Weiterbildung | Frauen in der Öffentlichkeit
Macht das Amt für Gleichstellung Werbung für ein privates Unternehmen?
Das Kantonale Amt für Gleichstellung und Familie bietet einen Kurs für Frauen an, der von einem privaten Unternehmen durchgeführt wird. Einen Konflikt sieht man darin nicht.
Vergangene Woche informierte das Kantonale Amt für Gleichstelung und Familie (KAGF) die Öffentlichkeit über ein neues Kursangebot. Unter dem Titel «Yes you can» findet im Herbst eine Weiterbildung statt, die sich an Frauen richtet, die ihr Selbstbwusstsein stärken möchten. «Das KAGF findet es äusserst wichtig, dass Frauen es wagen, ihren Platz im öffentlichen Leben einzunehmen, indem sie Stellen für sich beanspruchen und ihre Kompetenzen unter Beweis stellen», heisst es in der entsprechenden Mitteilung des Amtes. Der Kurs «Yes you can» soll die dafür nötigen Fähigkeiten vermitteln, wobei der Fokus auf «Selbstkenntnisse, Stimm- und Gestiktraining, Sophrologie, Selbstverteidigung und öffentliches Sprechen» gelegt wird. Wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist, findet der Kurs in den Räumlichkeiten der Migros Klubschule in Sitten und Martinach statt. Macht das KAGF, das sich aus Geldern der Steuerzahler finanziert, also Werbung für ein privates, gewinnorientiertes Unternehmen?
KAGF federführend
«Nein», sagt dazu Isabelle Darbellay Métrailler, Amtschefin des KAGF. «Wir haben uns für eine Zusammenarbeit mit der Migros Klubschule entschieden, da dies die effizienteste und kostengünstigste Lösung ist, einen solchen Kurs anzubieten.» Des Weiteren verfüge das KAGF nicht über entsprechende eigene Dozenten, was ebenfalls für eine Zusammenarbeit mit der Klubschule spreche. «Was die Ausgestaltung der Kursinhalte betrifft, sind jedoch wir federführend», erklärt Darbellay Métrailler weiter.
Kein Gewinn
Bleibt jedoch die Frage, ob die Migros Klubschule durch die Zusammenarbeit mit dem Amt für Gleichstellung und Familie einen Gewinn erzielen kann. «Wir haben im Vorfeld das Angebot von zwei Ausbildungseinrichtungen geprüft und uns für das kostengüstigere entschieden», erklärt die Amtschefin. «Die Kurskosten, die die Teilnehmerinnen bezahlen müssen, werden für die Entlöhnung der Dozenten und die Benutzung der Räumlichkeiten verwendet.» Es sei nicht vorgesehen, dass die Klubschule an dem Kursangebot verdiene, so Darbellay Métrailler weiter.
Kaum Interesse im Oberwallis
Der Kurs wird derweil nur im Unterwallis und auf Französisch angeboten, ein Angebot für das Oberwallis ist nicht vorgesehen. «Leider haben ähnliche Angebote im Oberwallis bis jetzt nur sehr wenig Resonanz ausgelöst», erklärt die Amtschefin. Im Vorfeld der Grossratswahlen hatte das KAGF ein Seminar für Politikerinnen organisiert, welches Frauen auf den Wahlkampf und die anschliessende Tätigkeit als Parlamentarierinnen vorbereiten sollte. Gerade einmal vier Frauen nahmen daran teil. «Unsere, für das Oberwallis zuständige Mitarbeiterin hat nun den Auftrag, diesen Sachverhalt zu analysieren und Angebote auszuarbeiten, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse der Frauen im Oberwallis zugeschnitten sind», erklärt Isabelle Darbellay Métrailler.
Martin Meul
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