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Kaum Chancen für Einheitsmatura

Kollegium Brig: Einheitliche Maturaprüfungen, aber keine Einheitsmatura.
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Kollegium Brig: Einheitliche Maturaprüfungen, aber keine Einheitsmatura.
Foto: RZ-Archiv

Quelle: RZ 0

Eine neue Bildungsstudie zeigt: Die Mehrheit der Schweizer will keine höhere Maturitätsquote, befürwortet aber die Einheitsmatura. Dagegen wehren sich die Gymnasien.

In einer gross angelegten Studie im Auftrag von Bund und Kantonen befragte der Bildungsökonom Stefan Wolter von der Universität Bern 6000 Schweizerinnen und Schweizer zu Fragen der Bildungspolitik wie etwa Maturitätsquote oder Einheitsmatura. Überraschendes Ergebnis im föderalistischen Bildungsland Schweiz: 86,6 Prozent der Befragten sprachen sich für schweizweit einheitliche Abschlussexamen an Gymnasien aus. Auch der Wissenschaftler Wolter ist überzeugt, dass mit einheitlichen Prüfungen die Qualität der gymnasialen Mittelschulen und die Aussagekraft der Noten gesteigert werden kann. In den Gymnasien selbst ist man von dieser Idee wenig begeistert.

Illusorisch und unnötig

Gerade Mittelschulen mit einem guten Ruf fürchten, dass die Qualität der gymnasialen Ausbildung nicht steigen, sondern sinken wird. «Eine Zentralmatura nivelliert das Niveau nach unten», ist Gerhard Schmidt überzeugt. Der Rektor des Kollegiums Spiritus Sanctus in Brig hat zudem Bedenken, dass damit einer «Teaching to the Test»-Mentalität weiter Vorschub geleistet wird: «Das Kollegium Brig legt Wert darauf, seinen Schülern einen breiten Bildungshorizont zu vermitteln und will sie nicht einfach nur fit machen, die nächste Klausur irgendwie zu schaffen.» Schmidt kehrte eben von einer Tagung der Schweizerischen Mittelschulämterkonferenz zurück, an der er als Vertreter des Kantons Wallis teilgenommen hatte: «Wir haben über die Einheitsmatura diskutiert und praktisch niemand fand es eine gute Idee.» Auch die Präsidentin der Schweizerischen Mittelschulämterkonferenz, die Aargauerin Kathrin Hunziker, glaubt nicht, dass die Zentralmatura für die Schweiz ein gangbarer Weg darstellt: «Man muss sich nur vorstellen, jede einzelne Maturaprüfung müsste in der gesamten Schweiz am gleichen Tag um dieselbe Uhrzeit durchgeführt werden. Das ist illusorisch.» Was Rektor Schmidt dagegen befürwortet und was schon seit einiger Zeit im Kollegium Brig praktiziert wird, sind einheitliche Prüfungen: «Pro Fach gibt es für alle nur noch eine gemeinsame Maturaprüfung, unabhängig davon, welcher Lehrer die Klasse unterrichtete.»


Höhere Maturaquote ist unpopulär

Ein anderes, gerade auch politisch viel diskutiertes Thema ist die Frage nach der Maturaquote. Rund 18 000 Schüler haben letztes Jahr in der Schweiz ihr Abitur gemacht. Die kantonalen Unterschiede sind jedoch beträchtlich: Während es in Basel 30 Prozent sind, beträgt die Quote im Wallis 17,5 Prozent, was etwa 800 Maturanden jährlich entspricht. Der Schweizer Schnitt liegt bei 20,2 Prozent. Knapp 45 Prozent der in der Studie befragten Schweizer finden, dies sei in Ordnung so. Ebenfalls 45 Prozent glauben, die Quote sei zu hoch. Nur jeder Zehnte wünscht sich mehr Maturanden. Für Kathrin Hunziker ist klar: «Will man die Maturandenquote steigern, würde das sicher auf Kosten des Niveaus gehen.» Dieser Niveauverlust hätte zur Folge, dass die Schweizer Universitäten Aufnahmeprüfungen für Maturanden einführen würden. Grundsätzlich scheinen die meisten vom dualen Bildungssystem in der Schweiz überzeugt zu sein, das sich bewährt habe. Schmidt sieht für das Wallis einen kleinen Spielraum: «Ich wünschte mir im Wallis eine leichte Anhebung der Maturandenquote an den Schweizer Schnitt.» Entgegen einer verbreiteten Meinung ist der Rektor des Kollegiums Brig überzeugt, dass Akademiker gute Chancen haben, auch im Wallis einen Job zu finden.

Frank O. Salzgeber

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