Lonzawerk Visp | Effizienz und Lebensqualität im Fokus
Lonza testet ein neues Schichtmodell im Werk Visp
Im kommenden halben Jahr will Lonza in Visp Erfahrungen mit einem neuen Schichtmodell sammeln. Dies soll die Effizienz im entsprechenden Betrieb steigern und gleichzeitig die Attraktivität des Berufs des Schichtarbeiters steigern.
Bis anhin begannen sämtliche Schichten in allen Schichtbetrieben des Lonzawerks in Visp zur gleichen Zeit: um 5.00 Uhr die Morgenschicht, um 13.00 Uhr die Nachmittagsschicht und um 21.00 Uhr die Nachtschicht. In einem Produktionsbetrieb für pharmazeutische Wirkstoffe, der sogenannten «Launch Plant», ist dies seit ein paar Wochen jedoch anders.
Mehr Effizienz und Lebensqualität
Im Rahmen eines Pilotversuchs testet Lonza in der «Launch Plant» nämlich ein neues Schichtmodell. So beginnen hier die Schichten neu jeweils zwei Stunden später. Für die Morgenschicht heisst dies beispielsweise, dass neu von 7.00 Uhr bis 15.00 Uhr gearbeitet wird. Anders sieht es jedoch bei den Schicht-Teamleitern aus. Diese beginnen ihre Schichten jeweils eine Stunde vor dem Rest ihres Teams. «Wir haben festgestellt, dass in diesem speziellen Betrieb Defizite bei der Effizienz durch zu kurze Schichtübergaben bestehen, da der Informationsfluss zwischen den einzelnen Schichten nicht optimal ist», erklärt der Visper Standortleiter von Lonza, Jörg Solèr. «Dadurch, dass sich nun die alte Schicht und der Dienstantritt des darauffolgenden Schichtleiters länger überschneiden, sind wir der Überzeugung, dass wir diesem Problem entgegenwirken können.» Gleichzeitig soll das neue Schichtmodell aber auch die Lebensqualität der Mitarbeiter steigern. So wird in der «Launch Plant» neu auch am Samstag eine Zwölf-Stunden-Schicht gearbeitet. «Dadurch haben die Schichtarbeiter neu jedoch jeweils zwei Wochenenden im Monat anstatt nur eines frei», führt der Standortleiter aus. «Gleichzeitig wird die Morgenschicht zu einer reinen Tagesschicht und dank des späteren Beginns der Nachtschicht können die Schichtarbeiter besser an Vereinsaktivitäten und dergleichen teilnehmen.» Diese Massnahmen stehen auch im Kontext mit der angelaufenen Rekrutierungskampagne von Lonza. So muss das Werk Visp in den kommenden Jahren an die 1000 Stellen neu besetzen. «Wir wollen und müssen unsere Attraktivität als Arbeitgeber ständig verbessern, um unseren Bedarf an qualifiziertem Personal decken zu können», sagt Jörg Solèr dazu. «Dazu gehören auch zeitgemässe Arbeitszeitmodelle, die eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen.»
Halbjähriger Test
Ob das neue Schichtmodell definitiv eingeführt wird, ist im Moment noch nicht klar. Der Pilotversuch soll nun ein halbes Jahr laufen. «Anschliessend werden wir die Resultate, sowohl was die Effizienzsteigerung wie auch die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Schichtarbeiter betrifft, analysieren und entsprechend entscheiden», erklärt Solèr. Allerdings, auch wenn die Resultate positiv sein sollten, bedeutet dies nicht, dass sämtliche Schichtbetriebe im Werk auf das neue Modell umstellen werden. «Ein einziges Schichtmodell für ein ganzes Werk ist kaum noch zeitgemäss», sagt Standortleiter Solèr. «Die Bedürfnisse der einzelnen Betriebe sind schlicht zu unterschiedlich. Deshalb werden wir in den kommenden Jahren das jeweils beste Modell für den entsprechenden Betrieb suchen.»
Sensibles Thema
Dabei ist sich Jörg Solèr auch bewusst, dass es sich bei Änderungen bei den Arbeitszeiten um ein sensibles Thema handelt. «Werden Abläufe, die schon seit Jahrzehnten etabliert sind, geändert, so führt dies schnell zu Verunsicherungen», sagt er. «Deshalb werden wir ein besonderes Augenmerk auf die Rückmeldungen der Schichtarbeiter legen, die das neue Modell derzeit testen. Zudem steht die Werksführung in engem Kontakt mit der Betriebskommission, den Vertretern der Belegschaft.» Eine Befürchtung kann der Standortleiter dabei jedoch schon jetzt entkräften. «Es ist keinesfalls die Idee, dass wir mit dem neuen Schichtmodell versteckt Lohnkosten einsparen wollen, indem wir das Schichtmodell so anpassen, dass Schichtzulagen wegfallen», hält Solèr fest. «Das ist nicht der Fokus des Pilotprojekts und wäre denn auch kontraproduktiv. Denn schliesslich wollen und müssen wir attraktiv auf dem Arbeitsmarkt sein, um neue Arbeitnehmer zu rekrutieren.»
Knackpunkt Teilzeitstellen
Dabei wird das Lonzawerk in Visp in Zukunft auch das Thema Teilzeitstellen beschäftigen. «Bis jetzt gibt es im Schichtbereich kaum solche Stellen», gibt der Standortleiter zu. «Das ist sicher ein Nachteil, wenn es heutzutage um die Rekrutierung von Personal geht.» Deshalb sei man auch in diesem Bereich intensiv daran, neue Lösungen zu erarbeiten. «Dies ist eine Aufgabe, die wir meistern müssen, um unsere strategischen Ziele erreichen zu können», so Standortleiter Solèr.
Martin Meul
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