Kolumne | Diese Woche zum Thema: «Vernasche ungestraft ein Kind, aber fahre nie zu schnell»

Schlagabtausch zwischen Peter Bodenmann und Oskar Freysinger

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 1

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger duellieren sich jeden Donnerstag in der RZ Oberwallis. Diese Woche zum Thema: «Vernasche ungestraft ein Kind, aber fahre nie zu schnell.»

Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Vernasche ungestraft ein Kind, aber fahre nie zu schnell

«Es hilft nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben, man muss auch mit der Justiz rechnen»

(Dieter Hildebrandt)

Vor etwa zehn Tagen wurde in der Presse fast zeitgleich über zwei Urteile berichtet, die, wenn sie gegenübergestellt werden, höchst seltsam anmuten.

Im ersten Fall wurde ein pädophiler Wiederholungstäter, der zugibt, mindestens acht zehnjährige Kinder sexuell missbraucht und unter Waffen- und Todesdrohung zum Drogenverkauf gezwungen zu haben, zu einer bedingten Strafe verurteilt. Gewalt, erzwungener Analverkehr, Fellatio usw. führten zum Selbstmordversuch eines der Opfer und hinterliessen bei den anderen schwere psychische Traumata. Der Kinderschänder wurde nach mehreren Rekursen lediglich zu einer Busse von 100 Franken und einer bedingten Haft verurteilt.

Im zweiten Fall fuhr ein Motorradfahrer, ebenfalls Wiederholungs­täter, statt mit achtzig mit 150 Stundenkilometern auf der geraden Linie zwischen Sitten und Vex. Er wurde zu einer einjährigen unbedingten Haft verurteilt!

Der blanke Wahnsinn!

Als ich im Nationalrat vor Jahren als einziger Walliser Parlamentarier gegen «Via Sicura» stimmte und die systematische Kriminalisierung der Motorfahrzeugbenutzer anprangerte, warnte ich vor einem Gesetz, das dem Richter keinen Ermessensspielraum lässt. Die Praxis bestätigt leider meine Befürchtungen: Ob einer zu schnell fährt, weil er ein notorischer Raser ist oder mit seinem Beifahrer ins Spital düst, weil dieser eben einen Herzinfarkt erleidet, fällt nicht ins Gewicht. Als Staatsrat musste ich mir in Notfällen dieser Art von meiner Dienststelle sagen lassen, es sei nichts zu machen, Gesetz sei Gesetz, es gebe keinen Ermessensspielraum.

Als ich mich jedoch für die bei­den «Marche-blanche-Initiativen» («Unverjährbarkeit pädophiler Verbrechen» und «Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten») einsetzte, wurde ich von links-grün aufs Heftigste bekämpft und musste mir von Bundesrätin Sommaruga sagen lassen, es bräuchte – ganz anders als bei der links-grünen Via-Sicura-Vorlage – einen Ermessensspielraum für den Richter. Fazit: Gegen Verkehrssünder ist Links-Grün erbarmungslos, gegen Pädophile jedoch verständnisvoll – es sei denn es handle sich um katholische Würdenträger. Das hat wohl mit den pädophilen sexuellen Praktiken der Rotgrünen 68er in der Vergangenheit zu tun, die in DDR-Ausbildungslagern lernten, die bourgeoise Gesellschaft auszuhöhlen und die traditionelle Familie zu zerstören. Man lese in Cohn-Bendits Autobiografie nach, wie er Kinder zwecks «Erweckung ihrer Sexualität» mit seinem Pimmel spielen liess.

Übrigens: Die Pervertierung läuft heutzutage unter dem Namen «Gender» weiter.


Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Dienstverweigerer im Kantonsgericht

Die einstigen Minderheitsparteien sind heute im Wallis stärker als die CVP. Aber sie nutzen die neue Ausgangslage nicht.

Schönstes Eigengoal: Oskar Freysinger hat gegen den Willen der Oberwalliser SVP verhindert, dass der Staatsrat nach dem Proporz gewählt wird. Sonst wäre er noch Staatsrat.

Auch bei der Besetzung der Gerichte setzt sich die CVP durch, als ob sie noch die Mehrheit hätte. Vertrauen in die Justiz gibt es nur, wenn alle politischen Kräfte aufgrund ihrer Stärke angemessen vertreten sind.

Schweizerisch stellt die SVP mehr Bundesrichter als jede andere Partei. Richtigerweise. Viel geändert hat sich an der Rechtsprechung deshalb nicht. Im Wallis sind SVP und SP auf der Ebene der Gerichte krass untervertreten. Und auch leider selber etwas schuld daran.

Im Unterwallis geben neu zwei Fälle zu reden. Ein Pädophiler muss nicht ins Gefängnis, sondern wird versorgt. Vielleicht lebenslänglich. Was schlimmer ist als jede Gefängnisstrafe. Und ein Raser muss für ein paar Monate in den Knast. Urteile muss man erklären, doch leider schweigt das Kantons­gericht. Selbst gegenüber dem «Nouvelliste». Gefordert ist unser Justizminister. Er leidet offenbar etwas unter postnataler Olympia-Depression.

Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich: Die katholische Kirche steckt kantonal, national und international in einer tiefer werdenden Krise. Weil der Kirchen-Apparat pädophile Priester, Bischöfe und Kardinäle zu lange geschützt hat.

Die einzig selig machende Kirche braucht Reformen.

Umbau 1: Neu sollten nicht nur Männer Priester, sondern auch Frauen Priesterinnen werden dürfen. Frauen wären sowieso die besseren Priester.

Umbau 2: Priester und Priesterinnen sollten heiraten dürfen. Jemanden vom anderen Geschlecht oder jemanden vom gleichen Geschlecht.

«Warum ist der Autoverkehr heute 32 Mal sicherer als in meiner Jugend?»

Tellerrand 2: In meiner Jugend starben jedes Jahr 1600 Menschen im Strassenverkehr. Heute fahren wir alle zusammen durchschnittlich viermal mehr Kilometer auf Schweizer Strassen als damals. Die Zahl der Verkehrstoten sank trotzdem auf 230 Personen. 230 zu viel, aber immerhin ist der Autoverkehr heute 32 Mal sicherer als vor 50 Jahren.

Dies dank technischem Fortschritt kombiniert mit mehr Staat. Wir müssen uns neu angurten und dürfen nur mehr 0,5 Promille im Blut haben. Und wer zu schnell unterwegs ist, kommt verdammt hart an die Kasse. Aber die Zahl der Toten und Verletzten wird weiter sinken. Auch dank Härte.

Der Trost: Schneller als wir alle denken, werden elektrisch angetriebene Roboter-Autos uns Autofahrer ablösen. Niemand wird mehr ein Permis brauchen.

Unwahrscheinlich? Genauso unwahrscheinlich wie die 32 Mal weniger Toten pro Kilometer als im Jahr 1970.

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Kommentare

  • Erwin Gasser, Zürich - 116

    Ich gehe mit Peter Bodenmann in bezug auf die Krise in der kath. Kirche einig. Es ist leider Tatsache, dass vorwiegend nur noch die alten Leute den Gottesdienst besuchen, die Jungen fühlen sich nicht mehr angsprochen. Paralell zur Kirche stelle ich fest, dass auch das eidgenössische Parlament nicht mehr in der Lage ist, die wichtigen anstehenden gesellsschaftlichen Probleme zu lösen. Wenn man heute mit einem Anliegen an die Damen und Herren Parlamentarier gelangt, ist man keiner Antwort wert.
    Erwin Gasser, Zürich

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