft, welche ebenfalls Abklärungen vornahm.
Keine kantonale Bewilligung nötig
Für die Dienststelle für Wald und Landschaft stellte sich primär die Frage, ob es sich bei den gefällten Bäumen um ein Waldgebiet handelt. «Dies ist nicht der Fall», sagt der Oberwalliser Kreisförster Alban Brigger. «Da die Parzelle in der Bauzone liegt und es sich nicht um ein geschütztes Gebiet handelt, ist das Bewilligungsverfahren Sache der Gemeinde.» Die Gemeinden könnten in solchen Fällen zwar ein Gesuch um Abklärung an seine Dienststelle richten, dies sei im angesprochenen Fall jedoch nicht der Fall gewesen. Das Leuker Bauamt wollte sich auf Anfrage der RZ nicht dazu äussern, warum man eine solche Abklärung nicht in Auftrag gegeben hat.
Selten Vogelarten im Leukerfeld
Welche Vogelarten von den Rodungen betroffen waren, lässt sich nicht abschliessend klären. Das Leukerfeld ist jedoch bekannt für seinen Artenreichtum und das Vorkommen seltener Vögel. «Es ist bedauerlich, dass die Rodungen vorgenommen wurden, obwohl die Vögel sich mitten in der Brut- und Aufzuchtsphase ihrer Jungen befunden haben», sagt der Direktor des Naturparks Pfyn-Finges «Da es sich nicht um einen geschützten Parameter handelt, ist zwar kein detailliertes Bewilligungsverfahren nötig. Allerdings hätte man darauf verzichten können, die Rodungen ausgerechnet in dieser Phase der Aufzucht der Jungtiere durchzuführen.» In den meisten Fällen werde versucht, auf die Tiere Rücksicht zu nehmen, so der Biologe. «Dass dies hier nicht der Fall war, ist sehr schade, denn schliesslich heisst es im Gesetz, dass solche Lebensräume wenn möglich zu schützen sind.»
Martin Meul
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