Susten/Raron | Ein Porträt zweier Absolventinnen der Kunst- und Designschule

Kontrastreiche Oberwalliser Künstlerinnen im Fokus

Tanja Freys Interpretationen widmen sich dem Walliser Brauchtum.
1/4

Tanja Freys Interpretationen widmen sich dem Walliser Brauchtum.
Foto: zvg

Die Rarnerin zeigt, wie sie mit «of costumes and customs» Walliser Traditionen neu interpretiert.
2/4

Die Rarnerin zeigt, wie sie mit «of costumes and customs» Walliser Traditionen neu interpretiert.
Foto: costumesandcustoms-wallis.com

Nadia Huber Meichtry macht Neues aus weggeworfenen Sachen.
3/4

Nadia Huber Meichtry macht Neues aus weggeworfenen Sachen.
Foto: zvg

An der Werkschau präsentierte die Sustnerin ihr Projekt «but unique» der breiten Öffentlichkeit.
4/4

An der Werkschau präsentierte die Sustnerin ihr Projekt «but unique» der breiten Öffentlichkeit.
Foto: butunique.ch

Quelle: RZ 0

An der ältesten Kunst- und Designschule der Deutschschweiz in Luzern haben Nadia Huber Meichtry und Tanja Frey soeben ihr Bachelor-Studium abgeschlossen. In einem Gemeinschaftsporträt stellen sie sich vor.

Der Kontrast könnte nicht grösser sein. Auf der einen Seite die erfahrene Nadia Huber Meichtry aus Susten, welche zuerst eine Lehre als Kosmetikerin absolvierte, um sich später zur Lehrerin weiterzubilden. Ihr gegenüber die junge Tanja Frey aus Raron, die mit einer Mediama­tiker-Ausbildung ins Berufsleben startete. Beide begannen 2016 ihr Studium an der Hochschule in Luzern, beide mit ihren eigenen Ideen. «Als Lehrerin investierte ich in den letzten Jahren viel für andere, sodass ich wieder etwas für mich machen wollte – etwas, was mich herausfordert», sagt Huber Meichtry. Mit dem Studium zur Objektdesignerin wurde sie schliesslich fündig. Bei der Rarnerin stand die persönliche Weiterentwicklung im Fokus. «Nach der Lehre als Mediamatikerin wollte ich erst ein wenig Praxiserfahrung sammeln, bevor ich mit einem Studium mein Wissen erweitere», so Frey. Auch wenn es ihr anfänglich schwerfiel, sich vorerst von der Arbeitswelt zu verabschieden, wagte sie den Schritt zum Studium in visueller Kommunikation.

Von Kosmetik zu Objektdesign

«Bereits als Kosmetikerin hat mich das Gestalten und das Unterrichten fasziniert», sagt Huber Meichtry. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte sie mit der Weiterbildung zur Primarlehrerin. Mit einer Zusatzausbildung im Technischen Gestalten im Rücken fing sie an der OS Leuk als Werklehrerin an. «In dieser Zeit habe ich viel übers Handwerk gelernt.» Den Studienplatz für Objektdesign musste sie sich indes hart erkämpfen. «Zwar wurden meine Bewerbungsmappe und das Portfolio ausdrücklich gelobt, doch wegen meiner Lebenserfahrung zweifelte die Studiengangleitung, dass ich zu den jungen Studenten passen würde.» Schliesslich hätten ihr die guten Feedbacks der Vorkurs-Dozenten geholfen, dass sie einen der begehrten Plätze erhielt. «Für mich war klar, dass ich dem Studium alles unterordne.» So zog sie sich als Lehrerin an der OS Leuk zurück und suchte sich eine Bleibe in Luzern, um möglichst viel von der knappen Zeit zu profitieren. «Das Studium hat sich für mich vollends gelohnt.» So konnte sie unter dem Label «but unique» ihre Ideologie des nachhaltigen Umgangs mit den Ressourcen ausleben, indem sie aus Abfallprodukten ein Bücher­regal, einen Stuhl sowie eine dreiteilige Lampenkollektion herstellte und ein eigenes Textilgewebe entwickelte. «Mein Ziel ist es, diesen Weg weiter zu gehen und mit Klein- oder Einzelkollektionen hochwer­tige sowie funktionierende Objekte aus Abfällen zu designen.» Dazu sucht sie die Zusammenarbeit mit renommierten Firmen und mit Walliser Institutionen. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine Weberei im Wallis mein entwickeltes Gewebe umsetzt», so die Sustnerin.

Traditionen neu interpretiert

«Ich hatte schon immer Interesse am Grafischen und Fotografischen», sagt Frey. Daher fiel es ihr auch nicht schwer, den Beruf als Mediamatikerin zu lernen. Ausgebildet in Grafik, Informatik und im Kaufmännischen merkte sie bald, dass dies nicht genügt, um in gra­fischer Richtung Fuss zu fassen. Trotzdem wollte sie nach der Lehre vorerst arbeiten. «Eine Zeit lang unterhielt ich als Content Managerin Firmenwebseiten sowie deren Social-Media-Kanäle.» Danach absolvierte sie berufsbegleitend den gestalterischen Vorkurs in Langenthal, um sich danach bei der Hochschule in Luzern für den Bereich «Camera Arts» zu bewerben. Während ihrer Studienzeit entschied sie sich für das täglich Pendeln – jedoch nicht vom Wallis, sondern von ihrer Mietwohnung in Bern aus. «Trotz der Reisestrapazen während der Pendelzeit habe ich diesen Aufwand gerne auf mich genommen.» Angesprochen auf die Studienzeit erklärt Frey, dass es eine bereichernde Erfahrung gewesen sei. «Bereits ab dem ersten Jahr arbeiteten wir an Projekten, um die Theorie in die Praxis umzusetzen.» In den letzten drei Jahren sammelte sie zahlreiche Erfahrungen im Fotografieren, Illustrieren und Filmen, sodass sie diese in der Bachelorarbeit «of costumes and customs» unter Beweis stellen konnte. Mit «Gommer Cholera», «Walliser Tracht», «Eringer Kühe», «Walliser Sagen» und «Lötschentaler Tschäggätä» veranschaulichte sie, dass auch Walliser Tra­ditionen dem steten Wandel unterliegen. «Mit meinen Neuinterpretationen will ich auch aufzeigen, dass es nichts Schlimmes und absolut normal ist, dass sich Traditionen dem Zeitgeist anpassen – auch im Wallis», so Frey.

Thomas Allet

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31