Zermatt | Das Leben als Hüttenwart
Mein Leben als «Berghotelier»
Seit über 20 Jahren bewirten Hugo Biner (53) und seine Frau Fabienne im Berggasthaus Trift die Gäste. Ein Porträt über ein Leben zwischen Kochtopf und Berggipfeln.
Kein Internet, kein Fernseher, keine Zeitung, kein Strom. Man sagt, es sei kein Zuckerschlecken, das Hüttenleben. Der Tag beginnt frühmorgens, wenn die Gäste das Frühstück wollen, und endet spätabends. Wenig zu tun gibt es nur, wenn es draussen nebelt, nieselt oder schneit. Dennoch, Hugo Biner möchte dieses Leben nicht missen. «Im Gegenteil», wie er in urchigem Zermatter Dialekt erklärt, «anfang Saison können wir es jeweils nicht erwarten, bis es endlich wieder losgeht.» Bereits seit 1995 führen die beiden jeweils im Sommer das Berggasthaus Trift.
Historisches Haus
Das Haus liegt in einem westlichen Seitental Zermatts, fernab von Skipisten und Bergbahnen, auf einer Höhe von rund 2300 Metern. Dem Haus eilt eine über einhundertjährige Geschichte voraus. Erbaut 1887 von Fabiennes Urgrossvater, wurde es elf Jahre später durch eine Lawine komplett zerstört. 1900 wurde es etwas weiter unten als «Hotel du Trift» neu errichtet. Seit Hugo und Fabienne (48) das Haus führen, werden immer wieder Renovationen vorgenommen. Dabei hätten sie jeweils auf den Erhalt des ursprünglichen Charakters geachtet, erklärt Hugo. «Wir haben beispielsweise die Fassade mit einem für die damalige Zeit klassischen Rosa neu gestrichen.»
Aufwendige Versorgung
Da das «Trifttal» nicht erschlossen ist, erfolgt die Versorgung ausschliesslich per Helikopter. «So kommen wir für die rund drei Monate dauernde Saison auf gut 20 Flüge», erklärt der diplomierte Skilehrer und Bergführer. Das 50 Betten umfassende Haus wird mit einem Holzofen beheizt und die nötigsten Küchengeräte wie Tiefkühler beziehen ihren Strom aus einer Batterie, welche durch einen Generator gespiesen wird. «Es ist halt schon ein einfaches Leben hier oben, aber nichtsdestotrotz ein schönes», sagt Hugo. Und trotzdem unterscheide sich das «Trift» von klassischen Berghütten. «Wir sind nur etwa 700 Meter oberhalb vom Dorf. Somit ist es bei uns, im Gegensatz zu weiter oben liegenden Hütten, noch grün.» Das wirke sich positiv auf die Stimmung aus. Fabienne und Hugo sind Eltern von drei Söhnen. Als diese noch kleiner waren, verbrachten sie den Sommer mehrheitlich im «Trift». Mittlerweile sind sie älter und kommen regelmässig zu Besuch.
Gefragte Allrounderfähigkeiten
Für den Betrieb der Zimmer und des Restaurants stehen Hugo und Fabienne bis zu vier Mitarbeiter zur Seite. «Wir haben den ganzen Tag die Hände voll zu tun», sagt Hugo. Der Arbeitstag beginnt mit dem Zubereiten des Frühstücks jeweils sehr früh. «Wir sind ein idealer Ausganspunkt für längere Bergwanderungen oder aber, um sich für spätere Hochtouren anzuklimatisieren», erklärt Hugo. Deshalb seien Übernachtungen in ihren Doppel- oder aber Mehrbettzimmern sehr beliebt. Nach dem Frühstück werde aufgeräumt, geputzt, die Zimmer wieder in Schuss gebracht und dann gehe es schon bald wieder mit dem Kochen für die Tagesgäste los. Hugo: «Fabienne kocht und ist für den ganzen hauswirtschaftlichen Teil zuständig. Ich serviere, regle das Finanzielle und bin für den Unterhalt zuständig.» Man müsse sehr selbstständig sein und über grosse Allrounderfähigkeiten verfügen. «Geht etwas kaputt, ist nicht einfach sofort Hilfe zur Stelle. Sind die Tagesgäste am Nachmittag wieder weitergezogen, wird das Abendessen zubereitet. Und für einen kleinen «Schwatz» mit den Gästen aus aller Welt reiche die Zeit auch. Trotz der jeweils erlebnisreichen Zeit, kehren wir Ende Saison aber immer wieder gerne nach Zermatt zurück.» Was gönnt er sich dann als Erstes? «Ein richtiges Bad mit viel Schaum. Nach einer langen Zeit, weit weg von jeglicher Zivilisation, ist das Luxus pur.»
Peter Abgottspon
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Kommentare
German - ↑0↓0
Schön....
I lieba gruess
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