Region | Diskussion über mehr Lektionen im Kindergarten
Kindergärtner sollen künftig länger zur Schule
Um die Vereinbarkeit von Familie und Schule zu verbessern, sollen die Unterrichtszeiten in der Schule angepasst werden. Das würde für den Kindergarten mehr Lektionen bedeuten, was aber nicht alle gut finden.
Derzeit beginnt der Unterricht im Kindergarten oft später als in der Primarschule. Das stellt für so manche Familien bei Berufstätigkeit beider Elternteile nicht selten eine schwierige Situation dar. Um die Vereinbarkeit von Familie, Schule und Arbeit zu verbessern, sollen darum die Schulzeiten innerhalb der Schulregion möglichst harmonisiert werden. «74 Prozent aller Mütter in Paarhaushalten im Wallis sind erwerbstätig», sagt der stellvertretende Chef bei der Dienststelle für Unterrichtswesen Marcel Blumenthal. Die vorgesehene Erhöhung der wöchentlichen Lektionen der beiden Kindergartenstufen (1H derzeit 12 und 2H derzeit 24 Lektionen) solle in erster Linie der bestmöglichen Förderung der Kinder dienen. Um wie viele Lektionen genau erhöht wird, ist Bestandteil von laufenden Gesprächen mit den Gemeinden. «Deren Meinung ist mitentscheidend, weil es Einfluss auf ihre Betreuungsstrukturen hat», sagt er. Im interkantonalen Vergleich liege das Wallis auf dieser Stufe betreffend Anzahl Lektionen zurück. «Dass da auch ein Beitrag an die bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Schule geleistet werden könnte, liegt auf der Hand», so Blumenthal.
Gemeinden entscheiden mit
Der direkt betroffene Familienvater Egon Werlen befürwortet das Modell. Er ist überzeugt, dass dies insbesondere finanziell benachteiligten Familien zugutekommen würde. «Gutgestellte Familien hingegen können sich immer irgendwie organisieren», sagt er. Werlen geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht von Tagesschulen. Anderer Meinung ist eine dreifache Mutter, welche anonym bleiben will. Für sie bleibt bei der ganzen Diskussion das Kind auf der Strecke. «Und um das geht es schliesslich», sagt sie. «Die heutige Gesellschaft bildet sich in allen Bereichen weiter, und beim Thema Kind wirft man alle Prinzipien über Bord und entfernt sich davon. Kind darf heutzutage nicht mehr Kind sein.» Blumenthal hat für die Bedenken Verständnis. «Die Abnabelung ist immer ein schmerzvoller Prozess. Aber es wird sicher nicht zu einer massiven Erhöhung der Lektionen kommen», sagt er. Ab welchem Zeitpunkt die vier- und fünfjährigen Kinder länger zur Schule gehen werden, sei zudem auch noch offen. Auch das sei Teil der laufenden Abklärungen mit den Gemeinden, so Blumenthal.
Peter Abgottspon
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Kommentare
Arthur Heinzmann, Visp - ↑23↓9
Mir erscheint es sehr seltsam, dass gerade ein Familienvater die Meinung vertritt, dass des Geldes wegen, die Kinder, also die kleinsten, schwächsten und schutzlosesten, abgeschoben werden müssen. Kinder werden immer häufiger zur Handelsware degradiert. Diese Entwicklung halten viele Eltern, die noch Eltern sind und es auch bleiben möchten, für sehr gefährlich.
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