Region | «Spezialjagd» auf Murmeltiere
Murmeltierplage breitet sich immer grossflächiger aus
Nicht nur Zermatt, auch das Saastal und das Goms haben mit einer Murmeltierplage zu kämpfen. Auch dort werden ab sofort zahlreiche Tiere geschossen, wenn auch mit einer anderen Strategie.
«Zermatter Murmeltierplage: Fast 200 Tiere geschossen», titelte die RZ vor einiger Zeit: Weil es in verschiedenen Gebieten rund um das Matterhorndorf zu viele Murmeltiere gibt, erhielt der Wildhüter von der kantonalen Dienststelle für Jagd die Erlaubnis, vor der offiziellen Jagdsaison in den betroffenen Gebieten grossflächig Tiere zu schiessen. Das Ziel: die Population nachhaltig zu regulieren. Ob das schliesslich gelungen ist, wird sich laut Dienststellenchef Peter Scheibler aufgrund fehlender Erfahrungswerte erst später zeigen.
Andere Strategie im Saastal
Auch im Saastal gibt es laut Wildhüter Helmut Anthamatten zu viele Murmeltiere. «Sogar in Dorfnähe von Saas-Almagell haben sie sich angesiedelt und durchwühlen landwirtschaftlich genutzte Wiesen.» Diese könnten deshalb nur noch erschwert bewirtschaftet und im schlimmsten Fall noch als Weideplätze genutzt werden. «Damit gehen mit den Jahren wichtige Biotope für das Wild verloren, das diese gerade im Frühling als überlebenswichtige Futterquelle nutzt», sagt Anthamatten. Darum ist es den Jägern während der laufenden Jagdsaison gestattet, in den betroffenen Regionen des Saastals mehr als die vier im ordentlichen Kontingent enthaltenen Tiere zu schiessen. Diese kommunale Strategie wurde in der Vergangenheit schon mehrfach angewendet, jedoch mit mässigem Erfolg. «Lediglich 5 bis 10 Prozent der aktiven Jäger machen davon tatsächlich Gebrauch», so Anthamatten. Ein Umstand mit Symbolcharakter. Denn: Nebst den oftmals fehlenden natürlichen Feinden wie Fuchs oder Adler, deren Lebensraum nicht selten durch den Menschen eingeschränkt ist, werden die Murmeltiere grundsätzlich nicht mehr konsequent bejagt.
Veränderte Lebensumstände
So stellt man auch im Goms teils zu viele Tiere fest. Das habe auch mit den veränderten Lebensumständen zu tun, sagt der dortige Wildhüter Stefan Imhof. «Früher wurde das Murmeltier bejagt und verwertet, heute müssen keine mehr geschossen werden, um zu überleben», sagt er. Die Hirschjagd sei für die Jäger interessanter. «Danach einfach nur noch auf Murmeltiere zu schiessen, damit geschossen wird, macht kein einziger Jäger», so Imhof. Der Einstellung, «Murmeltiere nicht einfach als Zielscheibe zu benutzen», zollt auch Anthamatten grossen Respekt.
Peter Abgottspon
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