Region | Bitsch
«Keine Kita ist selbsttragend»
Nach einer Bedürfnisabklärung im Dorf hat der Gemeinderat sich zugunsten einer Kita entschieden. Lohnt sich aber eine Kindertagesstätte für eine Gemeinde mit rund 850 Einwohnern?
«Ja», meint Edgar Kuonen, Gemeinderat von Bitsch. «Wir haben durch eine Umfrage zutage gebracht, dass in Bitsch durchaus Interesse an dem Angebot besteht.» Die Eltern im Dorf wurden zu verschiedenen Aspekten der Kinderbetreuung befragt. Die Gemeinde hat sich unter anderem erkundigt, ob die Eltern berufstätig sind und wie ihre preislichen Vorstellungen für eine Fachbetreuung aussehen würden. Das Ergebnis der Auswertung: «Fast die Hälfte der Familien haben Interesse an dem Angebot bekundet. Das sind insgesamt 13 Kinder. Genug, um eine Kindertagesstätte aufzumachen.»
Mehrere Faktoren entscheidend
Dieses Bedürfnis scheint nicht in allen Oberwalliser Dörfern zu bestehen. So haben sich beispielsweise die Gemeinden Termen und Ried-Brig erst kürzlich gegen eine eigene Kindertagesstätte entschieden. Trotzt höherer Einwohnerzahl war die Nachfrage in den Dörfern vergleichsmässig zu gering. Stefan Luggen, Gemeindepräsident von Termen, erklärt aber, dass das Projekt nicht endgültig vom Tisch sei. Man ist zuversichtlich, dass die Nachfrage nach Kita-Plätzen auch hier steigen wird. Die Entscheidung für oder gegen die Eröffnung einer Kindertagesstätte hängt aber nicht nur von der Nachfrage in der Bevölkerung ab. Auch Faktoren wie Geld oder das Fehlen von passenden Räumlichkeiten können Gründe sein, warum eine Gemeinde sich gegen die Eröffnung einer Kindertagesstätte entscheidet. Wie die Dörfer ohne eigene Kinderbetreuung diese Herausforderung regeln, weiss Claudia Volken, Betriebsleiterin der «Ringelreija» in Brig. «Es gibt Gemeinden, in denen sich eine eigene Krippe oder ein Hort einfach nicht lohnen. Diese haben die Möglichkeit, mit Kindertagesstätten einen Leistungsvertrag einzugehen. So können die Einwohner dennoch auf eine bezahlbare Kinderbetreuung zurückgreifen.» Von dem Geschäft mit diesen Leistungsverträgen könnte auch Bitsch profitieren. Als erste Kita im Bezirk Östlich Raron sei das Interesse gross, die umliegenden Gemeinden mit ins Boot zu holen. Auch dank diesem positiven Umstand hat die Gemeinde Bitsch beschlossen, 2016 ihre eigene Kindertagesstätte zu eröffnen. Wie wird es aber nach der Eröffnung weitergehen?
Gemeinde will wachsen
«Es ist sehr wichtig, dass eine Gemeinde hinter ihrer Entscheidung steht, sobald die Kita erstmal im Dorf ist», erklärt Volken. Die Arbeit in und mit einer Kindertagesstätte sei komplex und könne durchaus einige Jahre Anlaufzeit in Anspruch nehmen. Dessen sei man sich in Bitsch bewusst, sagt Kuonen. «Keine Kita ist selbsttragend. Wir sind aber bereit, anfangs auch ein Defizit zu übernehmen, denn im Ganzen betrachtet bringt das Projekt uns viele Vorteile.» Zum Beispiel würde eine gute Kinderbetreuung attraktiv auf junge Familien wirken. «Unsere Gemeinde will in den nächsten Jahren wachsen. Gerade in modernen Formen der Familie sehen wir deshalb unsere Zukunft.» So wird sich in Bitsch in den nächsten Jahren zeigen, ob der Plan mit der Kindertagesstätte aufgeht.
Alexandra Pfammatter
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