Saas-Grund | Wegen unklarem Besitzverhältnis
Juristisches Hickhack um Tourismusbüro Saas-Grund
Das Tourismusbüro zügelt demnächst an einen neuen Standort. Wegen einer Klausel im Kaufvertrag will der Vorbesitzer das alte Büro zurück: Abklärungen laufen.
Das Tourismusbüro von Saas-Grund wird zu Beginn der kommenden Wintersaison an einen neuen Standort verlegt: Vom jetzigen zentral gelegenen Dorfplatz, wird es in die Talstation der Bergbahnen Hohsaas integriert. Für die damit frei werdende Lokalität beim Dorfplatz sucht die Gemeinde als Miteigentümer, einen Nachmieter (die RZ berichtete). Doch das könnte sich als Knacknuss erweisen. Besagte Parzelle gehörte früher der Pfarrei, welche sie unter Bedingungen verkaufte: Das Grundstück wird «zur Errichtung eines Gebäudes öffentlichen Nutzens, nämlich für Büroräume des Verkehrsvereins und der Skischule verkauft», ist in einem internen Dokument zu entnehmen.
Frage der Verjährung
Und weiter: «Falls der Boden nicht mehr diesem Zweck dient, fällt er zurück an die Pfarrei.» Und mit dem jetzigen Wegzug des Tourismusbüros tritt dieser Fall tatsächlich ein. Die Krux: Der damalige Verkauf in Höhe von 7500 Franken wurde 1968 abgewickelt und ist demnach über 50 Jahre her. Was es mit dieser Klausel nach so langer Zeit noch auf sich hat und ob diese allenfalls sogar verjährt ist, weiss man nicht. Deshalb hat die Pfarrei einen Anwalt beigezogen, welcher die Frage der «50-Jahr-Klausel» rechtlich beurteilen sollte. Und offenbar ist dieser zum Schluss gekommen, dass demnach Gründe sowohl für als auch gegen eine Verjährung sprechen, heisst es im Dokument weiter. Trotz der Unklarheit solle die Pfarrei den jetzigen Besitzern (Gemeinde und Skischule) schriftlich ihren Anspruch auf eine «Rückübertragung» besagter Parzelle stellen. Die Begründung des Anwalts: Es sei damit an den jetzigen Besitzern, darzulegen, warum sie sich nicht mehr an vertraglich eingegangene Verpflichtungen halten würden.
Pfarrei will Grundstück zurück
Die Pfarrei ist dem Ratschlag gefolgt und hat besagten Besitzern in der Zwischenzeit einen Brief geschrieben: Weil das Tourismusbüro und die Skischule aus dem Gebäude ausziehen, «fällt der Boden gemäss Kaufvertrag zurück an die Pfarrei», heisst es. Der Leiter der Schneesportschule Saas-Grund, Claudio Zurbriggen, bestätigt auf Anfrage den Erhalt des Schreibens, worauf aber noch nicht geantwortet wurde. Gleichzeitig schiebt er den Ball der Gemeinde zu. Man mache den Entscheid von der Stellungnahme des Gemeinderates abhängig, so Zurbriggen. Wie dieser dazu steht, ist allerdings offen. Präsident Bruno Ruppen war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Nicht zuletzt geht es wohl auch darum, dass die drei Parteien – Gemeinde, Skischule und Pfarrei – ein wirtschaftliches Ziel verfolgen und an einer Vermietung interessiert sind. So erhielt die Skischule seither immerhin 5000 Franken pro Jahr. Offen ist auch die Frage, für welchen Zweck ein allfälliger Nachmieter die Lokalität nutzen wird. Denn ist es ein touristisches Ziel, könnte die «50-Jahr-Klausel» womöglich gar umgangen werden, worüber aber wohl ein Gericht zu entscheiden hätte. Auf einen juristischen Streit will sich die Pfarrei auf Anfrage aber nicht einlassen.
Peter Abgottspon
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