Gampel/Steg | SPO befürchtet weitere Mehrkosten beim Riedbergtunnel
Kein Licht am Ende des Tunnels
Der Staatsrat geht inzwischen davon aus, dass der Riedbergtunnel schlussendlich viermal so viel kosten wird wie ursprünglich geplant. Allerdings ist dies immer noch eine ziemlich optimistische Einschätzung, findet SPO-Präsident Gilbert Truffer. Eine Analyse.
Eigentlich ist es ja schmeichelhaft, wenn man sich als kleine Randregion mit einer der grossen Metropolen der Welt vergleichen kann. In diesem Fall allerdings könnte das Oberwallis wohl gut auf den Vergleich mit der deutschen Hauptstadt Berlin verzichten. Was den Berlinern nämlich ihr neuer Flughafen BER ist, das ist dem Oberwallis sein Autobahntunnel durch den Riedberg.
Viermal höhere Kosten
Beiden Bauprojekten ist dabei gemein, dass sie nicht nur um einiges teurer werden als ursprünglich geplant, nein, man hinkt auch dem Terminplan um Jahre hinterher. Vor 15 Jahren rechnete man für den Riedbergtunnel noch mit Kosten von rund 54 Millionen Franken. In der letzten Session des Grossen Rats dann schätzte der zuständige Staatsrat Jacques Melly auf eine Frage von CVPO und CSPO hin die Gesamtkosten des Projekts bereits auf 220 Millionen, eine Steigerung um 400 Prozent! Grund dafür sind neben dem Skandal um unrechtmässig geleistete Vorauszahlungen an Bauunternehmen vor einigen Jahren bekanntlich die geologischen Schwierigkeiten im Riedberg. Was den Zeitplan betrifft, so ist es indes ziemlich unklar, wann denn zum ersten Mal Autos durch den Riedbergtunnel rollen werden. Martin Hutter, Chef des Amtes für Nationalstrassenbau, erklärte Ende August gegenüber dem «Walliser Boten», der Durchbruch des Tunnels werde wohl in den Jahren 2023/24 erfolgen. Allerdings kämen dann noch einige Jahre Bauzeit für den Innenausbau hinzu. Eine Jahreszahl zu einer möglichen Eröffnung nannte Hutter (vermutlich wohlweislich) nicht.
Noch teurer?
Der Präsident der SP Oberwallis, Gilbert Truffer, glaubt indes weder an die vom Staatsrat genannten Gesamtkosten und steht auch dem prognostizierten Zeitplan kritisch gegenüber. «Von Gesamtkosten von 220 Millionen Franken kann man nur ausgehen, wenn man damit rechnet, dass es ab dem heutigen Tag keinerlei weitere Schwierigkeiten beim Tunnelbau mehr geben wird», sagt Truffer. «Angesichts des bisherigen Verlaufs kann man daran aber durchaus berechtigte Zweifel haben.» Auch die bisher bekannten Zahlen sprechen dafür, dass eigentlich schon jetzt klar ist, dass 220 Millionen nicht reichen werden, um den Riedbergtunnel fertig zu
bauen. Staatsrat Melly bezifferte die bisher entstandenen Kosten auf 140 Millionen Franken, der Tunnel ist aber erst zu 50 Prozent ausgebrochen und vom Einbau der Sicherheitstechnik kann noch keine Rede sein. Und Gilbert Truffer führt noch ein weiteres Argument dafür an, dass der Staatsrat mit seiner Kostenschätzung wohl zu optimistisch sein dürfte. «Es ist noch ein Gerichtsverfahren hängig, in dem es um Nachforderungen der ehemaligen Arbeitsgemeinschaft geht», so der SPO-Präsident. «Ich bin daher überzeugt, dass die Rechnung für den Riedbergtunnel nur deshalb schon um ein paar Millionen höher ausfallen wird, als es Staatsrat Melly zugibt.»
GPK soll Klarheit schaffen
Für Truffer ist der Bau des Riedbergtunnels insgesamt ein einziges Desaster, das seiner Ansicht nach dringend einer politischen Aufklärung bedarf. In der letzten Session des Parlaments hat er darum eine Resolution eingereicht, mit welcher die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats (GPK) beauftragt werden soll, die Verantwortlichkeiten für die Kostenüberschreitungen inklusive der Rolle des Bundesamts für Strassen (ASTRA), das die Oberaufsicht über den Bau der Autobahn A9 hat, zu prüfen.
«Das Vertrauen in die Verantwortlichen ist dahin»
Gilbert Truffer, SPO-Präsident
«Eine grundlegende Überprüfung der Vorgänge ist zwingend nötig», sagt Truffer. «Das Vertrauen in die Verantwortlichen ist dahin, auch in der Bevölkerung.»
Abbruch der Übung gefordert
Deshalb geht der SPO-Präsident auch noch einen Schritt weiter und fordert die Einstellung der Bauarbeiten am Riedberg. Mittels eines Postulats will er eine offene Variante prüfen lassen. Diesem Vorhaben erteilte Staatsrat Jacques Melly aber prophylaktisch schon eine Absage, denn für eine andere Linienführung der A9 im Raum Gampel/Steg sei ein Baubeginn frühestens in zehn bis 15 Jahren realistisch, zudem würden hohe Kosten entstehen. «Hohe Kosten haben wir bereits jetzt», sagt Truffer dazu mit einer gewissen Ironie. «Und selbst wenn man erst in 15 Jahren anfangen würde zu bauen, so wäre man wohl nicht viel später fertig, als man es jetzt mit der Tunnelvariante sein wird.» Dass sich das Wallis mit einem Abbruch der Übung am Riedberg zum Gespött des Landes machen würde, sieht Truffer indes nicht als Problem, «Für Gelächter sorgen wir schon jetzt», sagt er. Und hat damit wohl recht. Wenns nur nicht so ein teurer Spass wäre.
Martin Meul
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Kommentare
Peter Fux, St. Niklaus VS - ↑13↓0
MAN SOLLTE endlich die SCHULDIGEN FINDEN denn es gibt sie!!!
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