Niedergesteln | Schafexperte German Kalbermatter hört auf
Oberwalliser sind begehrte Schafexperten
Kein Schafexperte hat mehr interkantonale Märkte geleitet als der Oberwalliser German Kalbermatter. Ende Oktober hatte der 65-Jährige seinen letzten. Der Einfluss des Oberwallis auf die schweizerische Schafzucht gehe dadurch nicht verloren.
German Kalbermatter war einer der gefragtesten Schafexperten. Mehr als zehn Jahre lang hat er schweizweit jeden Frühling und jeden Herbst mehreren Schafmärkten als Oberjury-Präsident vorgestanden. Nun musste er zurücktreten, weil er 65 Jahre alt geworden ist. Seine letzte Ausstellung hat Ende Oktober im Jura stattgefunden. Bei interkantonalen Schafmärkten werden Schafe verschiedener Rassen nach ihrem Alter von Experten beurteilt und rangiert. Manche Experten urteilen streng, andere dagegen eher locker. «An der Oberjury liegt es, dafür zu sorgen, dass alle Schafe einheitlich beurteilt sind», erklärt Kalbermatter. Am Präsidenten liegt es auch, über allfällige Ausschlussgründe zu urteilen. Schafe mit Erbfehlern etwa, fehlerhafter Zahnstellung, durchgetretenen Fesseln oder auch zu kurz kupierten Schwänzen sind für die Zucht nicht geeignet. Ein solcher Entscheid ist aber nur gültig, wenn die Oberjury ihn unterschrieben hat, und kommt vergleichsweise selten vor.
Schön oder wirtschaftlich?
Denn im Allgemeinen werden an interkantonalen Schafmärkten nur die besten Tiere angemeldet. Dabei liegt es in der Verantwortung der Oberjury, sicherzustellen, dass stets das richtige Tier im ersten Rang steht. Beim Weissen Alpenschaf (WAS) gibt es aber noch regionale Unterschiede zu berücksichtigen. «In der Ostschweiz steht die Grösse und Länge des Tieres im Vordergrund, in der Westschweiz wird auf die Fleischpartien geachtet, während das Wallis, Bern oder die Zentralschweiz edle Tiere mit tadellosen Beinen züchten», erklärt Kalbermatter. Die unterschiedlichen Präferenzen auf eine Linie zu bringen, sei nicht immer einfach, sagt Kalbermatter. Trotz seines altersbedingten Rückzugs glaubt er, dass das Oberwallis auch weiterhin Einfluss auf die schweizerische Schafzucht haben wird. Derzeit steht aber noch kein neuer Oberwalliser zur Verfügung, der als Oberexperte die Expertenteams anführen könnte. Hierüber zu befinden, dürfte Mitte Januar in der Kompetenz der GV des Oberwalliser WAS-Zuchtverbands liegen. Nach erfolgter Wahl muss sich der Kandidat aber noch einer Ausbildung unterziehen und eine Prüfung ablegen. Da wird German Kalbermatter seinen roten Mantel ein letztes Mal tragen. «Im April darf ich noch einmal als Klassenlehrer amtieren, um angehende Experten auszubilden», sagt er.
Christian Zufferey
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