Region | Ried-Brig
Landarzt vom Brigerberg
30 Jahre lang führte er eine Praxis in Ried-Brig. Jürg Kämpfen tritt im Sommer als Arzt zurück und macht Platz für seinen Sohn. In der RZ blickt er auf eine «schöne Zeit» zurück.
In Bern wurde er geboren. In Zürich besuchte er die Primarschule und später in Schwyz das Kollegium. Nachdem er das Medizinstudium abschloss und in Montana und Zermatt als Arzt aushalf, zog es ihn zurück nach Zürich, wo er als Assistenzarzt der Chirurgie arbeitete. Der zweite Wallis-Aufenthalt sollte länger dauern. Im Spital Brig arbeitend, verfolgte Jürg Kämpfen (66) immer der eine Wunsch. Landarzt werden. Vor 30 Jahren wurde sein Traum Realität.
Per Zufall nach Ried-Brig gekommen
«Damals hatte ich den grossen Wunsch, Landarzt zu werden und für ein gesamtes Dorf oder eine Talschaft zuständig zu sein», sagt Kämpfen. Dass er seine Praxis in Ried-Brig eröffnet, dachte er nicht. Es standen eher Muri, Bischofszell oder Lenzburg zur Debatte. Bei einem Bekannten erkundigte er sich, wie viele Einwohner ein Dorf eigentlich brauche, damit eine Praxis rentiere. Kämpfen erinnert sich daran. «Er antwortete mir, ich solle ihm doch irgendein Dorf nennen, dann könne er in einem PC-Programm nachsehen.» Kämpfen wählte Ried-Brig, da dies sein Heimatort ist. Und: Er wählte einen Ort, um zu erfahren, wie dieses System wirklich funktionieren sollte. «Ried-Brig hatte damals 1200 Einwohner, Termen deren 600, hinzu kamen Simplon-Dorf und die beiden Skistationen Rosswald und Rothwald.» Der Herr hinter dem PC – Anfang 1980er-Jahre, einer der wenigen mit einem Computer – war begeistert vom Resultat und fragte, wie viele Ärzte denn am Brigerberg schon arbeiten würden. «Keiner», so Kämpfens Antwort, worauf für den Fragenden klar war: «Dort musst du hingehen.»
Menschen und Familien begleitet
Kämpfen sah sich fortan Ried-Brig näher an und verwirklichte mit dem Bau eines Hauses und einer Praxis seinen Lebenstraum. Würde er heute nochmals dieselbe Entscheidung treffen? «Ich habe meinen Entscheid nie bereut. Der Brigerberg ist wunderschön und die Bevölkerung hat uns sehr gut aufgenommen.» Wichtig sei für ihn jedoch gewesen, dass auch seine Frau – sie ist ebenfalls Ärztin – dem Entscheid zustimmte. In der Folge arbeitete sie Teilzeit und zog dabei ihre gemeinsamen drei Kinder gross. «Sie hielt mir dadurch den Rücken frei und war immer für die ganze Familie da», weiss Kämpfen. Wie war der Anfang am Brigerberg? «Zu Beginn hatte ich während einer Woche einmal vier Patienten, später sieben und dann wieder nur drei, die Zahl variierte im Wochentakt.» Trotzdem stieg sie mit den Jahren kontinuierlich an. Kämpfens Erklärung: «Wer in Brig seinen Arzt wechseln wollte, musste ihm sagen, dass er mit seiner Arbeit unzufrieden war, doch um zu mir zu kommen, mussten die Leute nur sagen, dass es sich um einen Standortvorteil handelt, das war mein grosses Glück.» In den 30 Jahren als Arzt am Brigerberg erlebte Kämpfen vieles. «Geprägt hat mich vor allem die Tatsache, dass ich Menschen und Familien begleiten durfte.» Sich dabei immer ganz zu distanzieren, sei für ihn jedoch nicht immer einfach gewesen, sagt er.
Nach der Praxis kommt der Rebberg
Ab dem 15. Juli übernimmt Pascal Kämpfen, der Sohn von Jürg und Marie-Rose Kämpfen, die Dorfpraxis. Wie wichtig war es für den Vater, dass die Praxis in den Händen der Familie bleibt? «Das Allerwichtigste für mich ist, dass die Praxis im Dorf weitergeführt wird», sagt er. Zudem legte er auch Wert darauf, dass die Praxis in Schweizer Händen bleibt. «Ich hatte mehrere Angebote von Shareholder-Value-Betrieben in Frankreich oder Deutschland.» An sie hätte er seine Praxis nicht verkauft. «Vielleicht hätte jemand während zwei bis drei Monaten hier gearbeitet und wäre dann wieder abgereist, das wollte ich vermeiden.» Zu viel Herzblut habe er in all den Jahren in die Praxis investiert. Deshalb sei er glücklich über die familieninterne Lösung. Eine Lösung, die sich erst in jüngster Vergangenheit abgezeichnet hat. Mit einer Bedingung: Kämpfen wird seinen Sohn in den ersten Tagen und Wochen in der Praxis noch begleiten. Dies auf Wunsch des Sohnes hin. Anschliessend freut er sich darauf, mehr Zeit seinem Rebberg widmen zu dürfen. Womit verbringt er seine Zeit sonst noch? «Ich bin zwischendurch immer wieder gerne in Zermatt.» Da sein Vater Bücher über die Destination am Matterhorn geschrieben hat, war Kämpfen bereits als Junge oft in Zermatt. Und dann gibt es noch die Faszination rund ums Alphorn. Kämpfen schmunzelt, ich habe mir vor wenigen Jahren ein Alphorn gekauft und übte zwischendurch immer wieder ein bisschen, um an der Hochzeit meines Sohnes (im vergangenen Herbst, die Red.) ein «Ständchen» zu geben. Das Vorhaben gelang und so will der abtretende Arzt auch künftig das Alphorn herausholen und sich auf dem Instrument weiterentwickeln.
Simon Kalbermatten
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Kommentare
Natalie Albrecht - ↑13↓4
Danke Herr Kämpfen ! Ich werde Sie nach x Jahren vermissen als Vertrauensarzt. Ohne drum herum, ehrlich, sachlich, medizinisch 1.A. Mega plus Ultra !............... Danke !!!!!!!!!!!!!!!!! Des Weiteren...................................viel Erfolg, Kraft und Mut an Hr. Pascal Kämpfen ! Weiterhin Frau und Herr Kämpfen, wünsche ich viel Gesundheit, Liebe und wohlverdiente Erhohlung !!!! L:G: Natalie Albrecht; Gondo. :):):)
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Daniel Reist - ↑7↓2
Seit 30 Jahren haben wir unser Chalet auf dem Rosswald. Immer wieder hat Jürg Kämpfen uns betreut, meine Frau und mich, unsere Kinder, Verwandren und Gäste. Bei Verletzungen, Krankheiten und Notfällen. Kompetent. Menschlich. Spitze. Danke!
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Reinten58 - ↑7↓1
Kann das nur Bestätigen. Ein Super Arzt. Viel Freude beim Alphornblasen. Gebe dir gerne ein paar Tipps zu den # und b.
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