Saastal | Pilotprojekt gut gestartet
Positive Erfahrungen mit jüdischen Vermittlern im Saastal
In diesem Sommer wurden erstmals jüdische Vermittler in den Feriendestinationen im Saastal eingesetzt. Die Rückmeldungen sind positiv.
Die jüdischen Gäste, die schon seit Jahren jeweils im Sommer in die Ferien kommen, stossen mitunter auf Unverständnis und sind nicht überall gern gesehen. Demgegenüber fühlen sich jüdische Gäste bisweilen unverstanden, weil sich die Einheimischen zu wenig mit der jüdischen Kultur und den jüdischen Umgangsformen auseinandersetzen. Um dieser Diskrepanz ein Ende zu setzen, wurden in diesem Sommer erstmals sogenannte Vermittler eingesetzt.
«Das Miteinander stärken»
«Unser Ziel ist es, das gegenseitige Verständnis zu fördern, Wissen zu vermitteln und Missverständnisse auszuräumen», erklärt Jonathan Kreutner vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG). Aus diesem Grund werden in den hoch frequentierten Ferienregionen im Saastal und im Bündnerland jüdische Vermittler eingesetzt, die sich als Bindeglied zwischen Einheimischen und jüdischen Gästen verstehen. Zudem veröffentlichte der SIG eine Informationsbroschüre für jüdische Gäste, die schweizerische Eigenheiten erklärt und hiesige Verhaltensweisen näherbringen soll. Gleichzeitig haben die beiden Tourismusverbände Schweiz Tourismus und Hotellerie Suisse eine Broschüre über die jüdische Kultur, Tradition und Religion veröffentlicht. «Mit diesen Massnahmen soll das Miteinander von Tourismusbranche, lokaler Bevölkerung und jüdischen Gästen verbessert und vereinfacht werden», sagt Kreutner.
Missverständnisse ausräumen
Die ersten Erfahrungen sind gut. «Die anfängliche Skepsis ist schnell verflogen und die jüdischen Vermittler sind sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Gästen auf eine positive Resonanz gestossen», sagt Kreutner. Dass die jüdischen Vermittler in drei Wochen nicht die Lösung aller Probleme sind, weiss auch Jonathan Kreutner. «Dieser Ansatz trägt aber sicher dazu bei, dass mit der Zeit mehr Verständnis generiert wird.» Auch die Tourismusorganisationen bewerten das Projekt und die Erfahrungen als sehr positiv. «Einerseits haben sie mit den Vermittlern kompetente Ansprechpersonen und andererseits fühlen sich auch die jüdischen Gäste gut betreut, wenn sie nicht nur auf Deutsch oder Englisch, sondern auch auf Hebräisch oder Jüdisch angesprochen werden. Allein die gemeinsame Sprache hilft, Vertrauen zu schaffen und viele Missverständnisse aus dem Weg zu räumen», sagt Kreutner.
Aktion wiederholen
Auch im Saastal hat man mit dem neuen Konzept positive Erfahrungen gemacht. «Wir konnten zwar im Detail noch keine Auswertungen vornehmen, haben aber festgestellt, dass das Miteinander zwischen Einheimischen und Gästen dank der Vermittler viel besser funktioniert hat als bisher», sagt David Anthamatten, Qualitätsverantwortlicher Saastal Tourismus. Darum will man auch in Zukunft an dieser Struktur festhalten. «Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Aktion auch nächstes Jahr wiederholen können», so Anthamatten.
Walter Bellwald
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar