Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Pirmin Zurbriggen: Undank ist der Saaser Lohn

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Pirmin Zurbriggen: Ist Undank der Saaser Lohn?

Der Tourismus boomt weltweit. Im Oberwallis leider fast nur in Zermatt. Der Saaser Hammerdeal war ein Schritt in die richtige Richtung, wirtschaftlich ein warmer Segen:

– Saas-Fee ist schweizerisch wieder eine Marke. Das gibt es nicht zum Nulltarif. Auch nicht für die einstige Perle der Alpen.
– Der Umsatz der Station stieg im letzten Winter um mehr als 25 Millionen Franken. Ohne den Hammerdeal wäre es den Bergbahnen noch schlechter ergangen. Und alle anderen Akteure – wie Hotels, Restaurant und Sportgeschäfte – hätten nicht massiv profitiert.
– Die österreichischen «Schreck­nadeln» stiegen nur ein, weil die Einheimischen Investor Offermann die Aktien nicht abkaufen wollten.
– Saas-Fee lässt den Hammerdeal jetzt zugunsten des intelligenteren Magic Passes fallen. Gut so.

Leider hetzen unsere Bähnli-Kommunisten Beat Rieder, Franz Ruppen, Benno Stoffel und CO. vor und hinter den Kulissen weiter gegen den Strukturwandel. Und einige von ihnen ferngelenkte sogenannte Kleinaktionäre wollen gar gerichtlich gegen Pirmin Zurbriggen vorgehen. Ein lächerlicher Zwergenaufstand mehr. Die Herren Ankündigungskläger hätten selbst in die Bahnen investieren können und müssen. Haben sie nicht gemacht. Warum wohl?

Spannend wird die nächste Runde. Der Magic Pass ist – wenn wir den Promotoren glauben – bestens unterwegs:

– In der letzten Saison stiegen die Anzahl Skier Days in den Skiorten, die mitmachten, um 54 Prozent. Es sind viel mehr Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen wieder in den Skigebieten unterwegs. Dies ist auch sozial mehr als erfreulich.

«Das Oberwallis wird Pirmin Zurbriggen im Rückblick dankbar sein müssen»

– Die Einnahmen der Skigebiete des Magic Passes stiegen gesamthaft um 9 Prozent. Mehr als bei jenen Gebieten, die nicht mitmachten. Zermatt, das Aletschgebiet und die Belalp ­Bahnen inklusive.
– Der Vorverkauf für die kommende Saison läuft sensationell gut. In den ersten 35 Tagen wurden bereits 121 000 Magic Pässe verkauft. 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Am meisten profitieren werden von diesem Magic-Boom absehbar die Bergbahnen von Saas-Fee sowie die Gemmibahn. Weil erstens das Skigebiet von Saas-Fee länger offen ist als alle anderen Magic-Pass-Skigebiete. Und weil zweitens der Magic Pass das ganze Jahr für die Ausflugsbahn auf die Gemmi gilt. Alle, die – wie die Redaktion des «Walliser Boten» – immer die alten Platten auflegen, sollten sich die Frage stellen: Warum gingen trotz eines sensationell schönen Winters im Aletschgebiet die Übernachtungen zurück, während sie in Crans-Montana um 12 Prozent zunahmen? Rate.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Nachhaltigkeit oder schnelle Rendite?

«Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen», heisst es bei Schiller. Auch der «Saaser Mohr» Pirmin Zurbriggen hatte, bevor er als Verwaltungsratspräsident der Saaser Bergbahnen den «Bettel hinschmiss», eine wahre Herkulesarbeit geleistet. Noch vor dem Hammerdeal des Winters 2016/17 hatte er das sich aufgrund von Altlasten in einem desolaten Zustand befindliche Unternehmen aus der Versenkung geholt. In seiner ­Vorstellung war der Hammerdeal lediglich als Marketing-Coup ­gedacht, der es dem weltvergessenen Saas-Fee erlauben sollte, Aufmerksamkeit zu wecken, um neue Kundenbindungen anzuregen. Die Rechnung der ersten Phase ging auf: Saas-Fee war in aller Munde und führte mit einer Steigerung von 7,2 Prozent das Ranking der zehn erfolgreichsten Tourismusdestinationen des Winters 16/17 mit Abstand an. Nun ging es darum, den positiven Auswirkungen des Hammerdeals nachhaltigen Charakter zu verleihen. Zurbriggen versuchte, dem Unternehmen ein ausgeglichenes Investorenprofil zu verleihen und holte hierzu diverse Investitionsversprechen in der Höhe von 18 Millionen Franken ein.

Was passierte? Die heillos zer­strittenen und aufeinander neidischen Saaser gerieten sich in die Haare und vermasselten Zurbriggens sauber aufgegleiste Strategie. Auch Hauptaktionär Offermann wandte sich gegen ihn, da er bei der weiteren Sanierung Geld verloren hätte. So kam es, dass der Österreicher «Schneekönig» Schröcksnadel schliesslich 29,4 Prozent der Aktien übernehmen konnte. Durch den geplanten Kauf von Offermanns Anteil von 23 Prozent wird er Mehrheits­aktionär der Saaser Bergbahnen werden (was der Compagnie des Alpes und Offermann misslang).

Am Beispiel der Hannigbahn sieht man, was nun auf Saas-Fee zukommt: Da die Schröcknadels auf rasche Rendite in ihrer Kern­tätigkeit aus sind, wollen sie ­keinen Rappen in diese ganzjährig und vielseitig verwertbare Bahn investieren.

Zurbriggen, der Visionär, hatte einen Neuaufbau mit einer besseren Vernetzung der Leistungs­träger, einer Ausweitung des Angebots und viel Innovation im Sinn. Er betrachtete den Tourismus als Gesamtprojekt. Ein Machtmonopol wie jenes von ­Radovan Vitek in Montana suchte er ebenso zu vermeiden wie eine dauerhafte Billigstrategie. Er strebte vielmehr eine Fusion an wie jene, die Zermatt zum Erfolg geführt hat. Doch die Saaser ­waren nicht fähig zusammenzustehen. Sie sandten Negativsignale aus, schickten Zurbriggen in die Wüste und setzten auf das trojanische Pferd aus Österreich. Möge das Schicksal Trojas für Saas-Fee Schnee von gestern bleiben.

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