Gemeindepolitik | Frauen bei Wahlen chancenlos

Macho-Hochburg Wiler

Die Gemeinde Wiler wird auch in den nächsten vier Jahren von Männern regiert.
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Die Gemeinde Wiler wird auch in den nächsten vier Jahren von Männern regiert.
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In Wiler regieren die Männer. Und das wird auch in Zukunft so bleiben. Auch bei den diesjährigen Gemeinderatswahlen figurieren die Frauen nur unter «ferner liefen».

Noch nie schaffte in Wiler eine Frau den Sprung in den Gemeinderat. Während in den Nachbargemeinden Blatten und Kippel schon mehrere Frauen die Gemeindepolitik aktiv mitbestimmten und in Ferden mit Nadja Jeitziner eine Frau das Gemeinde­zepter schwingt, ist Frauenpolitik in Wiler ein Fremdwort. Warum sind die Frauen in der tourismusstärksten Lötschentaler Gemeinde politisch eher in der Defensive? Eine schlüssige Antwort ist nur schwer zu finden.

Majorzsystem als Ursache?

Einer, der es wissen muss, ist der wiedergewählte Wiler Gemeindepräsident Hans-Jakob Rieder. Rieder ist seit 17 Jahren im Wiler Gemeinderat, davon acht Jahre als Gemeindepräsident. Dass bis heute keine Frau in den Gemeinderat gewählt wurde, sei eher als Zufall zu werten, sagt Rieder. Aber auch das Wahlsystem sei sicher kein Vorteil für eine Frauenwahl. «Wiler wählt wie jede andere Lötschentaler Gemeinde im Majorzsystem. Dadurch haben die Wähler die Qual der Wahl.» Auch dieses Jahr wurden keine Listen hinterlegt. «Dadurch konnte faktisch jede Stimmbürgerin und jeder Stimmbürger in den Gemeinderat gewählt werden», betont Rieder. Das habe die Sache nicht einfacher gemacht, zumal sich im Vorfeld der Wahlen auch keine Frau öffentlich dazu bekannt habe, sich für eine Wahl in den Gemeinderat zur Verfügung zu stellen.

Nachbargemeinden machens vor

Trotz Majorz-Wahlsystem: Dass es auch anders geht, haben die anderen Lötschentaler Gemeinden längst bewiesen. In Ferden wurde mit Marie-Therese Bellwald schon 1992 eine Frau zur Gemeindepräsidentin gewählt. Und vor vier Jahren übernahm mit Nadja Jeitziner wieder eine Frau das Zepter in Ferden. Auch in Blatten, im hintersten Lötschentaler Dorf, führte schon eine Frau die Geschicke der Gemeinde. Therese Ebener-Kalbermatten war von 2004 bis 2008 als Gemeindepräsidentin im Amt. In Kippel wurde bisher zwar keine Frau zur Gemeindepräsidentin gewählt, aber im Gemeinderat war das vermeintlich schwache Geschlecht schon verschiedentlich vertreten. Nur Wiler macht sich als Macho-Hochburg auch weiterhin einen Namen.

Frauen als Zünglein an der Waage?

Für Hans-Jakob Rieder ist aber nicht nur das Wahlsystem hinderlich daran, dass es bislang keine Frau in den Wiler Gemeinderat schaffte. «Letztlich ist jeder und jede selbst dafür verantwortlich, inwiefern er oder sie sich in die Politik einbringen will», sagt der Wiler Gemeindepräsident. Im Klartext: Wer sich für Politik interessiere, solle und dürfe das auch in der Öffentlichkeit kundtun. «Ich stelle diesbezüglich bei den Wahlen eine gewisse Zurückhaltung fest. Und zwar nicht nur bei Frauen», erklärt der Gemeindepräsident. Zudem hätten es die Frauen selbst in der Hand, eine Frau in den Rat zu wählen. «Ich bin überzeugt davon, dass eine politisch motivierte Frau den Sprung in den Gemeinderat schaffen würde», glaubt Rieder. Auch die amtierende Gemeindepräsidentin von Ferden würde es begrüssen, wenn sich mehr Frauen für die politische Arbeit interessieren würden. «Ich finde es schade, dass nicht mehr Frauen in der Politik mitmischen», so Jeitziner. Nichtsdestotrotz gehe es in erster Linie um die Sache und nicht um die Geschlechterrolle an sich. «Wer etwas bewegen will, muss Leistung bringen. Ganz unabhängig davon, ob es eine Frau oder ein Mann ist.»

Walter Bellwald

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