Oberems / Wallis | GfK-Studie über Kaufkraft
Leben in Oberems die geizigsten Menschen?
Die Studie ist eindeutig. Sie zeigt, in welchen Kantonen und Gemeinden die Kaufkraft am höchsten und am niedrigsten ist. Die Resultate sind jedoch überraschend.
Wie oft hat man die Saaser Bevölkerung mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien geizig. Unzählige Male wurden sie vom «grossen Bruder» aus Zermatt mit Sprüchen verspottet. Mehr noch: Die Saaser schienen zu einem Synonym von geizig zu werden. Zu Recht? Schenkt man einer GfK-Studie, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, Glauben, dann ist dieses Urteil falsch. Denn: Eine andere Oberwalliser Gemeinde muss sich den Vorwurf gefallen lassen, geizig zu sein. Oberems. Doch der Reihe nach.
Kaufstarker Bezirk Entremont
Generell sind die Portemonnaies in der Schweiz dicker geworden: Für die gesamte Schweiz prognostiziert das Marktforschungsinstitut GfK in einer Studie fürs Jahr 2016 eine Kaufkraft von 46 000 Franken pro Einwohner. Das sind insgesamt 380 Milliarden Franken und entspricht einer deutlichen Zunahme gegenüber dem Vorjahr: 2015 rechnete GfK mit einer Kaufkraft von 41 000 Franken pro Einwohner. Diese Studie zeigt auch, dass innerhalb der Schweiz grosse Unterschiede bestehen. Ein Beispiel: Die Zuger haben mit durchschnittlich 70 700 Franken eine fast doppelt so hohe Kaufkraft wie die Jurassier. Die Kaufkraft im Wallis liegt bei schätzungsweise 42 100 Franken pro Einwohner. Somit positioniert sich das Wallis im Kantons-Ranking mit einem Kaufkraftindex von durchschnittlich 90,5 auf Rang 18, hinter Appenzell Ausserrhoden und vor dem Kanton Thurgau. Ein Index von 90,5 bedeutet, dass die Kaufkraft der Einwohner in dem entsprechenden Ort 9,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Die zwei kaufkraftstärksten Bezirke im Wallis sind «Entremont» (Index 96,4) und Sitten (94,6).
Präsident zeigt sich überrascht
Zurück zur Gemeinde Oberems. Laut Studie ist Oberems die kaufkraftschwächste Gemeinde im Kanton Wallis. Kathrin Acker von Geomarketing Consultant (GfK) in Hergiswil sagt der RZ: «Die Gemeinde mit dem niedrigsten Index im Wallis ist Oberems mit 72,4 Prozent.» In Zahlen sind das schätzungsweise 34 000 Franken, die ein Einwohner im Durchschnitt pro Jahr in Oberems ausgibt. Der Gemeindepräsident Reinhard Zeiter zeigt sich überrascht, als ihn die RZ mit dem Ergebnis der GfK-Studie konfrontiert. Er sagt: «Ich habe absolut keine Ahnung, weshalb wir die kaufkraftschwächste Gemeinde im ganzen Kanton Wallis sind, damit hätte ich nicht gerechnet.» Für den Gemeindepräsidenten steht fest, dass die Leute in Oberems nicht anders leben als andere in einem Oberwalliser Bergdorf. «Ob beim Kauf eines Autos oder beim Bau eines Hauses, wir unterscheiden uns nicht wesentlich von anderen Leuten in Berggebieten.» Deshalb sei die Überraschung gross. Kaufkraftschwäche ist jedoch kein Synonym für Geiz. Deshalb wollen die Oberemser wegen der Studie nicht als geizig bezeichnet werden. Übrigens: Die kaufkraftstärkste Gemeinde im Kanton Wallis liegt über dem Schweizer Schnitt. Anniviers. Deren Index pro Einwohner liegt bei eindrücklichen 110,9 Prozent.
Simon Kalbermatten
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