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Oberwalliser Altersheime kritisieren Kanton

Im Altersheim Englischgruss ist ein neues Programm für die Pflegedokumentation im Einsatz.
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Im Altersheim Englischgruss ist ein neues Programm für die Pflegedokumentation im Einsatz.
Foto: RZ

Quelle: RZ 3

Für die Pflegedokumentation in den Altersheimen ist im Unterwallis ein vom Kanton entwickeltes Programm im Einsatz. Im Oberwallis hält man davon gar nichts.

Vor über zehn Jahren begann der Kanton damit, ein Programm für die Pflegedokumentation in Altersheimen zu entwickeln. Nach langer Entwicklungszeit wurde das Programm in den Unterwalliser Altersheimen eingeführt. «Während die Unterwalliser Altersheime nun flächendeckend mit dem kantonalen Pflegedossier Omnis arbeiten, regte sich im Oberwallis allerdings Widerstand gegen das Programm», sagt Gesundheitsministerin Esther Waeber-Kalbermatten. Tatsächlich gehen die Oberwalliser Altersheime bei der elektronischen Pflegedokumentation nun ihren eigenen Weg. «Omnis entspricht schlicht nicht unseren Bedürfnissen», erklärt Daniel Kalbermatten, Heimleiter des Altersheims Englischgruss in Brig-Glis. «Wir hätten die Einführung dieser elektronischen Pflegedokumentation nicht verantworten können, da das kantonale Instrument unseren Pflegeprozess nicht abzubilden vermag.» Omnis unterstütze das Pflegepersonal nicht in seiner anspruchsvollen Pflege- und Betreuungsarbeit, so Kalbermatten weiter. «Weiter bietet Omnis in ­finanzieller Hinsicht keine Unterstützung, um den hohen Anforderungen der Kontrollen durch die Krankenkassen gerecht zu werden.»

Prozessorientiert im Oberwallis
Was dies bedeutet, erklärt Manfred Hertli, Pflegedienstleiter im Altersheim Englischgruss. «Wir wollen unseren Bewohnern nicht nur einfach Massnahmen verordnen, sondern in einem ganzheitlichen Prozess die am besten geeigneten Massnahmen eruieren, einleiten und auch überprüfen», sagt er. «Zudem arbeiten wir im Oberwallis häufig mit grossen Krankenkassen aus der Deutschschweiz zusammen und diese verlangen zu Recht, dass wir unsere Rechnungen an sie prozessbasiert belegen können.» Deshalb stellten die Oberwalliser Altersheime bei der Gesundheitsministerin den Antrag, ihren eigenen Weg gehen zu können. «Wir haben auf dem Markt ein Programm gefunden, das unseren Anforderungen viel besser entspricht», sagt Hertli weiter. «Mit diesem können wir sämtliche Pflegeprozesse im Altersheim steuern und überwachen.» Das Programm Besa care ist inzwischen in vier Oberwalliser Altersheimen im Einsatz, die restlichen sollen folgen. «Mit dem Programm werden sämtliche Termine, Ereignisse und Massnahmen an den Bewohnern erfasst, zum Beispiel, wann jemand einen Arzttermin hat, welche Medikamente er nicht verträgt oder welche Pflegeintervention wann wie zu leisten ist», erklärt der Pflegedienstleiter. «Das Pflegepersonal kann dann das Dossier des Bewohners auf einem mobilen Gerät jederzeit aufrufen. So gehen keine wichtigen Informationen mehr unter.» Davon versprechen sich die Altersheime einerseits eine Verbesserung der Qualität der Pflege, andererseits aber auch zusätzliche Einnahmen. «Da jetzt dank der ausgeklügelten Informatik die Pflege­dossiers mit weniger Aufwand lückenlos geführt werden, kann wirklich jede geleistete Massnahme den Krankenkassen verrechnet werden», erklärt Hertli.

Alleingang kostet Geld
Allerdings müssen die Oberwalliser ­Altersheime für ihren Alleingang zahlen. «Wir haben uns für ein bedarfsgerechtes Pflegedossier eingesetzt, welches wir nun aber selbst finanzieren müssen», sagt Heimleiter Kalbermatten. «Leider unterstützt uns der Kanton diesbezüglich nun nicht mehr. Hätten wir Omnis übernommen, so hätte sich der Kanton an der Finanzierung beteiligt.» Zusätzlich müssen die Oberwalliser Heime nun anfallende Folgekosten für Omnis übernehmen, damit den Unterwalliser Heimen keine finanziellen Negativkosten aufgrund des Oberwalliser Alleingangs entstehen. «Wir haben nun zwei Jahre für eine bedarfsgerechte Lösung gekämpft», sagt der Heimleiter des Altersheims Englischgruss. «Wichtig ist, dass wir dieses Ziel erreicht haben.» Dennoch übt Kalbermatten auch Kritik am Kanton. «Ich hatte jedoch ursprünglich die Vorstellung, dass uns der Kanton in unserem Bestreben eigentlich unterstützen sollte», sagt er. «Ich bedaure es zudem, dass wir seitens des Kantons bis heute keine transparenten Informationen betreffend Kosten und Finanzierung von Omnis erhalten haben.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Besuchender-Beobachter - 1323

    Altersheime werden zusehends auf Rentabilität ausgerichtet, Brig ist ein gutes Beispiel in allen Enden und Ecken wird beim Pflegepersonal gespart. Von Pflege kann schon bald nicht mehr gesprochen werden, eher ist es eine Abfertigung der betagten Bewohner.

    • Visper - 194

      Dass die Altersheime zu wenig Geld haben ist hinlänglich gekannt. Leute wie Sie sind jedoch dann die ersten die schreien, wenn die KK-Prämien wieder nach oben gehen. Das ist Doppelmoral.

    • Schmid - 720

      Besuchender-Beobachter, Muss ich Ihnen Bestätigen, In Brig, das fehlende Pflegepersonal ist das eine, die Leitung das andere.

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