Region | Hindernisse neben den Gleise werden nicht entfernt

Kontroverse um Chlortransporte

Die Lonza importiert das benötigte Chlor aus Frankreich und Italien.
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Die Lonza importiert das benötigte Chlor aus Frankreich und Italien.
Foto: WB / Alain Amherd

Quelle: RZ 0

Um die Chlortransporte ins Wallis sicherer zu machen, sollten ­gefährliche Hindernisse entlang der Bahnstrecke entfernt werden. Jetzt hat sich der Bund umentschieden, was bei den Grünen für Verärgerung sorgt.

Täglich transportiert im Schnitt ein Güterzug flüssiges Chlorgas ins Wallis. Das Ziel: die beiden Chemiefabriken der Syngenta in Monthey und der Lonza in Visp. Die Lonza benötigt pro Jahr rund 15 000 Tonnen Chlor, das sie aus dem Ausland bezieht. Die Beförderung von Chlor gehört zu den gefähr­lichen Transporten auf Schweizer Schienen. Entweicht bei einem Unfall Chlorgas, so ist das für Menschen in der Nähe des Unfallortes lebensgefährlich. Deshalb sind die Chlortransporte besonderes im dicht besiedelten Genferseebogen ein Dauerthema. Um die Sicherheit zu erhöhen, haben vor drei Jahren SBB, Bund und der Verband der chemischen Industrie entschieden, dass rund 430 gefährliche Hindernisse wie Betonsockel, Zäune, Panzersperren entlang der SBB-Strecke von Genf ins Wallis entfernt werden sollen. Vor wenigen Tagen wurde nun umentschieden: Die Hindernisse werden doch nicht entfernt. «Die ausserordentliche und kostenintensive Massnahme der Entfernung aller möglicher ­Hindernisse reduziert das Risiko vergleichsweise nur geringfügig und ist somit nicht verhältnismässig», sagt Michael Gsponer, Mediensprecher der Lonza. Stattdessen wird für die Transportzüge eine Tempolimite 40 km/h eingeführt: «Die weitaus ­effizienteste und risikoreduzierendste Massnahme ist der ­Einsatz von Sonderzügen mit reduzierter ­Geschwindigkeit für die Chlortransporte», so Gsponer. Dass man jetzt nicht beide Massnahmen umsetzt, stösst bei den Grünen auf Unverständnis. Die Genferin Lisa Mazzone kämpft im Nationalrat schon länger gegen Chlortransporte und fordert sogar, das Chlor müsse direkt im Wallis hergestellt werden. Aus wirtschaftlichen Gründen lehnen dies die betroffenen Firmen ab. Auch die Präsidentin der Grünen Oberwallis, Brigitte Wolf, bedauert, dass man nicht beide Massnahmen ergreifen will und gibt zu bedenken: «Alles, was passieren kann, passiert einmal. Denken wir an Fuku­shima. Wir sollten deshalb nicht auf halbem Weg stehen ­bleiben, sondern wirklich alles tun, um das Risiko möglichst tief zu halten.»

Frank O. Salzgeber

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