Naters | Der Hauskehricht darf nicht am Vorabend deponiert werden
Naters will mehr Müllordnung
Kürzlich erhielten die Natischer einen Infoflyer, wie sie ihren Kehricht korrekt entsorgen sollen. Bei Zuwiderhandlung drohen Bussen bis zu 10 000 Franken.
«Man wird ja regelrecht wie ein Schwerverbrecher behandelt», ereifert sich ein Anwohner. Grund des Ärgernisses: In einem Infoflyer an die Bevölkerung mahnt die Gemeinde Naters, den Hauskehricht nicht mehr am Vorabend rauszustellen. So steht im Schreiben wörtlich: «Die Bereitstellung des Hauskehrichts ausserhalb der Abfuhrtage, das heisst auch am Vorabend oder an Feiertagen, an denen keine Abfuhr stattfindet, kann mit einer Busse von bis zu 10 000 Franken geahndet werden.» Der für den Ressort Infrastruktur zuständige Natischer Gemeinderat Diego Wellig relativiert: «Es steht ja geschrieben, ‹Busse bis zu 10 000 Franken›. Diese wird nur bei äusserst gravierenden Vergehen ausgesprochen.» Wellig zieht den Vergleich mit Temposündern im Strassenverkehr. Dort mache es auch einen gewaltigen Unterschied, ob jemand mit fünf Kilometern zu schnell unterwegs sei, oder 50 Stundenkilometer zu schnell fährt. Der Bewohner aus dem Natischer Quartier Z’Brigg stösst sich aber auch am engen Zeitplan des Natischer Abfallregimes: Der Kehricht darf nur an den beiden Abfuhrtagen Dienstag und Freitag von Mitternacht bis 7.00 Uhr bereitgestellt werden: «Sehr mühsam. Um Mitternacht schlafe ich und vor sieben Uhr gehe ich normalerweise nicht aus dem Haus. Und letzthin waren die Müllsäcke schon um 6.45 Uhr abtransportiert!». Dazu müsse man im Quartier Z’Brigg bis zur Sammelstelle ohnehin ein schönes Stück laufen.
Müllsäcke werden untersucht
Wellig erklärt, dass der Flyer bewusst jetzt verteilt worden sei: «Wir haben beobachtet, dass immer wieder vereinzelte Abfallsäcke mehrere Tage rumstehen. Dies sei einerseits unschön für das Strassenbild, andererseits gerade an den Hitzetagen der vergangenen Wochen problematisch, fängt der Inhalt ja bald zu stinken an.» Der Gemeinderat betont, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung korrekt verhalte. Es gehe darum, gegen Missbrauch vorgehen zu können. Dafür macht die Gemeinde Kontrollen: Kehrichtsäcke, die zu früh abgestellt werden, können geöffnet und nach Hinweisen auf ihre Besitzer durchsucht werden.
Mit Rollator zur Sammelstelle
Es ist ohnehin nicht einfach, für eine 10 000 Einwohner zählende Gemeinde die ideale Lösung zu finden. Wellig betont, dass sich der Gemeinderat vermehrt Gedanken macht, wie das System zu optimieren sei. Öfters wird Wellig von Einwohnern auch vorgeschlagen, wieso nicht Container aufgestellt werden, damit die Kehrichtsäcke etwa vor streunenden Tieren geschützt werden und auch weniger stinken. «Container dürfen aber nicht einfach so auf dem Trottoir abgestellt werden. Da haben wir ein Platzproblem. Ausserdem müsste der Standplatz auch vor Witterungseinflüssen geschützt sein usw.», gibt Wellig zu bedenken. Auch das in manchen Orten eingeführte System mit Molok-Containern hat laut Wellig einige Nachteile. Um die Molok-Container zu leeren, wäre eine Umrüstung der Müllwagen nötig. Dazu müssten in Naters mehrere zentrale Container-Sammelstellen eingerichtet werden. Man könnte den Kehrichtsack nicht mehr einfach in der Nähe des Hauses deponieren, wie es heute vielerorts möglich sei. Und Wellig stellt die rhetorische Frage: «Sollen betagte Menschen ihren Müllsack mit dem Rollator zur nächsten zentralen Sammelstelle bringen?»
Frank O. Salzgeber
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