Brig-Glis | Leben ohne Gehör
Normales Leben trotz Hörverlust
Seit dem zweiten Lebensjahr hört Liam ohne Hörgerät nichts. Dies schränkt sein Leben ein. Seine Eltern sprechen über die Herausforderungen, die sie zu meistern haben.
Die Kinder spielen in ihren Zimmern. Es wird gelacht und umhergerannt. Es ist offensichtlich: In dieser Wohnung ist viel Leben drin. Die Eltern Patrik und Beatrice Zumstein freuen sich über das Familienglück. Vor viereinhalb Jahren sah die Welt für sie jedoch noch ganz anders aus.
Unter 100 Dezibel hört Liam nichts
«Das war für mich ein Stich ins Herz», sagt Patrik Zumstein. «Hilflos wie ein Kind» habe er sich gefühlt, als ihm die Ärzte gesagt haben, dass sein Sohn nicht mehr hören könne. Für die Familie bricht in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Zudem ist Patriks Ehefrau im neunten Monat schwanger. Zumstein: «Die Ärzte wissen bis heute nicht, weshalb unser Sohn das Gehör verloren hat, es gibt unterschiedliche Gründe.» Seither hört Liam ohne Hörgerät unter der Lautstärke von 100 Dezibel nichts mehr. Zum Vergleich: Die Lautstärke in einer Disco liegt durchschnittlich bei 93 Dezibel.
Herausforderung im Wasser
Dank dem Cochlea-Implantat, eine Hörprothese für Gehörlose, hört Liam heute gut. Zurzeit besucht er den Kindergarten. Später wird er ohne grössere Probleme die Schulen besuchen können. Sein Vater weiss: «Visuell nimmt er Dinge oft viel intensiver wahr als andere.» Heisst: «Wenn Liam ein Flugzeug sieht oder im Wald das Rascheln der Blätter hört, dann verbindet er das Bild stets mit der Akustik, das ist sehr spannend.» Im Alltag findet sich der sechsjährige, aufgestellte Kindergärtner gut zurecht. Laut seinen Eltern stellt der Kontakt mit dem Wasser eine grosse Herausforderung dar. «Bevor Liam in die Badewanne steigt, muss er das Hörgerät herausnehmen», sagt sein Vater. Obwohl: Falls er im Wasser den Geräuschen lauschen will, gibt es mittlerweile wasserdichte Plastikhüllen. Liam führt trotz Hörverlust weitgehend ein normales Leben. Ein Kontrollgang in Bern findet einmal pro Jahr statt.
Simon Kalbermatten
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